Fast, Faster, Same-Day Delivery

Lieferdienste

Spätestens seit der Beschleunigung des Trends durch Corona ist klar, dass wir auf eine Einkaufslandschaft zusteuern, bei der die Same-Day Delivery früher oder später zur Normalität werden wird. ©FT

Autorin: Silke Lambers
Dass sich die Art, wie wir einkaufen, verändert, ist keine neue Entwicklung. Die Verschiebung vom physischen Store in den Online-Handel haben vor einigen Jahren auch große Modehändler oft noch unterschätzt. Spätestens seit der Beschleunigung des Trends durch Corona ist klar, dass wir auf eine Einkaufslandschaft zusteuern, bei der die Same-Day Delivery früher oder später zur Normalität werden wird.

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Seit die New York Times sich näher mit dem Berliner Lieferdienst GORILLAS auseinandergesetzt hat, weiß man in der amerikanischen Metropole nicht nur, was eine Ringbahn ist, sondern es ist auch klar, dass die schnellsten aller Lieferdienste einer geschäftigen Zukunft entgegenblicken. Und das weltweit. GORILLAS ist ein Berliner Lebensmittellieferdienst, der verspricht, innerhalb von 30 Minuten seine Bestellungen per Fahrradkurier auszuliefern. Dazu betreibt das Unternehmen Minilager an mehreren Standorten in der Stadt. Das 2020 gegründete Start-up ist inzwischen nicht nur in einer Reihe deutscher Städte, sondern auch zum Beispiel in London, Amsterdam oder New York vertreten. Ähnlich wie amazon wird auch GORILLAS kontrovers besprochen und Mitarbeiterstreiks in beiden Unternehmen zeugen davon, dass ethisch wohl noch nachgebessert werden kann.

Nicht nur die Zahl der neuen Lieferdienste steigt stetig, einige Start-ups haben bereits auch das Same-Day-Delivery-Konzept und die Modeindustrie zusammengebracht. So will der (Noch-)Lebensmittellieferdienst bringoo bald mit BabyOne und SPORT 2000 sein Konzept ausweiten. DECATHLON hat in München ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem nachhaltigen Lieferservice Glocally gestartet. Dabei können sich Kunden Produkte aus dem Laden im ELISENHOF MÜNCHEN am selben Tag liefern lassen. Bestellungen, die bis 15.30 Uhr getätigt werden, werden für 6,99 Euro bis spätestens 21 Uhr mit elektrischen Lastfahrrädern geliefert. Auch in Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt testet der französische Sportmodeanbieter die Same-Day Delivery, hier allerdings mit CO2-intensiveren Lieferfahrzeugen. Und sogar der anfangs erwähnte Service GORILLAS testet mit dem Sockenlabel SNOCKS seine Chancen auf dem Modemarkt an. Zu den Lieferdiensten, die nicht den Umweg über die Lebensmittelbranche gemacht haben, zählt das Münchener Unternehmen arive. Zurzeit kann man über die App in Berlin, Frankfurt, Hamburg und München Mode, Kosmetik, Elektronik oder Schmuck bestellen. Das Unternehmen arbeitet ähnlich wie GORILLAS mit eigenen Lagern, aber auch direkt mit lokalen Anbietern zusammen. Die Brandliste liest sich hochwertig: lululemon, Acne Studios, ROECKL, FALKE, PeakPerformance oder ARC’TERYX sind bei den Modelabels mit dabei. Die Bestellungen werden täglich von 9 bis 23 Uhr ausgefahren. Für die Zukunft plant das Start-up Kooperationen, Exklusivangebote und Pre-Launches.

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Neue Alternative

Ein neuer Lieferdienst in Berlin setzt einen noch anderen Schwerpunkt und hat sich jetzt vorgenommen, lokalen Brands eine Alternative zu amazon zu bieten. Labels tritt an, um Mode und mehr in Berlin superschnell zu verschicken. Die App ermöglicht es innerhalb von 30 Minuten, Mode, Haushalts- und Beauty-Produkte von Berliner Brands und Unternehmen nach Hause liefern zu lassen. Zum Markenportfolio zählen unter anderem VERTERE, Givn, UCON ACROBATICS, UY STUDIO oder Kuučko. Hinter dem Delivery-Start-up steht die Berliner Kreativagentur cee cee. Ihr Konzept ist transparent und gut durchdacht. Statt auf Plastik oder Papier setzt Labels bei der Verpackung auf wiederverwendbare Baumwolltaschen, die der Fahrer bei der nächsten Lieferung wieder mitnimmt. So fällt kein Verpackungsmüll an. Gleichzeitig liefert das Unternehmen mit reduzierten CO2-Emissionen; zur Auslieferung kommen E-Bikes und E-Vans mit Ökostrom zum Einsatz. Außerdem wird Kunden die Möglichkeit gegeben, die bestellte Ware in einem 15-Minuten-Zeitfenster sofort anzuprobieren und im Zweifelsfall auch gleich zu retournieren.
Wir haben bei der Brand Givn, die auch auf Labels verkauft, nach ihren Erfahrungen mit dem Start-up gefragt. Givn-Gründer Moritz Biel berichtet uns, dass ihm besonders die „kuratierte Auswahl, der Berlin-Bezug und die nachhaltige Umsetzung“ gefielen und perfekt zu Givn passten. Besonders wichtig sei der klimaneutrale und plastikfreie Versand. In der Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern sind ihm neben fairen und partnerschaftlichen Beziehungen auch Transparenz und Kommunikation wichtig, damit er sich über die Nachhaltigkeit der Lieferkette sicher sein kann. Von der Kundenseite aus gesehen, seien „vor Ort einwandfreie persönliche Beratung und im Online-Shop eine schnelle Bearbeitung sowie ein gutes Servicelevel bei Kundenanfragen“ ausschlaggebend. „Wir verknüpfen Online mit Offline und bieten in unserem Online-Shop eine Pick-up-Möglichkeit in unserem Store in Friedrichshain. Das wird sehr gut angenommen“, ergänzt er.
Auch wenn viele Lieferdienste aktuell nur örtlich begrenzt genutzt werden können und die Produktauswahl noch eingeschränkt ist, wächst die Quick-Commerce-Branche auch im Modemarkt stetig. Mit der Aussicht, eine ganz eigene Art des E-Commerce zu entwickeln, mit lokalen Lagern in der Stadt, aber auch mit Anbindung an bestehende lokale Geschäfte.