„Deutliches Potenzial nach oben“

Dieter Münch ©LUDWIG BECK AG

Das Marktumfeld macht auch LUDWIG BECK zu schaffen. Die Umsätze gehen zurück. Dennoch ist das Unternehmen profitabler geworden. Der Gewinn wäre noch höher ausgefallen, wäre nicht eine Impairment-Abschreibung für eine Filialschließung gewesen. FT sprach mit Vorstand Dieter Münch über Gewinn, Gewinnerwartung und die Sanierung von WORMLAND.

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FT: Herr Münch, das Kaufhaus LUDWIG BECK gilt als eine der wertvollsten Immobilie von München und damit sicher auch der Republik. In Düsseldorf hat EICKHOFF schon lange aufgehört und man erzählt sich, die Mieteinnahmen, die die Familie jetzt für den Laden kassiert, seien höher als der damalige Unternehmensgewinn. Zumindest dürfte das Verhältnis zwischen Arbeit und Einkommen recht verlockend sein. Keimte auch bei Ihnen der Wunsch nach einer ähnlichen Lösung für das Stammhaus auf?
Dieter Münch: „Nein, definitiv nicht. LUDWIG BECK verdient ja mit seiner Handelstätigkeit ordentlich. Der Erwerb der Immobilie erfolgte 2001 auch unter dem Gesichtspunkt, dass es sich hierbei um eine betriebsnotwendige Immobilie für die Einzelhandelstätigkeit handelt.“

Wachstum ist im Grunde im Stammhaus nur online oder durch die Anpassung des Markenportfolios möglich. Eine Erweiterung der Verkaufsfläche ist nach den letzten Umbauten ausgereizt. Der Durchschnittsbon dürfte schon ganz ordentlich sein. Wo sehen Sie Wachstumsperspektiven für das Stammhaus?
„Der Durchschnittsbon kann natürlich noch weiter gesteigert werden, auch die Abschöpfungsquote (Kunden/Besucher) hat noch ein deutliches Potenzial nach oben.“

Wie macht sich die Menswear nach der letzten Erweiterung? Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?
„Die Menswear-Abteilung hat im Umsatz selbstverständlich ordentlich zugelegt. Den Marktanteil auszubauen, ist aber selbstverständlich ein längerer Prozess. Kein anderer Einzelhändler gibt ja freiwillig etwas ab! Insofern hat die Abteilung ihr strategisches Potenzial noch nicht vollständig erschlossen.“

Ohne die Impairment-Abschreibung für eine Filialschließung hätte WORMLAND einen noch höheren Gewinn erzielen können. Sind Sie mit dem Tempo zufrieden, mit dem sich WORMLAND erholt, oder müsste es nicht doch schneller gehen?
„Natürlich sollte die Sanierung von WORMLAND schneller gehen. Die allgemeine Konsumzurückhaltung im textilen Segment, der lange und harte Winter 2018 und ganz allgemein das noch anhaltende Wachstum im Online-Segment haben uns zusätzliche Hürden auf dem Weg zum Erfolg aufgestellt. In dieser Stärke hatten wir beim Erwerb von WORMLAND nicht mit Gegenwind gerechnet. Hier befinden wir uns mit dem gesamten textilen Einzelhandel aber in guter Gesellschaft. Bei Ebbe liegen eben alle Schiffe etwas tiefer …“

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WORMLAND, so haben Sie es bei Vorlage der Bilanz vor Analysten angedeutet, könnte unter Umständen noch ein, zwei Häuser schließen. 2019 sollte WORMLAND wieder in die Gewinnzone kommen. Ist das zu schaffen?
„2019 hätte WORMLAND ursprünglich den Break-even erreichen können und sollen (Best Case). Durch das langsamere Tempo der Sanierung schiebt sich der Zeitpunkt konsequenterweise nach hinten.“

Leichte Rückgänge

LUDWIG BECK hat das Geschäftsjahr 2017 bei einem leichten Umsatzrückgang mit einer deutlichen Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen. Auf Konzernebene erwirtschaftete der Modekonzern einen Bruttoumsatz von 173,2 Millionen Euro (minus 2,2 Prozent). Beide Konzernsegmente haben sich ähnlich entwickelt: LUDWIG BECK steuert inklusive des Online-Handels 99 Millionen Euro (minus 2,1 Prozent) zum Konzernumsatz bei, WORMLAND 74,2 Millionen Euro (minus 2,4 Prozent). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt mit 6,5 Millionen Euro (plus 3,2 Prozent) dank einer „stringenten Kostenpolitik“ über der vom Management erwarteten Bandbreite von 4 bis 6 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) liegt mit 5,6 Millionen Euro 7,7 Prozent über Vorjahr. Doch während sich die Umsätze beider Segmente in die gleiche Richtung bewegt haben, sieht es beim Ergebnis anders aus: LUDWIG BECK packt mit 8,1 Millionen Euro 8 Prozent Ergebnis drauf. WORMLAND dagegen baut den Verlust um 8,7 Prozent auf 2,5 Millionen Euro aus. Allerdings wurde das Ergebnis mit einer Impairment-Abschreibung für eine WORMLAND-Filiale in Höhe von 0,4 Millionen Euro belastet.