Very Italian

MAXWELL SCOTT

Anfangs hatte William Forshaw die Taschen komplett selbst entworfen. (Bilder: Maxwell)
Autor: Markus Oess

Britische Ledertaschen aus der Toskana

William Forshaw bevorzugt die italienische Küche. So weit ist das auch nicht verwunderlich, das Essen auf der Insel hat nicht den besten Ruf, ob zu Recht, sei mal dahingestellt. Forshaw hat aber aus einem ganz anderen Grund eine besondere Beziehung zu Bella Italia. In dem Land lässt er seine Taschen produzieren, die er unter dem Namen MAXWELL SCOTT vermarktet.

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Inzwischen umfasst das Programm rund 150 Produkte in jeweils drei Farben. Mit 15 Mitarbeitern erwirtschaftet das Taschenlabel MAXWELL SCOTT einen Umsatz von rund 2,5 Millionen Euro. Und man ist stolz auf seine rein italienische Produktion. Im Blick hat Firmengründer William Forshaw den gehobenen Mittelstand. Im deutschsprachigen Raum kooperiert er mit etwa 20 Drop-Shipping-Partnern. Zwar überwiegt das Online-Geschäft, aber Forshaw beliefert auch einige mittelständische Unternehmen, wie THE BRITISH SHOP und KOFFER.CH.

In England arbeiten wir schon mit größeren Kaufhäusern wie HARVEY NICHOLS zusammen. Dies ist auch für Deutschland geplant“, sagt eine Sprecherin. Forshaws Entscheidung, MAXWELL SCOTT BAGS zu gründen, reifte unter dem Einfluss seiner Mutter, die, so will es die Geschichte, eine enge Liebe zu dem Land verband. Auf ihren zahlreichen Italienreisen begann sie irgendwann, besondere Lederhandtaschen und Aktenkoffer zu kaufen und auf „Handtaschen-Partys“ an Freunde weiterzuverkaufen.

Es muss nicht immer Plastik sein. Das brachte den Briten dann auf die Idee, selbst klassische Stücke zu entwerfen. MAXWELL SCOTT BAGS wurde im Jahr 2002 gegründet. Der Name ist eine Kombination aus Williams Mittelnamen Scott und dem seines Bruders Maxwell und ist eine Verbeugung vor seiner Mutter. Inzwischen ist das aus London stammende Unternehmen in größere Büro- und Lagerräume nach York umgezogen und hat den Messestand gegen einen Online-Shop getauscht.

Anfangs hatte William Forshaw die Taschen komplett selbst entworfen, „da er ein Interesse an Mode und kreatives Talent hat. Mit einem Wirtschaftsstudium hatte er zudem die richtigen Voraussetzungen für einen Unternehmensstart“, sagt eine Sprecherin gegenüber FT. Mit der Weiterentwicklung und dem Wachstum der Marke hat er das Design in andere Hände gelegt. „Wir arbeiten heute mit einer renommierten Designerin zusammen, die unter anderem schon mit Calvin Klein, Hilfiger und Karl Lagerfeld gearbeitet hat“, sagt die Sprecherin. Die Designerin lasse sich viel von ihren Reisen und neuen Kulturen inspirieren.

So stereotypisch, wie das klingen mag, aber der Reisealltag ist die größte Inspiration, da man ständig neuen Leuten mit verschiedenen Stilen und modischen Vorlieben begegnet“, erläutert die Sprecherin. Die Briten sehen sich im Umfeld mit Marken, die für Qualität und klassischen Stil sprechen. Größtes Vorbild im Bereich Fotografie sei zum Beispiel Jil Sander. „Aber wir sehen uns auch in den Reihen von Marken wie JO MALONE, JAEGER, COACH, Mulberry, NET-A-PORTER, mytheresa, PESERICO, RENÉ LEZARD und vielen mehr.

Sämtliche Lederartikel werden komplett in Italien produziert. „Bisher stammen auch alle Materialien aus Italien“, betont die Sprecherin. „Doch für die neue Kollektion beziehen wir auch ein Leder aus Deutschland. Das hängt damit zusammen, dass wir immer versuchen, das beste Leder und die besten Rohmaterialien zu finden. In diesem Fall haben wir ein wunderschönes Nubukleder in Deutschland gefunden. Unser Produktionsmanager ist zusammen mit William für den Einkauf aller Materialien zuständig und übersieht die komplette Produktion in Italien. Als Geschäftsführer stellt William immer noch sicher, dass alle Rohmaterialien den Qualitätsstandards entsprechen, und er reist daher auch öfters nach Italien.

Mittlerweile gebe es vier Produktionsstätten in Italien, in der Toskana. Ihre Namen will die Sprecherin nicht nennen. Ein Weekender ist ab rund 500 Euro zu haben, die Aktentaschen liegen preislich im Großen und Ganzen ähnlich. Auch zu den Margen will die Sprecherin nicht viel sagen. „Das hängt immer individuell vom Partner ab. Generell versuchen wir, die Preise für den Kunden erschwinglich und realistisch zu halten und immer noch eine gute Marge für das Unternehmen zu erzielen.“ Deutsche Mitarbeiter in England pflegen auch Kundenkontakte persönlich in Deutschland. Für 2018 sind vier Handelsvertreter angedacht. „Wir senden potenziellen Händlern Testexemplare der Taschen und Accessoires, sodass sie sich eine Meinung über die Produkte und Qualität bilden können. Große Kunden besuchen wir auch gerne persönlich in Deutschland, Österreich oder der Schweiz“, ergänzt die Sprecherin. „Die Mindestorder liegt bei 2.000 Euro. Wir arbeiten mit kleinen Händlern jedoch auch vermehrt auf Drop-Shipping-Basis.

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„Lieber italienisch“

William Forshaw, Bild: MAXWELL SCOTT

Firmengründer William Forshaw über Tradition, Handwerk und den deutschen Markt.

FT: Herr Forshaw, essen Sie lieber italienisch oder bevorzugen Sie die britische Küche?
William Forshaw: „Eindeutig die italienische Küche! Idealerweise natürlich ganz authentisch in einem kleinen Restaurant in Italien.“

Was ist Ihnen wichtiger, die britische Herkunft Ihrer Firma oder die italienische Produktion?
„Das ist eine schwierige Frage. Ich tendiere zu der italienischen Produktion, aufgrund des Könnens, der Präzision und der Geschichte. Es hat allerdings auch Jahre gedauert, bis wir die für uns richtige Fabrik und die perfekten Materialien gefunden haben.“

Wieso haben Sie Italien als Produktionsland gewählt? Auch Großbritannien hat eine Handwerkstradition, die sich gut verkaufen lässt.
„Es gibt in Italien bessere Anlagen, Materialien und einen schnelleren Produktionsprozess. Lederarbeit wird in Italien noch als Kunst gesehen und ist dort kulturell verankert. Diese Leidenschaft spiegelt sich in unseren Produkten wider, weswegen wir stolz auf unsere Produktion in Italien sind.“

Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Ihr Unternehmen?
„Der deutsche Markt ist wahnsinnig wichtig! Kunden in Deutschland wissen unser qualitativ hochwertiges Leder und die sorgfältige Verarbeitung richtig zu schätzen. Nach Großbritannien ist Deutschland unser zweitgrößter Markt und wir sehen hier großes Wachstum. Für die nächsten Jahre haben wir einige Pläne, um den deutschen Markt stetig weiter auszubauen.“