Vorstoß in Sachen Nachhaltigkeit

KOMMENTAR

Tays Jennifer Köper-Kelemen
Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen

Es gibt ein neues Label im Siegel-Dschungel: den Grünen Knopf. Bereits zum Start der staatlichen Initiative für mehr Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie hagelte es Kritik. Nicht ohne Grund. Als eine der größten Schwächen des Siegels tritt die Tatsache in Erscheinung, dass nicht alle Prozesse in der Lieferkette eines Bekleidungsstückes ausreichend durchleuchtet werden. Während nämlich der Herstellungsvorgang einer Prüfung zur Einhaltung sozialer und ökologischer Standards untersteht, ist dies bei der Erzeugung der Rohstoffe nicht der Fall. Darüber hinaus ist Arbeitern in den jeweiligen Produktionsländern nur der Mindestlohn garantiert. Bedeutet dies automatisch Fairness? Wohl kaum, wenn man bedenkt, dass ebendieser in der Regel nicht zum Leben ausreicht.

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Die Einführungsphase des Grünen Knopfes soll bis Juni 2021 laufen. Bis dato beteiligen sich 27 Unternehmen am staatlichen Siegel, weitere 26 Firmen befinden sich derzeit im Prüfprozess. Kritiker räumen ein, dass die Bereitschaft von Modeunternehmen nicht hoch sei, beim Grünen Knopf mitzumachen, da sie für Zertifizierungen wie GOTS bereits viel Geld in die Hand genommen hätten, zudem greife das Siegel lediglich mehr noch auf nationaler Ebene. Man warte auf Unternehmerseite daher zunächst einmal ab, wie das Siegel von Verbrauchern angenommen werde, bevor weitere Anstrengungen in Kauf genommen würden. Es gibt entsprechende Äußerungen von Bedenken, ob darüber dann womöglich nicht das Siegel gar in Vergessenheit und Bedeutungslosigkeit gerate.

Bei all den Vorhaltungen wegen Green Washing und Co bleibt jedoch zu konstatieren: Auch wenn hinter dem Grünen Knopf kein Zusammenschluss europäischer Länder steht, der eine durchschlagende Wirkkraft noch begünstigen würde, so ist der Vorstoß grundsätzlich positiv zu bewerten, um in der Mode mehr Nachhaltigkeit auf den Weg zu bringen. Es ist längst überfällig, dass sich die Regierung einmischt. Ein zweites Rana Plaza will keiner mehr sehen, dazu braucht es nicht nur mehr Verantwortungsbewusstsein von Konsumenten und Unternehmen, sondern ebenfalls Regulierungen seitens der Politik. Nicht zuletzt haben auch die Macher des Grünen Knopfes die gegenwärtigen Mankos im Blick. Nach der Pilotphase soll dieser um die Arbeitsschritte Baumwollanbau und Faserproduktion sowie Weben und Spinnen ausgeweitet werden. Außerdem will man die Kriterien ausbauen, zum Beispiel ist geplant, dass künftig anstelle von Mindestlöhnen die Zahlung existenzsichernder Löhne erfolgt.

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