Saigon SIGNATURE

Hemdenproduktion in Vietnam

OLYMP-Chef Mark Bezner (l.) vor Ort bei PROTRADE (alle Bilder: Oess)

Autor: Markus Oess

Vietnam boomt und besonders in Saigon oder Ho Chi Minh City pulsiert das Leben. Überall wird gebaut und die Stadt scheint aus ihren Nähten zu platzen. Vor den Toren der Mega-Metropole sitzt ein Partnerbetrieb von OLYMP, Bietigheim-Bissingen, PROTRADE GARMENT JSC, der seit nunmehr zehn Jahren Hemden für die Schwaben fertigt. PROTRADE tut das so gut, dass OLYMP-Chef Mark Bezner hier exklusiv die Premiumlinie SIGNATURE fertigen lässt. FT war für Sie vor Ort.

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PROTRADE GARMENT JSC produziert vor den Toren Saigons nun schon seit zehn Jahren für den schwäbischen Hemdenhersteller OLYMP, Bietigheim-Bissingen. Und das vietnamesische Unternehmen macht das gut, sehr gut. „Die gesamten wirtschaftlichen Produktionsbedingungen für die Textilindustrie sind in dem südostasiatischen Küstenstaat hervorragend. Qualität, Zuverlässigkeit, Exaktheit und Lieferpünktlichkeit suchen ihresgleichen“, lobt OLYMP-Chef Mark Bezner. Der OLYMP-Chef setzt großes Vertrauen in die Fertigkeiten des Betriebes. PROTRADE fertigt exklusiv die neue Premium-Linie SIGNATURE. „Gerade die handwerklichen Fähigkeiten des Schneiderns, die akkurate Fingerfertigkeit und die unbedingte Arbeitsdisziplin in Vietnam tragen zu einem herausragenden Ergebnis bei. Deshalb wird unser Premiumprodukt OLYMP SIGNATURE exklusiv nur von diesem Partner gefertigt“, sagt Bezner.

Für jeden einzelnen Produktionsauftrag kommen detaillierte Verarbeitungsvorschriften (Modellbeschreibungen, technische Skizzen sowie Stücklisten) aus Bietigheim-Bissingen. Eine Menge Daten, denn ein Langarmhemd besteht aus bis zu 18 verschiedenen Zuschnittteilen. Von jedem Modell wird ein Schnittgrößensatz in bis zu 17 Größen und Sondergrößen an den Produzenten digital übertragen. Der Größensatz wiederum bildet die Grundlage für die Lagenbilder, die anschließend vom Produzenten mit einer CAD-Anlage (Computer-Aided Desgin) selbst erstellt und ausgeplottet werden.

Bei Geweben mit Rapporten, zum Beispiel Karos oder Streifen, muss auf den exakten Musterverlauf der Zuschnittteile zueinander geachtet werden. Das Teil wird mit einer Blockzugabe zugeschnitten, anschließend mustergenau nachgelegt beziehungsweise gestapelt und im Anschluss präzise herausgeschnitten. Die Kragen- und Manschetteneinlagen werden mit einer Stanze aus dem speziellen Einlagenstoff herausgetrennt. Kleinere Teile wie Kragen, Manschetten, Ärmelschlitzbelege und Passen werden mit dem Bandmesser, Großteile wie Rücken-, Vorderteil und Ärmel mit dem Stoßmesser zugeschnitten. Rund 70 Personen sind im Zuschnitt einschließlich der CAD-Abteilung im Einsatz.

Nach dem Zuschnitt werden die Schnittteile auf Web- und Beschnittfehler kontrolliert, nummeriert, etikettiert und gebündelt. Die Nummerierung stellt sicher, dass ein Hemd aus ein und demselben Stoffballen sowie derselben Stofflage besteht, da die Farbe von einem Stoffballen zum nächsten in Nuancen unterschiedlich ausfallen kann. Das Etikett wiederum enthält weitere wichtige Informationen des jeweiligen Bündels, wie Größenangabe oder Stückzahl und Angaben zum Lagebild. Innerhalb eines Bündels werden Ärmel, Rückenpasse, Vorder- sowie Rückteile mit der gleichen Nummer und Größe zusammengefasst. Ein Bündel umfasst die Bestandteile von 15 bis 20 Hemden. Kleinteile wie Kragen, Manschetten und Ärmelschlitzbelege erhalten die gleiche Nummerierung und Etikettierung wie die Rumpfteile. Insgesamt arbeiten circa 40 Personen in der Fixierung.

