„Heute finde ich innere Schönheit wichtiger“

Mode und Religion

Kleiderkauf bei Nahrungssuche. Kelsang Namnyi (Bild: privat)

Autorin: Nina Peter

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Ein buddhistischer Mönch im Interview

Bei unserer Modereise durch die Weltreligionen haben wir in dieser Ausgabe einen jungen Vertreter des Buddhismus interviewt. Kelsang Namnyi ist buddhistischer Mönch und unterrichtet am Serlingpa Zentrum für Meditation und modernen Buddhismus in Wiesbaden. Mit großer Freude versucht er, Buddhas Ratschläge in seinen Alltag zu integrieren und sie auf inspirierende Weise an andere weiterzugeben. 

FT: Herr Kelsang, differenzieren Sie persönlich in Ihrem Alltagsleben zwischen Mode und Bekleidung?
Kelsang Namnyi: „In den letzten Jahren immer weniger. Zu wissen, was gerade angesagt ist, und dann in entsprechende Geschäfte zu gehen, um hübsche Kleidungsstücke zu finden, hat für mich an Bedeutung verloren. Bei der Kleidungswahl stehen eher praktische Gesichtspunkte im Vordergrund, wie zum Beispiel Fahrradtauglichkeit oder Wetterschutz. Wenn ich mir überlege, wie oft ich als Pubertierender und junger Erwachsener gefroren habe, nur um gut auszusehen, da muss ich heute eher schmunzeln.“

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre private Kleidung aus?
„Qualität, Preis und Nachhaltigkeit in Bezug auf Umwelt und Tierschutz. Meine Daunenjacke, die ich mir vor circa sieben Jahren gekauft habe, würde ich mir heute nicht mehr holen.“

In welchen Geschäften kaufen Sie Bekleidung?
„Eher willkürlich. Aktuell oft dort, wo mich die Nahrungssuche oder der Alltag eh hingehen lassen. Also im Moment oft ALDI, muss ich gestehen. Einkaufsbummel nur für Kleidung gibt es bei mir schon seit Jahren nicht mehr.“

Stehen Religion und Stilbewusstsein in der Bekleidung in einem Kontrast zueinander?
„Nein, im modernen Buddhismus nicht. Buddha lehrte spirituelle Übungen, um Gelassenheit und inneren Frieden zu entwickeln. Damit moderne Menschen in ihrem Alltag den Nutzen der Meditation erfahren können, ist es hilfreich, wenn die Präsentation und die Repräsentanten so erscheinen, wie es gesellschaftlich akzeptabel ist. Ein ansprechender Kleidungsstil hilft also, diese inneren Erfahrungen zu vermitteln.“

Welche Regeln gibt Ihre Religion in puncto Bekleidung vor?
„Es gibt keine festen Regeln. Es stellt sich vor allem die Frage, was gerade angemessen ist. Da Mönche und Nonnen zum Beispiel bei uns oft mitten in der Gesellschaft leben, trifft man sie im Alltag oft ohne Roben, also ,in Zivil‘ an, bei Zeremonien oder gemeinsamen Meditationsveranstaltungen jedoch eher selten.“

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Lassen sich aus Ihrer Religion auch Anhaltspunkte/Indikatoren für den Konsum von und den Umgang mit Kleidung ableiten?
„Man trägt Kleidung so, wie es aufgrund der eigenen Gesundheit notwendig und für die Gesellschaft angemessen ist. Rücksicht auf die Umwelt und andere Lebewesen spielt dabei auch eine Rolle.“

Spielt Eitelkeit in Bezug auf Ihr äußeres Erscheinungsbild eine Rolle?
„Früher schon. Heute finde ich innere Schönheit wichtiger. Damit meine ich meinen eigenen mitfühlenden, friedvollen und damit glücklichen Geist.“ 

Trennen Sie Beruf und Alltag/Familienleben im Hinblick auf Ihre Kleidungswahl oder ist Ihre Religiosität eine Haltung, die sich auch generell auf Ihre Einstellung zu Mode und Bekleidung auswirkt?
„Bei den Veranstaltungen hier im Serlingpa Zentrum trage ich natürlich, da ich buddhistischer Mönch bin, meine buddhistischen Roben. Bei allen anderen Gegebenheiten wird nach Gefühl entschieden.“

Wenn Sie kein religiöses Amt ausüben würden, würden Sie sich dann anders kleiden als bisher?
„Wohl kaum.“