„Additive Chancen“

ALBERTO

„Ohne Experimente gibt es keinen Fortschritt" Marco Lanowy, ALBERTO ©pixabay

Autor: Markus Oess
Der Mönchengladbacher Hosenspezialist ALBERTO gilt als experimentierfreudig, wenn es um den Einsatz neuer Technologien geht. ALBERTO-Chef Marco Lanowy sieht auch in der künstlichen Intelligenz vor allem neue Chancen und weniger die Gefahr einer Disruption. Wie es die Mönchengladbacher mit dem Thema künstliche Intelligenz halten. 

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„Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Bild- und Videoproduktion ist ein Bereich, den ich in der Werbung wahnsinnig spannend finde.” Alberto-GF Marco Lanowy ©ALBERTO

FASHION TODAY: ALBERTO ist schnell dabei, wenn es um die Nutzung oder das Experimentieren mit neuen technischen Entwicklungen geht. Was treibt euch hier an?
Marco Lanowy: „Die Neugier auf Neues. Denn ohne Experimente gibt es keinen Fortschritt. Wir beschäftigen uns schon länger mit den Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet. Als einer der ersten Einzelhändler haben wir amazons Alexa in unseren Läden installiert, wir haben gemeinsam mit unseren Kunden im Rahmen von Social-Media-Aktionen das kreative Potenzial von Augmented Reality ausgelotet und erst kürzlich einen virtuellen Online-Shop im Metaverse eröffnet. Dass wir damit erst einmal kein Geld verdienen, ist klar, aber darum geht es auch gar nicht in erster Linie. Die Tools helfen uns, das Verhalten unserer Kunden besser zu verstehen, und diese Erkenntnisse fließen in unser Design, unsere Produktion und unsere Kommunikation ein.“ 

Egal ob KI-gestützte Produktion und Designarbeit oder Verkaufsunterstützung durch Chatbots – künstliche Intelligenz wird die Modebranche auf vielen Feldern verändern. Welche Chancen und welche Risiken siehst du?
„Künstliche Intelligenz wird in allen Bereichen der Mode für Veränderungen sorgen. Ich gehe davon aus, dass die Branche bereits in den kommenden fünf bis sechs Jahren einen fundamentalen Wandel durchlaufen wird. Uns geht es dabei weniger um die viel diskutierte Disruption alter Strukturen, sondern vielmehr um die additiven Chancen, die der Einsatz zukünftig für unsere tägliche Arbeit und die Kommunikation mit unseren Kunden bietet.“  

Wie ist der aktuelle Stand in der ALBERTO-NFT-Welt?
„Auch hier arbeiten wir an einer ganzen Reihe von Projekten. Beispielsweise werden wir Anfang 2024 eine Bike- und eine Golfhose als NFT in die virtuelle Welt bringen. Den großen Durchbruch wird das Thema NFT meiner Meinung nach aber erst in Kombination mit leistungsfähigen KI-Brillen schaffen. Ich bin wirklich gespannt, inwieweit diese Technologie unseren Blick auf die Welt und damit auch unser Konsumverhalten verändern wird, denn dass sie es wird, steht für mich ganz außer Frage. Ein erster wichtiger Schritt wäre, Metaverse für mobile Endgeräte fit zu machen. Und natürlich darf ChatGPT nicht an den Regularien der EU scheitern.“ 

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Euer neuester Plan ist die ALBERTO AI. Was habt ihr hier vor? 
„Die ALBERTO AI wird aktuell auf Basis von ChatGPT entwickelt und mit allen relevanten Informationen rund um die ALBERTO-Unternehmenswelt gefüttert und auf diese Weise trainiert. Geplant ist, dass Besucher unserer Website künftig die Möglichkeit haben, ihre individuellen Fragen zu stellen und so alle wichtigen Informationen zu Produkten und Materialien kompakt abzurufen. Mehr noch: Sie können auch alles über unsere Unternehmensgeschichte und -philosophie oder unsere Nachhaltigkeitsanstrengungen schnell und unkompliziert in Erfahrung bringen.“ 

Ihr setzt auch im Bild- und Videobereich verstärkt auf AI …
„Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Bild- und Videoproduktion ist ein Bereich, den ich in der Werbung wahnsinnig spannend finde. Gleichzeitig birgt das Ganze die Gefahr von Fakes und Falschinformationen, gerade wenn es um gesellschaftliche und politische Themen geht. Über diese Gefahr wird zu Recht heiß diskutiert und tatsächlich braucht es konkrete gesetzliche Richtlinien. Ein gutes Beispiel, wie wir mit AI umgehen, ist der ALBERTO-Bike-Clip, der kürzlich über unsere Social-Media-Kanäle live gegangen ist. Weitere Einsatzmöglichkeiten werden derzeit getestet und über eine Realisierung wird nachgedacht.“