PROTRADE fertigt 1,7 Millionen Hemden im Jahr, ausschließlich für OLYMP

Die Bündel werden nun in die Näherei gebracht. Begonnen wird mit der Fertigung der Kleinteile. Anders als bei den übrigen OLYMP-Hemdenlinien verfügt das OLYMP SIGNATURE über in den Unterkragen eingearbeitete Stäbchentaschen zur Aufnahme der herausnehmbaren Kragenstäbchen. Beim OLYMP SIGNATURE werden Knopf und Knopfloch am Kragensteg erst eingearbeitet, wenn das Hemd fertig ist. Mit der Manschette wird ähnlich verfahren. Danach folgt die Vorfertigung der Rumpfteile wie das Rückteil mit Abnähern und der Rückenpasse, Ärmel mit Ärmelschlitzbeleg, Vorderteilleiste mit Fixierung und Einarbeitung der Knöpfe und Knopflöcher. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten wird die Verarbeitungsqualität immer wieder kontrolliert. Nun können alle vorgefertigten Teile zusammengenäht werden. Nach Entfernen aller abstehenden und losen Fäden wird das Hemd abermals kontrolliert. Bei der umfassenden Endkontrolle wird die Ausführung sämtlicher Arbeitsschritte ein weiteres Mal überprüft. Insbesondere die Verarbeitung sämtlicher Nähte, Knöpfe und Knopflöcher, die Fixierungen der Einlagen und das Nahtkräuseln werden hier überprüft. Auch nach dem Bügeln wird das Hemd nochmals kontrolliert und mit dem Hangtag versehen. Das Hemd wird mit einer Legeform auf das gewünschte Format gelegt und dabei die Produktaufmachung, Büchlein, Größenreiter und so weiter angebracht sowie in die Tüte verpackt. Nach einer erneuten Sichtkontrolle wird das Hemd mit weiteren Exemplaren des gleichen Artikels und Größe in den Hemdenkarton gelegt. Danach geht es per Container Richtung OLYMP-Logistikzentrum in Bietigheim-Bissingen.

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Rund 650 der mehr als 2.300 Mitarbeiter sind nach einer speziellen Schulung für die Produktion der OLYMP-Hemden tätig. PROTRADE fertigt 1,7 Millionen Hemden im Jahr, ausschließlich für OLYMP. Vor Ort arbeiten vier Mitarbeiter im Betrieb, die direkt bei den Schwaben angestellt sind und neben der Qualität auch die Einhaltung von Arbeits- und Sozialstandards sicherstellen. Nathalie Zimmer reist regelmäßig nach Vietnam, um die Produktion zu überwachen. Sie arbeitet in der Abteilung PRODUKTION INTERNATIONAL und ist für die Betreuung von PROTRADE in allen Fragen der Zusammenarbeit zuständig. Aber sie ist nicht die einzige Fachkraft, die vor Ort arbeitet. Neben dem ständigen Einsatz eigener OLYMP-Techniker und Qualitätskontrolleure ist zur Überwachung und Umsetzung des OLYMP-Social-Monitoring-Programms eine eigene Corporate-Responsibility-Abteilung verantwortlich, deren Mitarbeiter sich durch regelmäßige Reisen zu den Produzenten nach Möglichkeit von den vorhandenen Sozialstandards überzeugen. Zusätzlich besteht ein kontinuierlicher Informationsaustausch mit den Reisetechnikern sowie den in den Betrieben eingesetzten Qualitätskontrolleuren. Auch die Geschäftsleitung besucht mehrmals im Jahr die Fertigungsstätten, um sich selbst mit den Produktionsbedingungen vertraut zu machen und die Beziehungen zu den Betrieben zu intensivieren.

Mehr als der Standard

PROTRADE zahlt die vorgeschriebenen Abgaben für Sozial-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Die Beiträge richten sich dabei nicht nach dem individuellen Gehalt, sondern dem gesetzmäßigen Mindestlohn, von dessen Höhe ein Anteil von 10,5 Prozent vom Arbeitnehmer übernommen wird und 22,5 Prozent vom Arbeitgeber. Zudem haben die Mitarbeiter gesetzlichen Anspruch auf ein zusätzliches Urlaubsgeld. Dessen Höhe wird unter Einbeziehung bestimmter Bemessungsgrundlagen individuell mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt. Im firmeneigenen Kindergarten können Betriebsangehörige ihre Kinder kostenfrei in die Obhut von speziell ausgebildeten Erziehern geben. Die Eltern müssen sich lediglich an den Kosten für die Verpflegung ihrer Kinder beteiligen. In dem von PROTRADE selbst betriebenen Supermarkt erhalten Betriebsangehörige besondere Einkaufskonditionen, die es den Menschen ermöglichen, Dinge des täglichen Bedarfs wesentlich günstiger zu erwerben als in gewöhnlichen Geschäften.

Der Arbeitslohn liegt mindestens knapp beim Doppelten des für die Region gesetzlich geregelten Mindestlohns. Das Höchstgehalt liegt sogar deutlich darüber. Dazu kommen Zuschläge für Überstunden und andere Zusatzleistungen. Außerdem übernimmt PROTRADE die Kosten für die Kinderbetreuung und zahlt seinen Mitarbeitern Zuschüsse für die Verpflegung, Wohngeld sowie einen monatlichen Treuebonus, der mit jedem Jahr der Betriebszugehörigkeit um einen fixen Betrag ansteigt.

Kaufen und Prüfen

Für das OLYMP-Kernprodukt Hemd greifen die von Bietigheim-Bissingen aus operierenden Einkaufsabteilungen für Gewebe und sämtliche Zutaten auf einen festen Lieferantenstamm zurück. Die Hemdenstoffe werden für jede der vier jährlichen Modekollektionen von einer kleinen Zahl renommierter Gewebelieferanten unter Einhaltung genau vorgegebener Qualitätsmerkmale in Bezug auf Glättebild, Knittererholung, Einlaufwerte, Reiß- und Scheuerfestigkeit, Licht- und Farbechtheit et cetera gefertigt. Bis zu 90 Prozent beträgt der Eigendesignanteil innerhalb der saisonalen Modeprogramme. Jedes Hemdengewebe wird genau auf Einhaltung dieser Richtlinien im hauseigenen Labor geprüft, ehe es zur Weiterverarbeitung freigegeben wird. Ähnlich läuft es mit den übrigen Bestandteilen wie Knöpfen, Nähgarnen, Einlagen, Etiketten und Verpackungsmaterialien.