„Mitten in der Kurve“ 

FYNCH-HATTON 

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Autor: Markus Oess
Ausbau: Das Umsatzwachstum des Mönchengladbacher Labels FYNCH-HATTON hält an. Vom zalando-Marktplatz hat sich das Label unterdessen wieder zurückgezogen. Gegenüber FT ziehen CEO Mathias Eckert und Menswear-Chef Marco Sänger Bilanz für das erste Halbjahr 2023. Auch wenn die Rahmenbedingungen schon mal besser waren, gehen die beiden Manager davon aus, dass auch in den kommenden Monaten die Entwicklung anhält. Die Order Frühjahr/Sommer 2024 kann kommen, so der Tenor.

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Mit den Platzhirschen setzen wir teilweise das Drei- bis Vierfache um“, sagt CEO Mathias Eckert.

Der CEO von FYNCH-HATTON, Mathias Eckert, sieht den Markt in Bewegung. Die aktuelle Neuorientierung in der Einkaufspolitik im Handel helfe, die Marktpräsenz und damit das Wachstum weiter nach oben zu bringen: „Uns kommt derzeit entgegen, dass Limite von unten und von oben hinterfragt und neu vergeben werden. Der Markt ist in Bewegung. Tatsache ist aber, dass der Konsument angesichts der immer noch hohen Inflation nicht mehr bereit ist, weitere Preissteigerungen zu akzeptieren. Wir wachsen immer noch kontinuierlich und können so unsere Marktpräsenz weiter ausbauen. Mit den Platzhirschen setzen wir teilweise das Drei- bis Vierfache um.“ Für Deutschland und Österreich spricht der Manager von weiterhin positiven Umsatzeffekten durch die Umstellung auf den eigenen Außendienst. In Österreich wächst die Marke demnach fast dreistellig. Eckert zählt auch die Schweiz und die Niederlande zu den Märkten mit hohem Potenzial für FYNCH-HATTON, da die dortigen Geschmackspräferenzen sowohl in der Mens- wie auch in der Womenswear gut zum modischen Grundmuster der Marke passten.  

„Diesmal wird es sehr spannend, wie die Orderrunde ausgehen wird. Das Umfeld ist herausfordernd, wenn wir auf die makroökonomischen Bedingungen blicken. Leider kommt es auch innerhalb des Marktes zu Verwerfungen, die die Order belasten. Gut läuft es aktuell für mittlere und kleinere Multi-Label-Händler gerade in kleineren Städten, einfach, weil hier die Kundennähe da ist und die punktet in schwierigeren Zeiten doppelt. Zudem scheint es mir, dass die Wirtschaft und Politik in kleineren Gebilden besser zusammenarbeiten“, blickt Eckert auf die aktuellen Geschehnisse. Entscheidend für das Order-Ergebnis werde sein, was vor Ort passiere, wie jeder einzelne Händler performe und welche Schlüsse er für die eigene Order ziehe. Eckert sieht FYNCH-HATTON für die kommenden Aufgaben gut gerüstet, mit einer sauber durchdeklinierten Kollektion, wie er betont. Er hält an den Planzahlen von einem Orderplus von 12 bis 15 Prozent fest. Der Export liegt inzwischen bei rund 52 Prozent. 

„Wir sind inzwischen personell gut aufgestellt, vom Einkauf über das Produkt bis hin zu Vertrieb und Kommunikation. Natürlich merken auch wir Effekte aus den jüngsten großen Insolvenzen, diese können wir aber gut kompensieren, da wir von positiven Vorjahreseffekten profitieren, weil Neukunden sich nun auch umsatzmäßig durchschlagen. So sind wir zum Beispiel bei CJ SCHMIDT, Husum, von 75.000 Euro VK auf ein Volumen von 150.000 Euro geklettert. Wir befinden uns mitten in der Wachstumskurve und haben den Bestand und die Produktion entsprechend ausgebaut. Das macht sich auch im Nachzug bemerkbar“, erklärt der Manager weiter. Inzwischen sei auch klar, dass die deutschen Monobrand Stores nur wenig abgewinnen können. Immer wieder seien selbst große Marken in Deutschland damit gescheitert. Gerade in Zeiten, in denen der Preis den Konsum sowieso schon einenge, legten die Menschen Wert auf eine gewisse Auswahl zwischen den Marken und nicht innerhalb gewisser Produkte einer Marke. Erlöszuwächse von 120 Prozent gab es auch mit dem eigenen E-Shop, dies aber auf einem niedrigen Niveau. E-Com macht immer noch einen niedrigen einstelligen Umsatzanteil aus. Eckert hat die Marke vom Marktplatz von zalando zurückgezogen. „Damit lässt sich schlicht und ergreifend kein Geld verdienen“, erklärt er dazu.

