Kein Weg vorbei

Kommentar

©Vitali Diller

Autor: Maximilian Fuchs
Auf dem eben zu Ende gegangenen G20-Gipfel in Neu-Delhi konnte Indien auf großer internationaler Bühne zeigen, wo es in den nächsten Jahren hinmöchte. Die Ziele sind klar anvisiert, die Population wächst dabei ebenfalls kräftig und mittlerweile gilt Indien als das bevölkerungsreichste Land der Welt. Ein Land, in dem es (nach der letzten Volkszählung) 121 Sprachen und knapp 20.000 Dialekte gibt. 

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Was uns das angeht? Nun, in unserer globalisierten Welt doch eine ganze Menge! Nicht nur in weltpolitischen Verflechtungen, auch in geowirtschaftlichen Fragen können Chancen gesehen werden. Stichwort Fachkräftemangel. Denn während wir mit diesem großen Problem immer mehr zu kämpfen haben, kommen jedes Jahr in Indien viele Tausend junge Expertinnen und Experten auf den Arbeitsmarkt. Die Stellensituation vor Ort ist, aktuell zumindest, eher als schwierig einzuordnen. Nur um eine Zahl zu nennen: In der IT-Branche sind es jedes Jahr eine Million Menschen, die als frisch ausgebildete Talente dem Arbeitsmarkt zugeführt werden können. Im Land selbst jedoch gibt es zu wenige Arbeitsstellen. Warum also nicht die Vorteile der Globalisierung bei den Hörnern packen? 

Selbstredend ist es nicht so einfach, die Menschen hierherzuholen. Neben der fachlichen Kompetenz gibt es doch noch andere Aspekte, die für eine richtige und nachhaltige Integration notwendig sind. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat das Potenzial erkannt und veranstaltet gerade, gemeinsam mit den internationalen Handwerkskammern in Deutschland und Indien, ein Modellprojekt, um Menschen am anderen Ende der Welt auf den deutschen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Im Detail geht es darum, den Menschen in Indien – in einem Pendant zum Berufsgrundschuljahr – Materialgefühl, Praxisanleitung und Sprach-Skills (Deutsch B2 zum Abschluss ist Pflicht) zu vermitteln. Am Ende des Vor-Ort-Kurses wird vor der Deutschen Handwerkskammer eine Prüfung abgenommen, die entsprechende Fähigkeiten bescheinigt. Dann beginnt die Vermittlung an ein deutsches Unternehmen, wobei eine dauerhafte Ansprechbarkeit des Verbandes in Integrations-, Arbeits- und Rechtsfragen gewährleistet werden soll, damit der Transfer möglichst reibungslos läuft. 

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Ein schönes Modell, das sich als Win-win-Situation herausstellen könnte und sich bestimmt auch auf andere Branchen übertragen ließe. Schaut man aus dem Blickwinkel der Modebranche auf Indien, so ist das Land vor allem als Produktionsstätte beliebt und bekannt. Leider nicht immer zu fairen Bedingungen, wie wir wissen. An dieser Stelle sei an die Rana-Plaza-Katastrophe erinnert. Doch Indien hat mehr zu bieten; gerade was das Design in der Menswear angeht, tun sich spannende Namen und Brands auf, wie beispielsweise Arjan Dugal, EKA oder KHANIJO. 

Ich bin überzeugt, wir werden in den nächsten Jahren eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien erleben. Hoffentlich in guter und partnerschaftlicher Manier.