Dandy im 21. Jahrhundert

Salvador Dalí

Salvador Dalí liebte Symbolik und Selbstdarstellung. (Bild: Michael Hübner)

Sonderausstellung: „Salvador Dalí: The 21st Century Dandy. Man’s Fashion from 1971–2017“

Autor: Markus Oess

Genial, exzentrisch und mit einem nicht zu leugnenden Hang zur Selbstdarstellung ausgestattet, wurde Salvador Dalí zum Überpopstar der bildenden Künste, zur Ikone des Surrealismus. Gerade in seinem Fall ist die Verbindung von Mode und Kunst unvermeidbar. Scabal, Anbieter von exklusiver Herrenmode, bat 1971 Dalí, die erste Ausgabe des Modemagazins Scarab zu gestalten. Jetzt werden die Originale nach 45 Jahren in Berlin wieder der Öffentlichkeit gezeigt.

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„Es war in Madrid, während ich die schönen Künste studierte, da in mir die Freude an Putz und Geschmeide erwachte. Ich trug die schönsten Anzüge, ein Collier aus unechten Perlen, Armbänder sowie seidene Hemden nach eigenen Entwürfen, die bauschelige Ärmel hatten und mir das Aussehen einer Frau verliehen. Das Zeitalter des Dandys war angebrochen und sollte für mich nicht mehr enden.“ – Wer diesen kunstvoll gezwirbelten Bart sieht, denkt zwangsläufig an den großen spanischen Künstler Salvador Dalí. Genial, exzentrisch und mit einem nicht zu leugnenden Hang zur Selbstdarstellung ausgestattet, wurde er zum Überpopstar der bildenden Künste, zur Ikone des Surrealismus.

Gerade in seinem Fall ist die Verbindung von Mode und Kunst unvermeidbar und so wundert es nicht, dass Scabal, Anbieter von exklusiver Herrenmode, im Jahr 1971 Dalí bat, die erste Ausgabe des Modemagazins Scarab zu gestalten und dabei seine Zukunftsvision der Mode des Mannes bis ins 21. Jahrhundert darzustellen. Die Aufgabe: zwölf Meisterwerke aus dem Louvre in Verbindung mit Mode neu zu interpretieren, ohne deren künstlerischen Kern zu eliminieren.

Dalí entwarf dafür zwölf farbenprächtige Motive in Form von Aquarellen, die ihm als Vorlage für das von ihm gestaltete Magazin Scarab dienen sollten. Inspiriert von den modischen Kreationen, machten sich die Mode- und Stoffdesigner dann gemeinsam mit Dalí daran, eine Stoffkollektion zu kreieren. Der Job regte Dalí wiederum an, auf Basis der Idee einer Schneiderpuppe seine surreale Bronzeskulptur, das Mannequin Zootropique, zu schaffen.

Dalí nicht auf Dalí reduzieren

Die zwölf Werke, die parallel zu den Aquarell-Unikaten in einer bisher unverkäuflichen und unvollständigen Auflage auch als Lithografie für einen kleinen Personenkreis gedruckt wurden, zeigen  Ideen des Künstlers, wie sich maßgeschneiderte Kleidung bis in das 21. Jahrhundert hätte entwickeln können. Seit inzwischen 45 Jahren werden die Originale im firmeneigenen Tresorraum von Scabal verwahrt. Der Direktor des Museums „Dalí – Die Ausstellung am Potsdamer Platz“, Carsten Kollmeier, brachte nun die Inhaberfamilie von Scabal dazu, diese Werke in einer umfassenden Schau den Berlinern und Berlinbesuchern aus der ganzen Welt zu zeigen.

