Von der Masche bis zum Byte

Fashion x Science

„I'm stepping through the door.“ Gefühle zeigen mit Jasna Rok Bild: Jasna Rok

Autor: Maximilian Fuchs

Berlin wagt einen Blick in die Zukunft. Mit der #FASHIONTECH hat die Premium Group eine Veranstaltung geschaffen, die sich wohl am ehesten als kreativer Schmelztiegel aus Design, Technik und visionärem Unternehmertum bezeichnen lässt. Mit einer Liste aus hochkarätigen Speakern und einer Ausstellung themenaffiner Brands konnte sich die #FASHIONTECH nach nur zwei Editionen zur Pflichtveranstaltung für all diejenigen entwickeln, die sich mit Wearables und Smart Textiles, E-Commerce, der Zukunft des Handels sowie Digital Marketing beschäftigen.

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Eines wurde an diesem Tag immer wieder und von allen Seiten betont: Wer die Zukunft mitgestalten möchte, muss gemeinsame Sache machen – Synergien helfen mehr als Abschottung und Egomanie. Ein Rat, den auch die Premium Group als Messebetreiber selbst befolgt und auf eine Kooperation mit dem Global Player Messe Frankfurt setzt. Thimo Schwenzfeier (Director Marketing Communications Textiles & Textile Technologies) präsentierte in seinem Vortrag Auszüge aus dem Innovationsportfolio der Techtextil + Texprocess. Auch gab er einen kleinen Ausblick auf die nächste Veranstaltung des Fachmesse-Duos im Mai: Die Raumfahrt wird eine zentrale Rolle spielen; unter dem Motto „Mission to Mars“ soll die Anwendungsvielfalt technischer Textilien am Beispiel der Raumfahrt demonstriert werden.

Fashion Fusion

Im Jahr 2016 lud die Deutsche Telekom in Kooperation mit Intel, Wired Germany und adidas zum Wettbewerb Fashion Fusion. Die Initiative hat das Ziel, relevante, funktionale, nachhaltige, aber vor allem intelligente Mode mit Mehrwert zu entwickeln. Dem Aufruf folgten Designer, Ingenieure und Techniker aus der ganzen Welt. Aus mehr als 120 Bewerbungen aus 25 Ländern qualifizierten sich zwölf Teams für das Finale. Drei Gewinnerteams zeichnete die Jury mit Preisen im Wert von insgesamt 35.000 Euro aus. Der erste Platz ging an Trainwear, ein virtueller Personal Trainer, integriert in intelligente Fitnesskleidung. „Wearables zur Überwachung körperlicher Werte gehören heute zum Alltag von Sportlern und Fitness-Fans. Das Trainwear-Team hat diesen Trend um eine spannende neue Komponente erweitert: Ihre intelligente Trainingskleidung misst nicht nur Atmung, Muskelanspannung, Balance und Puls, sondern gibt darüber hinaus Feedback zur Körperhaltung und richtigen Ausführung von Sportübungen. Mit ihrem modularen Softwaresystem und eigens entwickelten Sensoren haben Gernot Bahle, Bo Zhou und Lorenzo Fürg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz die Voraussetzungen für einen ,virtuellen Personal Trainer‘ geschaffen, der das Training individuell überwacht, begleitet und unterstützt. Aus Sicht der Jury: Anwendernutzen par excellence.“ Es wurde außerdem verkündet, dass der Wettbewerb auch im Jahr 2017 fortgeführt wird.

Technique Couture

Die belgische Designerin Jasna Rok stellte extravagante Kreationen vor, die neben dem Look und der hautengen Silhouette in erster Linie durch die neurale Technik überraschen: Die Aufsätze sind über Sensoren mit dem Gehirn verbunden und ermöglichen es, die Gefühlslage des Trägers nach außen zu tragen, eine automatische Einfärbung der Couture nach Stimmung also. Ob es praktikabel oder sinnvoll ist, seine Emotionen so nach außen zu tragen, sei dahingestellt – aber es gehe bei diesem Projekt auch eher darum zu zeigen, „was technisch möglich ist“, so die Designerin.

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Mode für das Hier und Jetzt

Die intelligente Mode muss nicht zwangsläufig von futuristischer Anmutung sein wie bei Jasna Rok, sie kann auch sehr gut schon heute in alltagstauglicheren Kollektionen zum Einsatz kommen. Als Beispiel wäre Zegna Sport mit der intelligenten Bluetooth-Jacke „Icon“ zu nennen. Oder LEVI’S, die zusammen mit Google das „Project Jacquard“ lanciert haben. Der smarte Stoff ist mit einer berührungsempfindlichen Oberfläche ausgestattet, die es ermöglicht, Anwendungen zu starten und damit Aktionen auszuführen. Das leitfähige Garn kann punktuell eingesetzt oder als Sensorgitter entlang des Textils gewebt werden, wodurch große interaktive Oberflächen geschaffen werden können. Die Kommunikation zwischen Textil und Device findet über WiFi statt. Auch für andere Einsatzbereiche wie die Möbelindustrie (zum Beispiel eine Couch mit integrierter Steuerung für das Home-Entertainment-System), die Fitness- und Gesundheitsindustrie oder das vernetzte Zuhause (Smart Home) bietet die neue Technologie ungeahnte Möglichkeiten.

Neben aller Vision ist der globale Markt der Smart Textiles auch aus kommerzieller Sicht äußerst interessant. In ihrem Vortrag „How Textiles Get Smart“ prognostizierte Dipl.-Ing. Sabine Gimpel vom Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland ein Marktvolumen von 1,8 Billionen US-Dollar bis 2021. Es lohnt sich also, die Entwicklung zu beobachten, denn heute war gestern schon morgen.