„Premium ist eine Haltung“

MAERZ MUENCHEN

Die Kollektion soll zu einem Angebot weiterentwickelt werden, das ein breites Spektrum abdeckt, vom kleinen hochwertigen Fachgeschäft bis zur Großfläche wie dem KaDeWe in Berlin. Alle Bilder ©MAERZ MUENCHEN

Autor: Markus Oess
Seit Februar 2025 ist Louis Bezner Geschäftsführer von MAERZ MUENCHEN. Im Interview spricht er über die aktuelle Geschäftsentwicklung, strategische Pläne und die Rolle von Strick zwischen Tradition und Neuausrichtung. Bezner will seine Marke als Premium-Strickmarke weiterentwickeln – mit Fokus auf Qualität, Passform und Langlebigkeit. „Premium ist kein Preisschild, sondern eine Haltung“, sagt Bezner. Auf der Pitti Uomo wird MAERZ unter anderem Denim-Strick und neue Qualitäten wie Cotton Silk zeigen.

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„Die gute Nachfrage nach unseren Strickprodukten in eigenen Vertriebskanälen zeigt, dass die Weiterentwicklung in Richtung Premium richtig ist.“ Louis Bezner, Geschäftsführer MAERZ MUENCHEN

FASHION TODAY: Louis; wie lief die zurückliegende Order und bist du zufrieden, wenn du auf die Entwicklung von Strick generell blickst?
Louis Bezner: „Insgesamt war das Geschäftsjahr 2024 für MAERZ MUENCHEN herausfordernd. Wir haben ein leichtes Umsatzminus erzielt. Hauptgründe waren stagnierende Umsätze im Einzelhandel in dem Kernmarkt Deutschland sowie Insolvenzen und Schließungen im Textilfachhandel. Als ich im November 2024 zu MAERZ MUENCHEN stieß, konnte ich noch erste Akzente für die Order Herbst/Winter 2025 setzen. Allerdings bin ich auf ein intaktes Unternehmen mit einem guten Team gestoßen, das gute Arbeit leistet. Mit der Order bin ich unterm Strich zufrieden, sie wurde gut angenommen. Die durchweg positive Stimmung vom Saisonstart auf der Pitti Uomo in Florenz über die DFD in Düsseldorf bis hin zur Supreme in München spricht für sich: Unsere Kunden sind überzeugt und der neue Weg, den wir mit der Kollektion, der Aktivierung und der Bildsprache eingeschlagen haben, bestätigt unsere gemeinsame Arbeit. Wir haben ein leichtes Plus eingefahren. Strick ist im Trend. Bei der HAKA läuft es ganz gut, bei den Damen müssen wir etwas Gas geben.“

Mit welchen Zahlen wollt ihr aus dem Jahr gehen?
„Wir liegen weiter im eben aufgezeigten Trend. Die HAKA ist stabil, die DOB zeigt leicht Schwächen. Ganz zufrieden bin ich mit der Entwicklung in unseren eigenen direkten Vertriebskanälen. Wir wollen mit aller Kraft das laufende Geschäftsjahr mit einem leichten Plus abschließen. Dazu haben wir einiges vor. Mit der Marke, in der Kollektion und am Produkt.“

Du sagst, dich stärker auf Mode und die Stärken von MAERZ MUENCHEN konzentrieren zu wollen. Was genau ist damit gemeint?
„Wir blicken auf 105 Jahre Geschichte MAERZ MUENCHEN. Das ist eine starke Heritage. Strickkunst, Design, Qualität und Passform auf höchstem Niveau. Aktuell spüren wir eine verstärkte Nachfrage nach Authentizität, nach Qualität und Langlebigkeit. Das spielt uns in die Karten. Schon die letzte Winterkollektion verbindet Mode mit modernem Citystyle und zeitlosem Charakter. Für den Handel bedeutet das: verlässliche Kollektionsarbeit, emotionale Sortimente und eine klare Handschrift – saisonal relevant, aber mit langfristiger Tragbarkeit. Diesen Weg wollen wir weitergehen.“

Lifestyle-Marke ist in der Mode ein ziemlich strapazierter Begriff, was verbindest du damit für MAERZ MUENCHEN?
„Die gute Nachfrage nach unseren Strickprodukten in eigenen Vertriebskanälen zeigt, dass die Weiterentwicklung in Richtung Premium richtig ist. Dafür steht MAERZ MUENCHEN: Langlebigkeit statt Kurzfristigkeit, Zeitgeistigkeit und Premiumstrick. Mode ist ein Stück Lifestyle.“