Weiterentwicklung 

Für die DOB in Deutschland arbeiten die Mönchengladbacher ebenfalls mit einem eigenen Vertrieb. Bei der DOB sei die Marke im Plan, auch wenn es gerade hier durch die Entwicklungen bei P&C Süd und GALERIA einen Dämpfer gab. „Mit einem Umsatzzuwachs von aktuell 12 Prozent bin ich sehr optimistisch, dass wir in diesem Jahr die Anteiligkeit auf 20 Prozent vom Umsatz auch erreichen werden“, schätzt Eckert. Zwischenzeitlich wurde mit Susanne Völkl intern das Produktmanagement neu besetzt, weil ihre Vorgängerin, Nicola Finken, sich aus privaten Gründen beruflich innerhalb von FYNCH-HATTON verändern wollte. Die Kollektion ist insgesamt noch einen Ticken stricklastiger geworden. 

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Eckert kündigt auch wieder weitere Flächen-Aktionen an. Neben den Pop-ups werden die Mönchengladbacher das Reisethema Adventure & Safari neu ausspielen. Dazu hat FYNCH-HATTON eine Lizenzvereinbarung mit LCC Lufthansa City Center vereinbart und wird mit diesem Reiseveranstalter entsprechende Afrikatrips auf der Fläche promoten, die Händler dabei an Bord holen. Geplant ist das für Herbst 2024. Erste Gespräche gab es schon. „Das wird sicher großartig“, sagt Eckert.  

Der wohl wichtigste Part geht aber an das Leinen-Thema.” Menswear-Chef Marco Sänger

Den Dreijahresplan, den FYNCH-HATTON für sich erarbeitet hat, arbeitet das Management planmäßig ab: So soll die HAKA sichtbarer in den Markt gebracht werden und das Programm inhaltlich weiter ausgebaut sowie der Nachzug gestärkt werden. Der Aufbau und die Etablierung der DOB zunächst in der DACH-Region gehen weiter. Auch die Relevanz und Sichtbarkeit der Marke auf der Fläche steigt. Der E-Com wird weiter professionalisiert und soll Schaufenster sein für die Marke. Auch bei den Themen Optimierung von Produktion und Beschaffung sowie Nachhaltigkeit komme man gut voran. 

Themenwechsel: Marco Sänger verantwortet in der Menswear das Produkt und seit Kurzem auch das komplette Marketing mit einem eigenen kleinen Team. Sänger will den eingeschlagenen Weg weitergehen. „Wir haben uns in diesem Sommer ganz auf unsere Stärken konzentriert. Der leichte Baumwollstrick wurde in tollen Farben ausgebaut, das Pima Polo um interessante Farben und Styles ergänzt. Der wohl wichtigste Part geht aber an das Leinen-Thema. Das Leinen-Segment wurde sowohl in der Farbtiefe als auch in den modischen Dessins ausgebaut und somit zum Zugpferd der Saison”, sagt Sänger. Es freue ihn besonders, dass die Eckpreise gehalten  wurden. Dank unserer neu installierten Sourcingabteilung um Frank Hormesch herum ist es uns gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Gleichzeitig entwickelt sich die Marke weiter Richtung Komplett-Outfit, wie Sänger betont: „Neben den besonders starken Core-Themen konnten wir tolle Total-Look Themen über die 3 angebotenen Liefertermine erschaffen: leichte Summer Suits aus 2-Tone Linen, Overshirts im Materialmix, Bermudas, Hemden und T-Shirts runden den Komplett-Look ab und bieten dem Händler tolle Tisch und Rückwand-Themen, die die Kernkompetenzen modisch unterstützen!“  Und es gibt jetzt ein „Seasonal Magazine“, ein von FYNCH-HATTON produziertes Modemagazin, das die aktuellen Kollektionen vorstellt und die Basis der produktbezogenen Kommunikation von der Fläche bis zu den sozialen Medien bilden soll.   

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