Die Vermessung der Farbe

Digitale Farbräume (Bild: ColorDigital GmbH)

Autor: Andreas Grüter

Für den einen ist es Blau, für den anderen Grün, für den Dritten Türkis und für alle zusammen ein ziemliches Problem – zumindest dann, wenn es um eine eindeutige Farbzuordnung im professionellen Rahmen geht. Wo sich Design und Produktion im Dialog bislang mit Farbfächern, per Post verschickten Mustern und häufig unbefriedigenden Pi-mal-Daumen-Lösungen zu behelfen suchten, steht dank ColorDigital jetzt eine Revolution an. Das Kölner Tochterunternehmen des Deutschen Mode Instituts hat eine Software entwickelt, mit der sich Farbinformationen mit einem Mausklick verbindlich digital definieren lassen.

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„Bislang waren es vor allem subjektiv geprägte, analoge Vorgänge. Mit ColorDigital bringen wir jetzt die Physik ins Spiel. Jeder Farbton erhält einen eigenen digitalen Fingerabdruck und der lässt sich mit unserer Software sowohl konkret darstellen und verbindlich kommunizieren als auch jederzeit wieder reproduzieren. Das führt nicht nur zu einer drastischen Beschleunigung des Produktionsprozesses und wesentlich höherer Planungssicherheit, sondern sorgt auch für eine immense Kostenminimierung“, umreißt Gerd Müller-Thomkins, Leiter des Deutschen Mode Instituts und neben Olaf Kölling und Gerd Willschütz im Vorstand der 2013 gegründeten ColorDigital GmbH, die Vorteile des Systems. Dabei punktet ColorDigital, das bereits 2014 mit dem Digital Transformation Award ausgezeichnet wurde, mit einem immens nutzerfreundlichen Handling und funktioniert zudem auch bei unterschiedlichen Endgeräten. In einem ersten Schritt wird die gewünschte Farbe aus der Vorlage digital codiert. Anschließend werden die Daten dann in die sogenannte DMIx Cloud transferiert und der Supply Chain zugänglich gemacht, die ihre Maschinen mit den Angaben füttert und so den festgelegten Farbton genau trifft. Registrierten Usern bietet sich zudem die Möglichkeit, eigene Moodboards auszuarbeiten, kollektionsspezifische Farbkombinationen zusammenzustellen oder passend zu den Entwürfen ergänzende Zutaten der Lieferanten auszuwählen.

Branchenübergreifende Umwälzung

Wie weitreichend die neue Technik das kreative Tagesgeschäft umkrempeln wird, ist zwar aktuell noch kaum zu erfassen. Fest steht jedoch, dass die neue Technik längst nicht nur der Textil- und Bekleidungsindustrie zugutekommt. „Anfangs lag unser Fokus primär auf der Textilbranche, aber es war schnell klar, dass das ColorDigital-System eigentlich viel breiter einsetzbar ist. Seit wir im November 2016 mit einem erfolgreichen Pilotprojekt gestartet sind, haben wir neben Kunden aus dem Textilbereich beispielsweise auch solche aus der Kunststoffbranche. Auch Haarfärbemittel und Kerzen wurden bereits farblich eingenordet und mit Messen arbeiten wir ebenfalls zusammen“, erläutert Olaf Kölling. Bleibt die Frage nach der Finanzierbarkeit. „Wir bieten verschiedene Packages an, die vom Einzelplatz bis zur Firmenlizenz preislich und vom Umfang her eigentlich alle Eventualitäten berücksichtigen.“

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