Aufholjagd

Borussia Dortmund

Die Internetseite www.transfermarkt.de veranschlagt den Wert des Kaders von Borussia Dortmund aktuell auf 522,7 Millionen Euro. Davon entfallen allein 110 Millionen Euro auf den Spieler Jude Bellingham, für den in der Presse bereits auch Preise von 150 Millionen Euro genannt werden. Screenshot ©www.aktie.bvb.de

Autor: Alexander Langhorst
In der seit Oktober 2000 an der Börse notierten Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (kurz BVB-Aktie) ist im Schwerpunkt das professionelle Fußballsport-Geschäft des BVB-Vereins gebündelt. Neben den Fernsehrechten, den Einnahmen aus dem Stadionbetrieb (Eintrittsgelder und Catering) und dem Sponsoring spielt bei einem derart bekannten Verein auch das Thema Fan-Artikel und Merchandising eine Rolle. Durch die Corona-Pandemie ist das Geschäftsmodell vom BVB deutlich betroffen gewesen. Belastungen wie etwa wegfallende Zuschauer- und Cateringerlöse aus „Geisterspielen“ oder beschränkte Zuschauerzahlen haben unter dem Strich deutliche Auswirkungen gehabt. Insgesamt bezifferte BVB-Chef Watzke unlängst die Verluste aus der Pandemie auf rund 150 Millionen Euro fürs Unternehmen.

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Sollte es mit der Meisterschaft am Ende nicht klappen, stehen zumindest die Aussichten auf die erneute Qualifikation für die Champions League bei bereits 9 Punkten Vorsprung auf Platz 5 sehr gut. Alexander Langhorst ©GSC Research

Etwas gegenläufig entwickelte sich das Fan-Artikel- und Merchandising-Geschäft. Letzteres konnte in den Pandemiejahren durch ein gutes Online-Geschäft sogar ausgebaut werden. Zudem dürfte auch die große Beliebtheit das nach Saisonende verkauften Stürmers Erling Haaland hier für zusätzliche Nachfrage gesorgt haben. Zuletzt ist jedoch auch in diesem Bereich die allgemeine Tendenz zu einer gewissen Rückbesinnung auf stationäre Angebote und Umsätze zulasten des Online-Vertriebskanals erkennbar geworden. Zu beachten ist jedoch, dass in der Pandemie neben dem BVB insbesondere auch der deutsche Branchenprimus FC Bayern München von gestiegenen Online-Umsätzen bei Fan-Artikeln profitieren konnte, aber auch dort eine Abkühlung sichtbar geworden ist. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesligavereinen, von denen zu lesen ist, dass sich das Geschäftsvolumen bei Fan-Artikeln und Merchandising bereits wieder auf dem Niveau vor der Pandemie bewegt.

Bei Betrachtung des Zahlenwerks ist zu beachten, dass Borussia Dortmund ein vom Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr vom 1. Juli bis zum 30. Juni des Folgejahres hat. Dies bildet sehr gut die jeweilige Saison ab, führt aber insbesondere in Bezug auf die Realisierung von Umsätzen und Erträgen in der Transferphase im Sommer dazu, dass Verkäufe teilweise erst im Folgegeschäftsjahr im Rechenwerk sichtbar werden. War das per 30. Juni 2022 beendete Geschäftsjahr 2021/2022 noch in Teilen durch die Pandemie beeinflusst, ist das erste Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres 2022/2023 (1. Juli bis 31. Dezember) nunmehr wieder in einem normalisierten Umfeld verlaufen. Dies zeigt sich etwa an der um 4,3 Prozent auf 221,6 (212,6) Millionen Euro erreichten Umsatzausweitung. Zurück geht diese insbesondere auf höhere Ticket- und Cateringeinnahmen im Spielbetrieb sowie höhere Werbeerlöse. Der Rückgang der TV-Vermarktungserlöse hängt mit der geringeren Zahl absolvierter Bundesliga-Spiele zusammen. Es sei hier an die ungewöhnliche Terminierung der WM 2022 in Katar erinnert, welche im November und Dezember stattgefunden hat und zu einer entsprechenden Unterbrechung des Spielbetriebs führte. Die hierdurch nicht absolvierten Partien werden im Saisonverlauf jedoch alle noch absolviert und sollten sich positiv im zweiten Halbjahr auswirken.

Die TV-Vermarktung lieferte 96,8 (101,2) Millionen Euro. Im Inland sank diese auf 35,2 (39,5) Millionen Euro – Stichwort geringere Anzahl absolvierter Spiele –, im internationalen Bereich stieg diese auf 61,0 (59,3) Millionen Euro.

Die wieder volle Ausschöpfung der Stadionkapazität verbesserte die Einnahmen aus dem Spielbetrieb von 13,1 auf 21,1 Millionen Euro. Auch bei den Werbeerlösen verzeichnete Borussia Dortmund einen Anstieg auf 70,0 (62,3) Millionen Euro durch die höhere Auslastung im Bereich Hospitality und den Abschluss von Neuverträgen im Sponsoringbereich. Die TV-Vermarktung lieferte 96,8 (101,2) Millionen Euro. Im Inland sank diese auf 35,2 (39,5) Millionen Euro – Stichwort geringere Anzahl absolvierter Spiele –, im internationalen Bereich stieg diese auf 61,0 (59,3) Millionen Euro.

