„Das Comeback ist gesetzt“

Krawatten

„Keine Stückzahlen wie in den 1980ern, aber an einem Comeback in der Mode und bei jungen Männern, also einer deutlich höheren Präsenz, habe ich keinen Zweifel" sagt Sascha Blick, hier mit seiner Frau Janina. Alle Bilder ©Blick.

Autor: Markus Oess
Blick. ist ein Familienunternehmen in dritter Generation – spezialisiert auf Krawatten und andere Herrenaccessoires. Im Interview spricht Sascha Blick über progressive Looks, sinkende Umsätze in der Konfektion und warum er nichts von weißen Sneakern im Vorstand hält. Für die Zukunft setzt er auf Design, Haltung – und den richtigen Vertrieb.

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„Ich würde sowohl mich persönlich als auch unser Label eher modisch-progressiv verorten.“ Sascha Blick

FASHION TODAY: Was sagen Sie – Krawatte nur zum Anzug?
Sascha Blick: „Nein. Im Gegenteil. Die spannendsten neuen Looks sind doch gerade die, bei denen Männer die Krawatte aus dem üblichen Business-Kontext lösen und mit einem gewissen Augenzwinkern in ihre Streetwear integrieren.“

Klassisch-elegant oder lieber modisch-progressiv?
„Ich würde sowohl mich persönlich als auch unser Label eher modisch-progressiv verorten. Dennoch feiere ich auch extrem klassische Looks. Um beim Label zu bleiben: Wir bieten in der neuen Kollektion zwei starke Unis an: einen Ziegenvelours in Pastelltönen und eine Grenadine in zehn klassischen Farben. Beides hat seinen Platz und seine Berechtigung. Hauptsache, es kommt keine Langeweile auf.“

Die Konfektion leidet, leiden Sie mit?
„Schon. Das ist einfach so. Ich werde oft darauf angesprochen, dass damals Zetsche seinen Schlips ablegte und so aussehen wollte wie die Silicon-Valley-Dudes. Auch wenn es kaum etwas Grauenhafteres gibt als einen angegrauten Geschäftsführer oder Vorstand, der glaubt, mit Jeans, Sneaker und offenem Hemd irgendwie lässig oder gar modisch zu erscheinen – ich begrüße das ausdrücklich. Jetzt, wo diese Generation weiße Turnschuhe trägt, entsteht bei den nachfolgenden Generationen endlich wieder Raum für den Genuss, eine Krawatte zu tragen. Aber ja: Der Umsatz fehlt im Moment natürlich schon.“

Wie gehen Sie mit der Mode?
„Wir kompensieren das gar nicht. Jedenfalls nicht mit Socken, Kappen oder anderem Klimbim, den andere besser können. Wir pflegen unsere Kunden, konzentrieren uns auf unsere Artikel und weiten den Vertrieb aus.“

Wie sieht zur laufenden Order Ihr Programm aus?
„Wir haben zwei Linien: Blick. Aqua – das ist der modisch-progressive Teil – sowie Blick. Gold, hergestellt in Italien und eher klassisch-elegant. Außerdem gibt es natürlich den umfangreichen NOS.“

Wie viel machen dabei die übrigen Accessoires aus?
„Einstecktücher laufen gut mit. Die Schleife war ja auf sehr hohem Niveau und geht gerade deutlich zurück. Schals dann wieder zum Winter 2026. Bei Letzteren haben wir noch viel Luft nach oben, aber die milden Winter haben das Geschäft nicht einfach gemacht, auch wenn wir ohnehin nur leichte Schals anbieten.“

Eine Frage der Haltung

Wo lassen Sie produzieren?
„Unser wichtigster Standort ist Vietnam. Hier haben wir einen hervorragenden Konfektionär, mit dem wir seit über 30 Jahren sehr eng zusammenarbeiten. Hier bekommen wir eine extrem hohe Qualität, auch bei speziellen Verarbeitungen, wie zum Beispiel handgesäumte Krawatten ohne Futter oder handrollierte Tücher. Seit zwei Jahren haben wir unsere Gold-Kollektion. Diese wird nicht nur in Italien gewebt, sondern auch konfektioniert. Außerdem natürlich China, aber dies nicht für unsere Kollektion, sondern eher für Private-Label-Kunden, die aggressivere Preise benötigen.“