Die gesamte Serie mit weiteren Ausstellungsstücken zum Thema Mode wird erstmals seit fast 45 Jahren wieder gezeigt – zum allerersten Mal überhaupt in Deutschland und Berlin. „Zu oft wird Dalí auf die gängigen zwölf Postkartenmotive reduziert, dabei war er ein überaus wacher, neugieriger Künstler, der bis ins hohe Alter auch mit neuen Techniken experimentierte“, sagt Kollmeier gegenüber FT. Dalís Werke bieten dem Betrachter immer wieder neue Erkenntnisse, er liebte es, eine Vielzahl von Hinweisen zu verstecken, die sich erst beim dritten oder vierten Hinschauen offenbaren. Allen Gerüchten zum Trotz sei Dalí kein Frauenheld gewesen, sondern diesbezüglich doch monogam und treu. Ein Stück Spießertum? Egal, der Mann war verdammt gut.

Sonderausstellung im Dalí-Museum

Das Zusammenspiel der zwölf Hauptmotive – mit der in diesem Kontext entwickelten surrealen Skulptur Mannequin Zootropique, dem Scarab-Magazin und der ebenfalls ausgestellten einmaligen „surrealen“ Scabal-Stoffkollektion – öffnet einen schönen Einblick in die von Mode inspirierte und die Mode inspirierende Kunst Dalís.

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Die Sonderausstellung „Salvador Dalí: The 21st Century Dandy. Man’s Fashion from 1971–2017“ wurde anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Berlin Fashion Week eröffnet (im Museum: Dalí – Die Ausstellung am Potsdamer Platz) und läuft bis 8. Oktober 2017. In den Monaten Juli und August von 10 Uhr bis 20 Uhr, ab September von 12 Uhr bis 20 Uhr.

  • Die zwölf Werke, die parallel zu den Aquarell-Unikaten in einer bisher unverkäuflichen und unvollständigen Auflage auch als Lithografie für einen kleinen Personenkreis gedruckt wurden, zeigen Dalís Ideen, wie sich maßgeschneiderte Kleidung bis in das 21. Jahrhundert hätte entwickeln können. (Alle Bilder: Michael Hübner)
  • Abendveranstaltung der Scabal Group im DaliBerlin , copyright: Michael Hübner , info@nurfotos.de , +4915117253064

Zwischen Tuch und Maßband

Bild: Scabal

Scabal wurde 1938 gegründet und ist einer der weltweit führenden Produzenten für edle Stoffe, der Spitzenschneider und -modehäuser beliefert. In jeder Saison kreieren Designer und Weber Stoffkollektionen in der firmeneigenen Weberei in England. Scabal fertigt auch Maß- und Prêt-à-porter-Anzüge, Jacketts, Hemden und Accessoires unter seinem eigenen Label, die in Geschäften in Europa und Asien zu finden sind. FT sprach mit CEO Gregor Thissen über Markt und Marke.

Thissen zur aktuellen Ergebnissituation von Scabal: „Wir sind zufrieden. Uns geht es auch in Zeiten des Umbruchs gut. Wir haben viele Dinge im Unternehmen realisiert und bewegen uns auf einem Topleistungsniveau: Wir verbinden italienischen Flair und britischen Stil mit deutscher Pünktlichkeit. Wir sind ein verlässlicher Partner des Handels und das zahlt sich für uns aus.“

Das Stoffgeschäft macht rund 55 Prozent vom Umsatz aus. Rund läuft es mit den Maßanzügen. Stoffe sind für Scabal ein Wachstumsfeld, da sie indirekt auch an den internationalen Made-to-Measure Markt gebunden sind und das Geschäft mit Maßanzügen weiter zulegt.

Das Label hat in die Produkte und Preis-Leistung investiert und will in der Mode jünger werden, ohne die klassische Grundlinie zu verlassen. Scabal baut seine Präsenz in Asien (vor allem China) und in den USA aus.
Thissen zu den Perspektiven für Scabal auf diesen Märkten: „Der chinesische Markt wird erwachsener. Dort haben wir gute Perspektiven. Das Geschäft in den USA ist mit guten Wachstumschancen verbunden, aber es ist kein einfacher Markt.“