Bei den Erlösen aus Merchandising musste der BVB hingegen den bereits erläuterten Rückgang von 21,7 auf 16,8 Millionen Euro hinnehmen. Während die Einnahmen der stationären Shops zulegten, blieben die Online-Umsätze deutlich hinter dem Vorjahreswert zurück. Dagegen stellte sich bei den Erlösen aus Conference, Catering, Sonstige eine Steigerung auf 16,9 (14,2) Millionen Euro ein. Erneut positiv gestaltete sich das Thema Transfergeschäfte. Der Anstieg auf 61,7 nach dem bereits guten Vorjahreswert von 60,2 Millionen Euro beruhte dabei vor allem auf den Verkäufen von Erling Haaland und Manuel Akanji zu Manchester City. Daneben verbuchte Borussia Dortmund noch sonstige betriebliche Erträge in Höhe von 2,5 (6,3) Millionen Euro, die im Wesentlichen aus der Auflösung von Wertberichtigungen resultierten.

Bei einem leicht auf 101,6 (100,1) Millionen Euro verbesserten EBITDA wird ein EBIT von 50,6 (48,9) Millionen Euro ausgewiesen. Unter dem Strich wird nach Steuern ein Halbjahresgewinn von 40,2 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vorjahr hatte sich der Überschuss zu diesem Zeitpunkt auf 37,5 Millionen Euro belaufen. Bedingt durch die höhere Aktienanzahl infolge der im Herbst 2021 durchgeführten Kapitalerhöhung sank das Ergebnis je Aktie jedoch leicht auf 0,36 (0,37) Euro.

Mit Blick auf das laufende Jahr stellt sich die sportliche Situation durchaus ganz erfreulich dar. Die ist vor allem der jüngsten Erfolgsserie im laufenden Kalenderjahr zu verdanken. Bis zur WM-Pause lag Borussia Dortmund mit einem Rückstand von 9 Punkten auf den Spitzenreiter lediglich auf dem 6. Platz. Dank eines guten Starts in die Rückrunde liegt der BVB aktuell auf Platz 2 der Bundesligatabelle mit 2 Punkten hinter Rekordmeister FC Bayern München. In der aktuellen Tabellenkonstellation bestehen erstmals seit Jahren wieder gute Chancen, um die Meisterschaft mitzuspielen. Sollte es mit der Meisterschaft am Ende nicht klappen, stehen zumindest die Aussichten auf die erneute Qualifikation für die Champions League bei bereits 9 Punkten Vorsprung auf Platz 5 sehr gut.

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In den beiden anderen Wettbewerben – Champions League sowie DFB-Pokal – ist man jedoch nicht mehr vertreten. In der wirtschaftlich besonders interessanten Champions League ist man im Achtelfinale nach einem viel diskutierten Elfmeter an Chelsea gescheitert. Im DFB-Pokal ist der BVB im Viertelfinale gegen RB Leipzig ausgeschieden, sodass der sportliche Fokus nun ganz auf der Liga liegt.

Ausgehend hiervon rechnet GSC Research fürs laufende Geschäftsjahr 2022/2023 mit Erlösen von 399,6 Millionen Euro und einem EBIT von 4 Millionen Euro sowie einem positiven Ergebnis von 2,7 Millionen Euro oder 0,02 Euro je Aktie. Für das kommende Geschäftsjahr 2023/2024 wird ein weiterer Umsatzanstieg um 4,9 Prozent auf 419,3 Millionen Euro erwartet. Trotz weiterer Kostensteigerungen ist GSC zuversichtlich, dass das EBIT dabei auf 9,1 Millionen Euro zulegen kann. Nach Steuern wird ein Jahresüberschuss von 7,6 Millionen Euro prognostiziert, gleichbedeutend mit einem Ergebnis je Aktie von 0,07 Euro. Dies sollte auch zur Erreichung der Dividendenfähigkeit führen, wenngleich GSC eine Ausschüttung jedoch erst wieder für 2024/2025 erwartet. Bei den Schätzungen ist zu berücksichtigen, dass ein Erreichen der Champions League und ein Überstehen der dortigen Gruppenphase unterstellt werden.

Einen guten Eindruck zum Wert der Aktie bietet auch der Blick auf den aktuellen Wert des Kaders. Dieser ist in weiten Teilen weiter entwicklungsfähig. Zudem konnte ganz aktuell mit Spielern wie Julian Brandt und Marco Reus die weitere Zusammenarbeit vertraglich geregelt werden, sodass neben jungen Spielern auch erfahrende Kräfte weiterhin im Kader zur Verfügung stehen. Auch in den kommenden Jahren sollten attraktive Transfererlöse erzielbar sein. Obgleich diese nicht in seriöser Weise prognostiziert werden können. Die Internetseite www.transfermarkt.de veranschlagt den Wert des Kaders von Borussia Dortmund aktuell auf 522,7 Millionen Euro. Davon entfallen allein 110 Millionen Euro auf den Spieler Jude Bellingham, für den in der Presse bereits auch Preise von 150 Millionen Euro genannt werden. Neben den Spielern stellt selbstverständlich auch die Marke Borussia Dortmund einen Wert dar und konnte diesen in den vergangenen Jahren auch weiter steigern und die Bekanntheit erhöhen. Vor dem Hintergrund der guten sportlichen Entwicklung bekräftigen wir unser Kursziel von 5,50 Euro und belassen auch unsere Empfehlung für die BVB-Aktie auf „Kaufen“.