Limburgs Laden für Menswear

Store Check

Moderne Männermode zwischen Dom und Fachwerkhäusern

Autor: Markus Oess

Die Kreisstadt Limburg zählt 34.000 Einwohner, ist Bischofssitz und lockt die Touristen mit einer gut erhaltenen Altstadt und Fachwerkhäusern. Irgendwie deutsch und nicht eben das subkulturelle Zentrum der Republik. Das Ehepaar Jeanette und Frank leben hier und sie betreiben hier ihren Laden HEFFTERS: Contemporary Menswear mit DRYKORN als Ankermarke.

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Limburg hatte es vor drei Jahren in die Abendnachrichten im Fernsehen gebracht. Im März 2014 stellte die Deutsche Bischofskonferenz eine Mitverantwortung des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst an explodierenden Baukosten und Verfahrensfehler beim Neubau des Bischofssitzes fest. Auch sein autoritärer Führungsstil stand in der Kritik. Der Bischof sah sich gezwungen, seinen Job an den Nagel zu hängen, und verantwortet seit Dezember 2014 als Apostolischer Delegat im Päpstlichen Rat die Neuevangelisierung mit Zuständigkeit für die Katechese. Seither ist es wieder ruhiger geworden um die hessische Kreisstadt und die Touristenbusse bringen wie früher Menschen heran, die Altstadt und Dom besuchen wollen und nicht mehr nur die Wirkungsstätte des Ex-Prunk-Bischofs (Zitat Express).

Der mutige Schritt in die Selbstständigkeit

Auf dem Weg zu Dom und Bischofssitz kommen die Menschen auch an HEFFTERS vorbei, einem Menswear-Laden am Fuße der sakralen Gebäude. Aber nur wenige verirren sich dann auch tatsächlich in den Laden. „Wir leben von der Stammkundschaft“, sagt Jeanette Heffter, die gemeinsam mit ihrem Mann den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatte. Das war 2010, als ihr Mann Frank vor der Entscheidung stand, wieder im Vertrieb anzuheuern oder das zu tun, was er eigentlich immer schon machen wollte. „Damals hatten viele Freunde mit dem Kopf geschüttelt. Ein Modegeschäft und dann nur Menswear? Uns war das aber egal. Wir waren sicher, es wird funktionieren“, erzählt Frank. Also mieteten die beiden eine ehemalige Buchhandlung an, renovierten und richteten das Ladenlokal nach ihrem Geschmack ein und legten los. Beide hatten zwar Erfahrungen im Einzelhandel, aber halt eben nicht mit einem Menswear-Laden. Ein Rückzugraum für Männer sollte es werden, in dem Freunde und nicht Kunden einkaufen.

  • Frank Heffter (r.) setzt auf entspannte Kundengespräche.
  • Im Kleinen, ...
  • ... wie im Großen, gut 60 Prozent des Umsatzes macht die Streetwear aus.
  • Die Teile werden auf dem Tisch einzeln präsentiert
  • Auch Frauen schauen hin und wieder vorbei und kaufen ein. Die Schuhe sind ...
  • ... für Frauen und Männer gleichermaßen.
  • Der Blick bleibt unverstellt.
  • Auf dem Sofa neben der Umkleidekabine wartet es sich besser.
  • Die Dekoration ist unaufdringlich.
  • Ordnung muss sein.
  • So geht Preisauszeichnung.
  • Wächter und Schausteller
  • Accessoirers gehören ...
  • ... natürlich in den Laden.
  • DRYKORN ist immer noch Ankermarke.

Mittlerweile reisen Kunden sogar aus Köln und Frankfurt an

Auf den rund 90 Quadratmetern nimmt die Streetwear erkennbar den größten Platz ein. Rund 60 Prozent des Umsatzes machen Heffters damit, dazu kommen noch mal rund 15 Prozent Umsatz mit Schuhen. Den Rest steuert dann die Konfektion bei. „Als wir gestartet sind, waren wir fast schon ein DRYKORN-Laden. Wir haben das Label hier in Limburg etabliert“, sagt Frank. Und auch heute noch fungiert DRYKORN als Anker, um den herum sich die anderen Marken gruppieren: unter anderem BABTIST B., BERTONI, Floris van Bommel, GABBA Jeans, hannes roether, PHIL PETTER, MMX GERMANY Hosen, Q1 Manufaktur + Albert Dress to impress! (Hemden) sowie BE EDGY und ARKK Sneaker für die Jungen. Die Preislagen: Schuhe von 100 Euro bis 300 Euro, Jeans von 100 bis 200 Euro, Anzüge von 250 bis 399 Euro. Mit der Zeit haben die zwei sich einen Kundenstamm in einem Gebiet aufgebaut, das über das Einzugsgebiet von Limburg selbst hinausreicht. Aus Frankfurt oder Köln zum Beispiel reisen Männer an, um bei HEFFTERS einzukaufen. In Limburg selbst ist die Konkurrenz überschaubar beziehungsweise im Segment, das HEFFTERS bespielen, nicht vorhanden. „Oben, Richtung Dom, gibt es noch einen klassischen Herrenausstatter“, meint Frank. Das war es dann schon, sieht man von den üblichen Ketten ab.

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Der Laden ist ihr Leben

Inspiration holt sich das Paar in Berlin. Obwohl es bis Düsseldorf keine zwei Stunden mit dem Auto sind, fahren die zwei zum Ordern lieber nach München. „Wir mögen die Atmosphäre einfach und wir können dort in Ruhe arbeiten“, sagt Jeanette. Außerdem haben Heffters einen festen Freundeskreis in der bayrischen Metropole aufgebaut. Die Messe ist auch so etwas wie Urlaub. Allzu oft kommen die beiden nicht gemeinsam raus. Der Laden ist ihr Leben. „Wir haben immer wieder auch darüber nachgedacht, den Accessoire-Bereich auszubauen oder auch Lifestyle-Produkte hereinzunehmen. Auch die Kooperation mit einem Möbelhaus war ein Thema. Warum nicht auch die Tische und Regale gleich mitverkaufen, auf denen wir unsere Kleidung präsentieren? Aber wir haben uns bislang dagegen entschieden. Wir wollen uns auf die Bekleidung konzentrieren“, berichtet Frank. Jeanette nickt: „Wir stehen für klare, moderne Menswear und das wollen wir nicht aufgeben.“