Die Entdeckung der Langsamkeit

Kommentar

Tays Jennifer Köper-Kelemen

Autor: Tays Jennifer Köper-Kelemen

Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Dabei geht es nicht einfach nur um einen neuen Trend. Die Idee dahinter: Die Gemüter sollen bleibend bewegt werden – hin zu einem bewussteren Konsum. Dies schließt nicht nur die Art und Weise ein, wie wir mit Produkten umgehen, sondern auch, wo wir sie kaufen. Besuchen wir die Billigmode-Filiale in der City oder gehen wir zum kleinen Ladengeschäft um die Ecke mit individuellem Sortiment? Man braucht die großen Ketten nicht zu verteufeln, auch sie haben ihre Berechtigung, bedenkt man, dass viele Menschen schlichtweg nicht viel Geld für Bekleidung zur Verfügung haben. Nichtsdestotrotz sollte sich jeder Einzelne darüber im Klaren sein, dass er die Einzelhandelslandschaft aktiv mitgestalten kann. Es gibt mittlerweile nicht wenige Einkaufswillige, die die zunehmende Eintönigkeit der Innenstädte monieren und auch mit ihrem lokalen Angebot unzufrieden sind. Doch anstatt sich zu beklagen, sollten Konsumenten lieber bei sich selbst beginnen, Veränderung voranzutreiben, zumindest ein kleines Stück weit umdenken. Als Belohnung winkt ein Plus an Vielfalt. Keine Pseudovielfalt, die sich in jeder Stadt in der gleichen Form wiederfindet. Vielmehr eine ganz ehrliche Vielfalt, die geprägt ist von einem bunten Potpourri unterschiedlicher Einzelhändler und ihren Visionen.

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Und natürlich ist es bequem, sich von der heimischen Couch aus quer durch den Online-Shop zu klicken, um sich dann ein Riesenpaket nach Hause schicken zu lassen – vollgepackt mit allerlei Klamotte, die im Gros dann sowieso meist wieder zurückgeht. Aber ist es nicht ungleich spannender, in einem Laden mit individuell ausgewähltem Sortiment Schätze zu entdecken – ohne von einer schier nicht enden wollenden Produktmasse quasi erschlagen zu werden? Wir leben in einer Welt des Überflusses, ganz gleich, wohin man schaut. Überall locken Angebote, überall kann man alles haben. Doch will man das wirklich? Zählt in unserem von Stress und ständig neuen Techniktrends geprägten Alltag, in dem jeder jederzeit erreichbar ist, nicht vielmehr die Konzentration auf das Wesentliche? Die Konsumenten haben es in der Hand. Fest steht: Nachhaltigkeit definiert sich nicht über die Attribute „schnell und trendorientiert“. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist „langsam und überlegt“. Und das ist im Moment ziemlich erfolgreich. Wer hat einst eigentlich damit begonnen, den Begriff Langsamkeit negativ zu konnotieren? Es ist doch so schön, etwas Schönes geruhsam genießen zu können. Warum nicht auch vor allem einen Einkauf – ganz ohne austauschbare Produktflut, dafür aber mit Herz und Verstand?!

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