Sie positionieren sich im Premiumbereich, macht das das Geschäft einfacher?
„Nein. Es gibt überall guten Wettbewerb und Herausforderungen.“

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Preise und Margen?
„Die Krawatte liegt für den NOS größtenteils bei 39,90 Euro im Handel. Saisonal liegt Aqua bei 49,90 Euro und Gold bei 89,90 Euro. Wir bieten immer eine 2,8 – oft auch 3,0 oder darüber.“

Wie ist Ihr Vertrieb aufgebaut?
„Wir haben das gerade umgestellt beziehungsweise sind noch dabei. Für Bayern/BW konnten wir Markus Freyer in München gewinnen und für Österreich Markus Adam. Markus Kamsteeg – ja, ich weiß, viele Markus –, den Sie ja kennen und der ein alter Freund von mir ist, unterstützt mich gerade dabei, den Vertrieb über Agenturen im In- und Ausland deutlich auszubauen. Weitere Agenturen in den Niederlanden und der Schweiz sowie Skandinavien werden also in der nächsten Saison hinzukommen.“

Welche Händler kaufen Ihre Produkte?
„Meinen Sie die Namen verschiedener Händler? Die Liste wäre lang: HIRMER, engelhorn, schnitzler, P&C, GARHAMMER, klingenthal. und so weiter. Viele Maßkonfektionäre, kleine Boutiquen, aber auch die Platzhirsche. Ab der nächsten Saison auch (wieder) breuninger.“

Der Schwerpunkt liegt auf klassischen Herrenaccessoires wie Krawatten, Fliegen, Einstecktüchern und Schals.

Und wer ist Ihr typischer Endkunde?
„Tja. Wenn ich das so genau wüsste. Wir haben ja normalerweise keinen direkten Kundenkontakt und eine Markterhebung zu Kundenprofilen bei Krawatte ist mir nicht bekannt. Ich habe vor Kurzem bei schnitzler an zwei Wochenenden eine Art Pop-up gemacht. Das war sehr aufschlussreich für mich, aber natürlich auch sehr subjektiv.“

Gibt es Unterschiede zwischen Ihren Auslandsmärkten und dem Heimatmarkt?
„Keinen wirklich signifikanten Unterschied.“

Was rechnen Sie sich zur Order und für das Gesamtjahr aus?
„Circa 10 Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr.“

Wenn der aktuelle Trend anhält – was sind Ihre nächsten Schritte?
„Das Comeback der Krawatte ist gesetzt. Keine Stückzahlen wie in den 1980ern, aber an einem Comeback in der Mode und bei jungen Männern, also einer deutlich höheren Präsenz, habe ich keinen Zweifel. Hierin sind sich auch die progressiveren meiner Kunden einig.“

Infokasten: Blick. Krawatten

Das Label Blick. wurde 1947 von Grete Jansen in Krefeld gegründet. Heute führt ihr Enkel Sascha Blick das Unternehmen in dritter Generation gemeinsam mit seiner Frau Janina. Der Schwerpunkt liegt auf klassischen Herrenaccessoires wie Krawatten, Fliegen, Einstecktüchern und Schals. Produziert wird in europäischen Manufakturen. Die Stoffe stammen unter anderem aus Italien, Japan und Skandinavien. Das Design ist bewusst reduziert gehalten. Für die kommenden Monate plant das Unternehmen die Wiedereröffnung des Krefelder Ateliers als Showroom sowie internationale Kooperationen im Premiumsegment. Parallel soll der Online-Auftritt ausgebaut und durch limitierte Editionen ergänzt werden.