Wie willst du die Marke auf der Fläche stärken?
„Wir wollen die Kollektion weiterentwickeln zu einem Angebot für den Handel, das ein breites Spektrum abdeckt, vom kleinen hochwertigen Fachgeschäft bis zur Großfläche wie dem KaDeWe in Berlin. Wichtig ist, alle Partner mitzunehmen und dabei unser gesamtes Spektrum abzubilden, vom Superwash Basic für 129 Euro bis zum Superwash Premium für 499 Euro. Wir müssen die Bedürfnisse des Handels und unserer Endkunden und Endkundinnen erkennen und bedienen.“

Aktuell gibt es rund 110 Knit Shops im Handel, davon circa 40 im Depot für die HAKA wie für die DOB.

Was traust du dabei den Systemflächen zu?
„Aktuell haben wir auf der Fläche rund 110 Knit Shops und davon circa 40 im Depot für die HAKA wie für die DOB. Die Modelle sind recht unterschiedlich, vom echten Depot, das wir in Eigenregie fahren, bis hin zu Partnerschaftsmodellen wie zum Beispiel mit ,ZUR BLAUEN HAND‘ in Trier, die unser Premium-Knit-Shop-Konzept haben (siehe Bilder). Unsere Knit Shops sind wichtig, um die Marke auf der Fläche zu profilieren, erlebbar für unsere Endkunden und Endkundinnen zu machen. Wir sehen die Flächen als strategisches Werkzeug, um unsere Marke im Markt zu festigen. Wir wollen das Depotgeschäft forcieren und haben uns aus diesem Grund mit Marc Erpenbeck als Area Manager Consignment verstärkt. Wir werden diesen Bereich systematisch ausbauen, auch, um neue Kunden zu gewinnen. Auch das ist übrigens ein Grund, weswegen wir in IT und Digitalisierung investieren wollen. Wir müssen mit dem technischen Fortschritt mithalten.“

Wie schätzt du den deutschen Handel gegenüber den anderen Ländern ein, in denen ihr aktiv seid?
„Der deutsche Markt bleibt für uns strategisch zentral. 90 Prozent unseres Geschäftes machen wir immer noch auf dem Heimatmarkt. Natürlich steht der deutsche Modehandel unter Druck. Ob und wie ausländische Händler hier zurechtkämen, steht indes auf einem anderen Papier. Ich denke, der deutsche Modehandel, der mittelständische zumal, kann auch international mithalten. Für uns heißt das, es ergeben sich immer noch gute Wachstumschancen. Wir haben immer noch ausreichend Raum in Deutschland, organisch zu wachsen. Und in jeder Krise liegt auch eine Chance, weil Krisen immer auch neue Möglichkeiten schaffen, wenn sie alte Strukturen aufbrechen. Am Ende entscheiden Vertrauen, Partnerschaft und Qualität über den Erfolg. Bleibt die Frequenz aus, sind Händler auf einen höheren Durchschnittsbon angewiesen. Wir können das bieten und Kunden zu Wiederkäufern machen.“

Wie läuft es im Ausland?
„Wie gesagt, nur 10 Prozent unserer rund 800 Händler arbeiten jenseits der Grenzen. Wir sind auf der Pitti aufgeschlagen, weil wir hier auch im Ausland die Schlagzahl merklich erhöhen wollen. Mit einem absolut wettbewerbsfähigen Produkt, überwiegend made in Europe. Wir wollen Umsätze in Märkten wie Österreich, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg steigern und wir wollen weitere Showrooms im Ausland eröffnen. Wir haben in den Niederlanden und Österreich neue Strukturen geschaffen mit neuen Showrooms und Agenturen. Mittelfristig wollen wir auch unsere Aktivitäten auf Nordeuropa, also Skandinavien und UK, ausweiten. Dies aber schrittweise. Wir verspüren jetzt keinen unmittelbaren Handlungsdruck. Auch hier setzen wir auf langfristige Partnerschaften und selektive Markteintritte, die zur Marke passen. Qualität, Herkunft und Verlässlichkeit sind unsere Türöffner. “

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Wo beginnt für dich Premium, wo endet Premium? Und was ist wichtiger in diesem Zusammenhang: Preis oder Markeninhalte? Denn Qualität will jede Marke liefern.
„Premium ist kein Preisschild, sondern eine Haltung. Wir sprechen hier von Werten und Visionen, die sich mit diesem Anspruch verbinden. Wir sind eine Premium Knitwear Brand. Dem ordnet sich alles unter: Material, Passform und Qualität, aber auch die Zusammenarbeit mit dem Handel und der Respekt für unsere Endkunden und Endkundinnen. Das bedeutet auch Nachhaltigkeit im Sinne eines bewussten Umgangs mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen sowie einer Langlebigkeit des Produktes.“

