Appell an die Vernunft

BTE-Präsident Steffen Jost

BTE-Präsident Steffen Jost (Bild: BTE)

Autor: Markus Oess

Im Augenblick beschleicht einen das Gefühl, der mittelständische Modehandel läuft der Branche hinterher. Jost sieht hausgemachte Probleme im Modehandel. Vor allem prangert er den offenbar gewollten Mengendruck an, der die Margen überrollt.

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Auch im vergangenen Jahr hat nach ersten Hochrechnungen des Handelsverbandes BTE der mittelständische Fachhandel 2016 rund ein Prozent verloren. „Woran liegt das?“, fragt sich BTE-Präsident Steffen Jost und verweist auf die Existenz starker Konkurrenten (vertikale Konzepte und Online-Formate). „Haben wir auf diese Herausforderungen die richtigen Antworten gefunden? Wenn man die letzten zwölf Monate Revue passieren lässt, muss man ernsthaft daran zweifeln“, räumt Jost ein.

Auch der stationäre Handel hat mit den Rabattzeichen so wild um sich geschmissen, dass so mancher Verbraucher den Kopf einziehen musste. „Die Zeitspanne, in der wir von unseren Kunden reguläre Preise verlangen, ist 2016 nach meiner Einschätzung weiter geschrumpft. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass von manchen Marken mittlerweile mehr reduzierte als reguläre Teile verkauft werden“, konstatiert Jost. Obendrein werden die Rabatte zusehends höher. „Eine kurzfristige Preispolitik steht leider sehr im Vordergrund der allgemeinen Bemühungen um die Umsätze, die Rendite bleibt immer öfter auf der Strecke. Geld für nötige Investitionen steht deshalb häufig nicht mehr zur Verfügung“, beklagt der BTE-Präsident.

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Die Ursache des Problems: „Es ist zu viel Ware zum falschen Zeitpunkt am Markt. Seit mindestens zehn Jahren kennen und diskutieren wir dieses Problem, geändert hat sich in der Zwischenzeit leider wenig.“ Experten schätzen, dass rund 30 Prozent zu viel Ware auf dem Markt seien, die dann letztendlich den Preisverfall auslösten. „Es hilft daher wenig, wenn die im Fachhandel ‚eingesparten‘ Mengen dann über andere Kanäle angeboten werden, zum Beispiel in FOC oder in sonstigen Off-Price-Kanälen, stationär oder online. Erreicht wird damit vor allen Dingen eines: Die Marke wird im Image und in der Begehrlichkeit nachhaltig geschädigt!

Allerdings müsse der Modehandel auch seine hausgemachten Probleme angehen und mehr Geld in seine Läden und sein Personal investieren. „Personalabbau und Kosteneinsparungen sind kritisch zu bewerten, denn die Begeisterung und soziale Kompetenz der Menschen im Verkauf ist das, was uns im Wettbewerb mit Onlinern und auch den meisten vertikalen Systemen unterscheidet!