Voll von gestern?!

Retro-Sportswear im Dauertrend

Es geht schlichtweg um die Geschichte, die hinter einem Look steht. ©FILA

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Keine Sportswear-Kollektion ohne Retro-Touch: Die Tendenz zu Vintage-Looks hält sich nicht zuletzt im sportiven Segment hartnäckig über Saisons hinweg. FASHION TODAY hat sich dazu Gedanken gemacht und bei FILA sowie Konsumenten nachgefragt, warum dies ausgerechnet so ist.

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„Retro-Looks verbinden Nostalgie mit zeitloser Ästhetik. Petra Stuerenberg, Unternehmensgruppe medico

Ob Trainingsanzüge, Trikots, Turnschuhe oder Polo- und Crickethemden – Retro-Looks sind in der Sportswear unlängst unverzichtbar. Jede Saison aufs Neue warten die Kollektionen mit klassischer 1950er-Smartness und cooler ’70er-Lässigkeit auf, rebellische ’80er-Statements kommen durch. Einschlägige Motiv-Prints, Schriftbilder, Schnitte und Farben prägen im Mix mit zeitgemäßen Stilelementen das Bild, wenn sich nicht gleich das originale Design vorausgegangener Jahrzehnte eins zu eins neu aufgelegt wiederfindet. Doch woher kommt die Leidenschaft für Vintage-inspirierte Styles im sportiven Segment? Was reizt Endverbraucher daran?

Fest steht: Qualität, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und Individualität sind modische Themen, die aktuell sehr am Puls der Zeit liegen. Die Looks, die an vergangene Jahrzehnte anknüpfen, hängen sich nicht an die schnelllebigen Konzepte von Fast Fashion, sondern befeuern vielmehr Antriebe in Richtung „Früher hat alles besser gehalten“ und „Das ist Kult und immer angesagt“. Dies strahlt auf Neuware, erst recht stehen Secondhand-Artikel mit dieser Linie in Verbindung, die wegen ihrer Nachhaltigkeit sowie Authentizität zum wahren Trendthema avanciert sind und ihrem Markt so zuletzt deutliches Wachstum beschert haben. Neben den klassischen Plattformen wie Vestiaire Collective und Vinted sind mittlerweile selbst Online-Shops von Modekonzernen wie H&M und zalando in das Pre-Owned-Geschäft eingestiegen. Vintage-Trainingsanzüge oder Sporthosen aus Ballonseide stehen da hoch im Kurs.

Nicht an letzter Stelle sind in der Retro-Sportswear Gefühle um Nostalgie zu nennen, den Wunsch, Anerkennung für große Sportlegenden auszudrücken, die noch ohne hochfunktionale Sportausrüstung über den Platz gelaufen sind, einen anderen Lifestyle verkörpern. Über das Auftragen ihrer zeittypischen Looks sollen sie eine Hommage erfahren – und auch der Träger mag so wohl etwas Spezialwissen durchscheinen lassen. Es geht schlichtweg um die Geschichte, die hinter einem Look steht. Denn Inhalt und Individualität zählen. Gerade in unserer kurzlebigen, von Austauschbarkeit und zügig wechselnden Trends bestimmten Zeit gilt es, sich von der Masse abzuheben. Neben originalen, einmaligen Sportswear Pieces fördert auch ein neuer, modischer Mix von Alt und Neu frische, unkonventionelle Optiken, bringt gesuchte Spannung ins Spiel. Der Einsatz von Materialien, die zeitgemäß und besonders komfortabel sind, steht dabei neben dem Design im Fokus.

FILA hat bei der Kollektion Herbst/Winter 2025 Retro-Elemente einfließen lassen. FASHION TODAY hat kurz nachgefragt. Christoph Schachtner, Markenkoordination FILA Europa, und Petra Stuerenberg, Unternehmensgruppe medico, haben geantwortet.

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Es ist die Balance zwischen Authentizität und zeitgemäßem Komfort.“ Christoph Schachtner, Markenkoordination FILA Europa

Herr Schachtner, warum denken Sie, sind Retro-Looks in der Sportswear ein anhaltendes Thema?
„Retro-Looks verbinden Nostalgie mit zeitloser Ästhetik – sie erzählen Geschichten vergangener Jahrzehnte und schaffen gleichzeitig ein starkes Identifikationsgefühl. Konsumenten schätzen diese Styles, weil sie vertraut wirken, aber dennoch modern interpretiert werden können. Sie bieten die Möglichkeit, persönliche Erinnerungen oder ikonische Modemomente aufzugreifen und in den aktuellen Alltag zu integrieren.

Frau Stuerenberg, wie müssen Retro-Styles gemacht sein, damit sie gut funktionieren?
„Damit Retro-Styles erfolgreich sind, müssen sie die Essenz der ursprünglichen Designs respektieren, gleichzeitig aber moderne Trageeigenschaften, Passformen und Materialien berücksichtigen. Ein gutes Retro Piece spielt mit den typischen Details vergangener Jahrzehnte – wie Farben, Silhouetten oder Logos –, ohne veraltet zu wirken. Es ist die Balance zwischen Authentizität und zeitgemäßem Komfort, die Retro-Sportswear heute so attraktiv macht.

Stimmen von Konsumenten:

„Sportswear im Retro-Look ist für mich auf jeden Fall ein Thema – insofern die Teile denn modern interpretiert sind. Ich denke, die Erzählungen hinter diesen Styles sind spannend, sie stellen ein Stück Zeitgeschichte dar. Daneben bringen sie frische Impulse in die aktuelle Mode. Ich finde den Mix zwischen Retro und Modern gut, das macht für mich den Reiz aus.“
Gorden P., 58 Jahre

„Ich mag T-Shirts mit farblich abgesetzten Ringerkragen im 1970er-Style, weil sie sich einfach toll von klassischen Shirts absetzen, besonders sind. Und auch Jogginghosen mit seitlichen Streifen finde ich gut. Sie sind meiner Meinung nach nie wirklich aus der Mode gewesen. Dabei muss ich sagen, dass ich Nylon und Polyester als Material eher meide. Mittlerweile gibt es da ja aber auch Alternativen. Ich fühle mich gut, wenn ich Retro-Looks trage. Sie erinnern mich an die Zeit, als ich sehr fit, gesund und sportlich war. Tatsächlich ist es so, wenn ich Ringershirts sehe, dann kaufe ich meist direkt auch welche.“
Stefan G., 46 Jahre

„Sportteile im Retro-Look finde ich richtig gut. Ich trage zum Beispiel gerne Jordans, adidas Torsion Sneaker oder Trainingsanzüge von KAPPA – im alten Style. Sie sind nicht nur gerade wieder angesagt, sondern erinnern mich auch einfach an meine Jugendzeit. Und ich setze gerne auf Bewährtes. Die Teile haben mich immer gut begleitet, also mag ich sie auch jetzt anziehen.“
Ben K., 48 Jahre