Moderner Citystyle und zeitloser Charakter

Stichwort Qualität. Ihr habt eine eigene Produktion. Wie sieht es mit der Beschaffung aus? Gibt es Engpässe?
„Nein. Wir haben unsere Produktion ganz überwiegend selbst in der Hand und arbeiten auch mit sehr langjährigen Partnern in der Beschaffung zusammen. Es versteht sich von selbst, dass wir auch im Sourcing immer Qualität als Entscheidungskriterium Nummer eins anlegen. Wir legen großen Wert auf nachhaltige und transparente Lieferketten, um die hohe Qualität unserer Produkte sicherzustellen und soziale sowie ökologische Standards einzuhalten.“

Was werdet ihr auf der Pitti zeigen?
„Wir werden auf der Pitti die Kollektions-Highlights und unsere Neuheiten an Premium-Qualitäten mit Fokus auf unsere Stickkompetenz zeigen. Modische Highlights im Total-Stricklook sind in der HAKA und DOB zum Beispiel gestrickte Denim Styles.“

Kommen neue Produkte?
„Ja, es wird auch neue Produkte geben, wie zum Beispiel „Made in Germany“ und eine neue Premiumqualität aus Cotton Silk. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.“

Wachstumspotenzial im Export: 10 Prozent der rund 800 Händler arbeiten jenseits der Grenzen.

Ihr habt mit OLYMP und CREATION GROSS eine Kapsel entwickelt. Wie lief es für MAERZ MUENCHEN?
„Die Kapsel mit CARL GROSS ist ja unter der Überschrift des Jubiläums ,100 CARL GROSS‘ entstanden. Wir sind ein Teil davon und haben die Jubiläums-Kapsel nicht aktiv in der Order präsentiert. Die konzeptionelle Umsetzung liegt bei CARL GROSS. Insgesamt sind wir mit der Resonanz aus dem Handel sehr zufrieden.“

Sind weitere solcher Collabs denkbar oder sogar geplant?
„Kooperationen sind für uns ein strategisches Instrument, um unsere Marke weiterzuentwickeln und neue Zielgruppen zu erreichen. Wir prüfen regelmäßig Partnerschaften, die unsere Werte teilen und unser Produktportfolio sinnvoll ergänzen. Dabei stehen Qualität, Nachhaltigkeit und Innovationskraft im Fokus. In diesem Frühjahr hatten wir eine Collab mit nkm NATURKOSMETIK MÜNCHEN. Zum Muttertag setzen MAERZ MUENCHEN und NATURKOSMETIK MÜNCHEN ein gemeinsames Statement für Self-Care und nachhaltige Qualität – und verbinden Premium-Strick mit innovativer Naturkosmetik aus München.“

Der Interviewpartner

Seit Februar 2025 ist Louis Bezner, Sohn von OLYMP-Chef Mark Bezner, Geschäftsführer von MAERZ MUENCHEN. Der 27-Jährige bringt internationale Erfahrung mit. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft an der WHU in Vallendar absolvierte er Stationen bei Unternehmen wie der VIYELLATEX Group in Bangladesch, HUGO BOSS und Beiersdorf. Ab 2020 war er in verschiedenen strategischen Funktionen bei adidas tätig, zuletzt im Bereich EU Market Strategy & Business Development sowie im Project Management Office zur Fußball-Europameisterschaft 2024.

Das Unternehmen

Die OLYMP-Tochter MAERZ MUENCHEN KG erzielte 2024 einen Umsatz von 27,4 Millionen Euro, was einem Rückgang von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Während die Damenkollektion mit einem Wachstum von 5 Prozent zulegte, verzeichneten die eigenen Vertriebskanäle, wie Retail und Onlineshop, ein Plus von 10 Prozent.

Bezner will die Marke im Premiumsegment weiterentwickeln. Ein wichtiger Schritt ist die Präsentation der Kollektionen auf der Pitti Uomo in Florenz, um die internationale Präsenz zu stärken. Ziel ist es, die Markenbekanntheit sowohl im stationären Handel als auch online zu steigern und den Export-Umsatzanteil auszubauen. Am Standort in München sind 113 Mitarbeiter tätig, während im Strickwerk in Ungarn 226 Beschäftigte arbeiten.