„Routine war gestern“

TOM RIPLEY

©TOM RIPLEY

Autor: Markus Oess
Zur Saison Herbst/Winter 2019/20 startete Wolfgang Müller sein neues Stricklabel TOM RIPLEY. Sein Anspruch: „THE ITALIAN WAY OF AMERICANO“. Eigentlich sollte nach drei Saisons klar sein, wohin die Reise geht. Müller ist mit dem Erfolg seines Labels durchaus zufrieden. Doch dann kam die Corona-Krise, „eine gute Zeit für ein tolles Premium-Label aus Italien“, wie er sagt.

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Ein Tau wurde ihm zum Verhängnis. Tom Ripley, gespielt von Alain Delon, wähnt sich nach dem Mord an dem Millionärssohn Philippe Greenleaf und einem Zeugen am Ziel. Er bezirzt die Verlobte von Philippe, die das Vermögen erbt, und kommt so in den Genuss des Geldes – und der Frau. Doch beim Verkauf der Segelyacht, auf der der Mord geschah, taucht die Leiche des Millionärssohns wieder auf. Das Tau, an dem Gewichte angebracht waren, um die Leiche im Meer zu versenken, hatte sich in der Schiffsschraube verheddert. Anders als in der Buchvorlage „Der talentierte Tom Ripley“ von Patricia Highsmith, wo Tom davonkommt und sich als Haupterbe eingesetzt hat.

„Am besten läuft es bei Herrenausstattern der Premiumklasse.“ Wolfgang Müller ©TOM RIPLEY

Zur Saison Herbst/Winter 2019/20 hatte hajo-Chef Wolfgang Müller die neue Stricker-Marke TOM RIPLEY auf den Markt gebracht. „Hat TOM RIPLEY auch das Zeug zur Modemarke?“, fragten wir zur Markteinführung. Unbedingt, sagte Müller damals. Heute stehen wir in der Order Frühjahr/Sommer 2021 und es ist Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen, nachdem sich die Marke auch auf der Fläche bewähren musste. „Die Kundenbasis wächst Zug um Zug“, resümiert Müller gegenüber FT. Das Label gewinne zusehends an Marktinteresse. „Immer mehr Einzelhändler im Premiumbereich testen die Marke an und platzieren Aufträge mit einem Volumen von 40 bis 60 Stück. Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist aktuell die DACH-Region. Seit Jahresanfang sind wir auch in den Niederlanden, Belgien und Russland am Start.“

Bis Ende der Saison will Müller rund 100 TOM-RIPLEY-Kunden beliefern. Auch über das Markenumfeld kann der Firmenchef berichten, wo das Stricklabel ordentlich abverkauft wird: „Am besten läuft es bei Herrenausstattern der Premiumklasse, die beispielsweise Marken wie Stenströms, MMX, Gran Sasso oder Paul & Shark führen. TOM RIPLEY bewegt sich dann im unteren Preismittelfeld und wird entsprechend der Konzeption als Label mit italo-amerikanischem Hintergrund wahrgenommen und gekauft.“ Die Perspektiven der noch jungen Marken bewertet Müller immer noch für gut. „Der Kunde sucht Qualität, edle Details und eine klare Herkunftsangabe, mit er sich in Corona-Zeiten identifizieren kann. Der Name ‚Tom Ripley‘ tut ein Übriges, er lässt im Kopfkino Erinnerungen an die Verfilmungen und das Italien der 1950er-Jahre wach werden.“ Besonders gut verkaufe sich die „Filo di Scozia“-Ware mit 10 Prozent Elastan, ein Poloshirt mit Kentkragen im Retro-Look. Diese Qualität hat Müller für Frühjahr/Sommer 2021 ausgebaut und auch um ein T-Shirt ergänzt. Vor allem TOM RIPLEY sei modisch noch mal spitzer geworden, sagt Müller: „Vor allem im Farbbereich haben wir zugelegt – nicht nur mehr Farb- und Artikelauswahl, sondern auch typisch italienische Sommerfarben wie Rosarot, Sonnengelb, Fuchsia, Capriblau und Limettengrün. Neu ist die Qualität Baumwolle/Seide: ein Polo und zwei Strickartikel: leicht, lässig, sommerlich, edel.“

Nach wie vor läuft der Vertrieb über hajo. „Für ein paar Händler haben wir im Juni Plakataktionen geschaltet und Instagram-Unterstützung, dieses bieten wir für alle Neukunden Frühjahr/Sommer 2021 ebenfalls wieder an. Ziel ist die professionelle und unterstützende Markeneinführung“, sagt Müller. Aber auch an den Weidenern sind die Corona-Pandemie und der Lockdown nicht spurlos vorbeigegangen – natürlich nicht. Eigentlich wollte Müller nach drei Saisons sehen, wie es mit der Marke weitergehen könnte. Doch dann kam bekanntlich das Virus: „Corona hat den Markt schwer getroffen und vorherrschende Tendenzen verstärkt. Aber das Leben geht weiter. Und ich bin überzeugt, dass generell Bekleidung vom Endkunden jetzt noch kritischer betrachtet wird: Wie steht es um die Nachhaltigkeit? Woher kommt die Ware? Wir haben die richtigen Antworten.“

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Hinsichtlich der Produktion und Warenversorgung gab es keine nennenswerten Engpässe. TOM RIPLEY wird ausschließlich in Italien hergestellt. „Einige Muster kommen mit zwei Wochen Verspätung, aber es beginnt ja sowieso alles verzögert und die Order zieht sich über einen längeren Zeitraum“, sagt Müller. Auch sei das Programm von TOM RIPLEY von Haus aus fokussiert, sodass auf die neue Lage durch die Corona-Pandemie keine weiteren Anpassungen vorgenommen werden mussten. Im Gegenteil, Müller sieht auch Chancen: „Krise kommt ja aus dem Altgriechischen und heißt ‚Phase der Entscheidung‘, insofern fallen in Krisen Entscheidungen, Marken werden neu bewertet, Chancen und Aufträge neu vergeben. Wir leben in spannenden Zeiten. Routine war gestern, eine gute Zeit für ein tolles Premium-Label aus Italien.“

Italien der 1950er-Jahre

Die Farb-Range der Kollektion Frühjahr/Sommer 2021 zeigt mediterrane Sommertöne und setzt beim Styling auf schlichte Eleganz. Poloshirts erhalten durch Dekorationen aus dessinierten italienischen Stoffen Motive aus der Welt der 1950er-Jahre: dezente Polka Dots, Zitronen-Prints sowie Retro-Diamonds. Verwendet werden Piqué, Stretch-Jersey sowie Kombigarne aus Cotton und Silk. Dazu kommen die Premium-Poloshirts aus der Qualität „Filo di Scozia“. Strick ist aufgrund der hellen, freundlichen Farbigkeit und der leichten Qualitäten sommertauglich. Spezielle Färbungen und Waschungen sorgen für eine dezente Vintage-Optik.