ISPO: Anleihen bei der Mode

Autor: Markus Oess

Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München hat die Verbraucher befragen lassen und macht auf der Eröffnungspresse-Konferenz der diesjährigen Winter-ISPO in der bayrischen Hauptstadt dem stationären Handel Mut: „Gleich zu Beginn habe ich eine gute Botschaft für den stationären Handel: online informieren, offline kaufen – die meisten Verbraucher ziehen das Einkaufserlebnis im Geschäft eindeutig dem im Netz vor. Sie brauchen beim Besuch im Fachhandel vor allem eine kompetente, individuelle und auf den eigenen Sport ausgerichtete Beratung.“ Dietrich mahnt gleichzeitig den Handel, „mehrgleisig zu fahren und attraktive Multichannel-Lösungen für den Vertrieb zu entwickeln. (…) Die Digitalisierung spielt hier eine entscheidende Rolle“.

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Dittrich macht Werbung für Gemeinschaftsprojekt der ISPO MUNICH mit dem Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen in Nürnberg und Bogner. „Dank einer Virtual-Reality-Brille steht der Kunde auf einem 500 Meter hohen Eisturm inmitten einer Winterwelt. Ein Adler kreist über ihm, es herrscht Schneesturm. Eine schmale Brücke führt den Gast durch ein Portal und es beginnt eine Zeitreise durch die Welt von Bogner. Abschließend unternimmt der Reisende noch eine kurze Skiabfahrt mit den neuesten Bogner Outfits.“ – Mehr Spiel als Sport, deutet das Projekt dennoch an, dass der PoS digital zum gewinnbringenden Erlebnisraum aufgerüstet werden kann – zumindest solange die Klamotte noch im Mittelpunkt des Bemühens steht.

Der Messe-Chef kommt auf einen anderen Aspekt zu sprechen. Outdoor und Athleisure sind Trendthemen, die in München von vielen Ausstellern gespielt wurden, wenn sie denn in dem Segment auch modisch etwas zu bieten haben. „Weiter zeigte die Umfrage, dass sich Gesundheits- und Fitnesssportarten, wie Yoga oder Pilates, großer Beliebtheit erfreuen“, sagt Dittrich. „Rund 40 Prozent der Befragten sind hier aktiv. Produkte aus diesen Bereichen sind daher ein großer Zukunftsmarkt. Und noch ein Trend zeigt weiterhin enormes Wachstumspotenzial. Sport beeinflusst immer mehr die Mode – und umgekehrt. Mit Turnschuhen ins Büro, mit der federleichten Daunenjacke zum Einkaufen in die Stadt – was früher als mindestens modisch fragwürdig galt, ist heute angesagt. Die Grenzen zwischen Mode und Funktionskleidung lösen sich weiter auf.“

Schöffel bringt Outleisure

Outdoor wird urban. So hat unter anderem Schöffel das Segment für sich neu entdeckt und unter der Headline „Outleisure“ eine eigene Kapsel aufgelegt, die vorerst dem Sporthandel bzw. den großen Textilhändlern (u. a. Breuninger & Co.) vorbehalten bleiben soll, die auch eine Sportabteilung führen. Auch das Label Louis Trenker (58 Prozent HAKA), das nahezu 80 Prozent seiner Umsätze mit Fashion reinholt, setzt auf Outdoor, wenngleich die traditionellen Materialien und Macharten „modern umgesetzt“ dem Namensgeber huldigen, wie Stefanie Hocher, Marketing & Vertrieb, erklärt. Die Bozener rechnen (in erster Linie expansionsbedingt) mit einem deutlichen Umsatzplus von 6,4 Millionen auf mehr als 8 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2016/17, das zum März endet. Das Label beliefert rund 400 Händler hauptsächlich im Alpenraum, davon ca. 130 in Deutschland. Der nördlichste Händler sitzt übrigens auf Sylt. Die Bedeutung von Mode für die Sportswear und Funktion lässt sich auch daran ablesen, dass das Premiumlabel Napapijri seine neueste Jacke, die dank neuem Innenleben von Freudenberg besonders leicht und leistungsfähig ist, auf der ISPO präsentiert hat. Die Jacke deckt Temperaturbereiche von minus zehn bis plus zehn Grad Celsius ab.

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Zur diesjährigen Münchner Sportmesse ISPO sind mehr als 85.000 Besucher (plus 6 Prozent) und 2.732 Aussteller (Rekord) aus aller Welt zusammengekommen. „Die positive Stimmung in der Branche war in den vollen Hallen deutlich spürbar“, heißt es aus München.  – Und das, obwohl der ausbleibende Schnee (kein Schnee, kein Wintersport, keine Umsätze) doch für eher lange Gesichter im Sportfachhandel gesorgt hat.