„Transparenz ist nicht nur ein modisches Phänomen”

Bangladesh Denim Expo

Der CEO der Bangladesh Denim Expo, Mostafiz Uddin, geht eher von der Produktionsseite als von einer reinen Fashion-Vision aus. (Bild: Bangladesh Denim Expo)

Autor: Winfried Rollmann

Vom 8. bis 9. November 2017 fand die siebte Edition der Bangladesh Denim Fair in Dhaka statt. Eine Non-Profit-Veranstaltung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die wichtigen Denim Player von Webern über Finisher bis zu den Entwicklern und den Produzenten der Garments zusammenzubringen. Der Ansatz des Gründers und CEO der Bangladesh Denim Expo, Mostafiz Uddin, geht eher von der Produktionsseite als von einer reinen Fashion-Vision aus. Während Kingpins in Amsterdam, Denim Première Vision oder die Bluezone der Munich Fabric Start designorientiert nach vorn schauen, bezeichnet Mostafiz Uddin die Messe in Dhaka als produktionsorientiert. Er leitet eine eigene Denim Productions Unit und ist damit hautnah mit der Thematik verwoben.

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Um die Bedeutung des Standorts zu verstehen, sollte man wissen, dass im Moment in etwa die Hälfte aller auf dem Weltmarkt befindlichen Jeans aus Bangladesh kommt (Insider-Schätzung). Bangladesh exportierte 2016 für 4,5 Milliarden Euro Textilien nach Deutschland. Die Deutschland ist der zweitwichtigste Exportmarkt der Bangladeshis. Wegen der immer noch recht langen „Lead Time“ von circa 90 Tagen – vier Wochen Fabric, vier Wochen Production, vier Wochen Shipping – wird Bangladesh laut Uddin sicher nicht so bald in die Spitze der Fast Fashion vorrücken. Die Hersteller vor Ort sind aber heute längst in der Lage, auch deutlich schnellere Prozessketten und höchste Standards zu erfüllen.

Bangladesh
Es gibt Gesprächsbedarf: Die Nachfrage nach zertifizierter Ware steigt, die Kunden sind offenbar nicht bereit, einen Cent mehr dafür zu bezahlen. (Bild: Bangladesh Denim Expo)

Ob es um Qualitäten mit hochwertigen „Dual Core“-Garnen, Bi-Stretch-Artikel oder um lasergefinishte Denims geht, vor Ort beherrscht man die internationalen Anforderungen. Nicht umsonst beliefert Bangladesh alle wichtigen Vertikalen. Der Messeleiter sagt: „Die Denim-Profis vor Ort sind durchaus in der Lage, in Sachen Innovation noch mehr zu bieten. Dies hängt natürlich davon ab, wie anspruchsvoll die Anfragen der Kunden sind.“ Hier ist seines Erachtens sicher mehr möglich. Die Messe bietet hierzu spezifische Trendforen und Seminare mit internationalen Denim-Experten zur Vertiefung ihrer Fashionkompetenz an. Auch in Sachen Sustainability und Ethical Standards hat der Textilstandort mit 4 Millionen Textilworkern dazugelernt. Mostafiz Uddin sagt: „Der Denim der Zukunft wird NUR nachhaltig sein können.“  Dies ist für ihn die einzige Option.

In Bangladesh ist es möglich, nach den strengsten Öko-Richtlinien zu arbeiten. Die Nachfrage nach zertifizierter Ware steigt, die Kunden sind jedoch laut Uddin nicht bereit, auch nur einen Cent mehr dafür zu bezahlen. Bisher muss das über Produktivitätssteigerungen in der Herstellung wieder hereingeholt werden. Wenn man weiß, dass eine fertig gefinishte Denim aus Bangladesh im Moment zwischen 8 und 14 US-Dollar gehandelt wird, bleibt da nicht sehr viel Spielraum. Auf die Frage, inwieweit sich die Arbeitsbedingungen vor Ort verbessert haben, erklärt Uddin: „Es gibt augenblicklich sicher kein Land, in dem die Arbeitsbedingungen stärker überprüft werden als in Bangladesh.“ Dies war auch der einzig richtige Schritt, um die Textilzukunft des Landes zu sichern. Er fordert die internationalen Kritiker auf, sich vor Ort von der positiven Weiterentwicklung der Situation zu überzeugen, statt aus der Ferne ungeprüft negative Schlagzeilen in die Welt zu setzen. Auch deswegen lautet das Motto der nächsten Edition der Messe „Transparency“.

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„Wir glauben, Transparenz ist nicht nur ein modisches Phänomen, es geht eindeutig weiter. Sie muss die Grundlage für vertrauensvolle Geschäfte über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg sein, vom Baumwollfarmer bis zum Endkunden. Jeder in der ,Value Chain‘ hat ein Anrecht darauf, fair behandelt zu werden und den korrekten Wert für sein Engagement in Zeit, Aufwand und Wert zu erhalten“, apostrophiert Mostafiz Uddin. Die Novembermesse zum Sommer 2019 schreibt das kontinuierliche Wachstum mit 63 Ausstellern (davon 44 internationale Spezialisten) weiter fort. Darunter sind wichtige Weber, wie ORTA aus der Türkei oder der innovative italienische Finisher Tonello. Es werden circa 6.000 hochkarätige internationale Besucher erwartet, die vor Ort eben nicht nur Innovationen suchen, sondern erfahrungsgemäß auch wirklich Order platzieren wollen.