„Wir sind ein ehrliches Produkt“

MAERZ Muenchen

Vom Pulloveramt zum modernen Stricker (Bilder: MAERZ Muenchen)

Autor: Markus Oess

Als Katja Beibl im April 2012 bei MAERZ Muenchen Geschäftsführerin wurde, galt der Stricker noch als Pullover-Amt. Heute präsentiert sich das Label deutlich modernisiert und inzwischen hat auch die DOB aufgeholt. Zwei erklärte Ziele der Geschäftsführerin, die hierzulande, vor allem aber im Ausland noch weiter zulegen will. Beibl über Kultur, Kleidung und Kennzahlen.

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Eine wirklich interessante Erfahrung.“ Katja Beibl, Geschäftsführerin MAERZ Muenchen

FT: Frau Beibl, würden Sie zurzeit lieber Sneaker verkaufen? Der Boom hält ja immer noch an.
Katja Beibl: „Das ist ganz ausgezeichnet, weil ich persönlich sehr gerne Sneaker kaufe. Aber nein, ich liebe diese Firma und unsere Produkte und möchte nichts anderes verkaufen!“

ESPRIT, Marc O’Polo und RALPH LAUREN sind bekannte Lifestyle-Marken. Wie groß war der Kulturschock, als Sie 2012 zu MAERZ kamen? Da stand ja der ehemalige Außenminister und FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher für das Markenimage.
„Ja, es war ein sehr großer Kulturschock. Unsere Kunden haben uns als Pullover-Amt bezeichnet – damals zu Recht. Hans-Dietrich Genscher war da mein geringstes Problem – im Gegenteil, er hat mir auch Türen geöffnet. Zeitungen wie die Süddeutsche lieben es, ihn als Aufhänger zu nehmen.“

 Wenn Sie heute einem Mann die Marke MAERZ erklären müssten, was würden Sie sagen?
„MAERZ Muenchen bietet exzellente Qualität in Garn und Verarbeitung, zeitlos moderne Styles, die langfristig getragen werden, und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir sind ein ehrliches Produkt.“

 Sie wollten die Marke modernisieren und die DOB weiter ausbauen. Wie viel von MAERZ Muenchen von heute hatten Sie im ersten Jahr in München im Kopf?
„Im ersten Jahr habe ich ‚MAERZ‘ erst einmal kennengelernt – die Schwächen und Stärken analysiert. Danach habe ich mir eine Präsentation ‚MAERZ Muenchen im Jahr 2020‘ erarbeitet. Zufälligerweise habe ich mir diese letzte Woche angesehen – die Ziele standen damals schon fest. Aber das ‚Wie‘, der Weg dorthin – den haben wir hier zusammen im Team Schritt für Schritt erarbeitet. Das Gefühl der Marke hat sich mit den Mitarbeitern, Kunden und Endverbrauchern entwickelt. Eine wirklich interessante Erfahrung!“

Sie hatten im Sommer weiteres Wachstum auch für 2017 angekündigt. Können Sie schon eine Größenordnung nennen, in der sich das Plus bewegt?
„Die MAERZ Muenchen KG konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 28,3 Millionen Euro generieren, was einer Steigerung zum Vorjahr von 4,4 Prozent entspricht. Wir sind auf einem soliden, guten und erfolgreichen Weg. 2018 steht für uns auch weiterhin das rentable Wachstum im Fokus.“

Wenn Sie sich die Struktur Ihrer Handelskunden ansehen, in welchen Umsatzklassen/Vertriebstypen haben Sie noch Potenzial in Deutschland und in den bestehenden Auslandsmärkten?
„Wir arbeiten mit den wichtigsten Händlern im Bereich der Stammabteilungen zusammen und decken hier in der Regel einen Umsatzanteil von fast 30 Prozent ab. Chancen sehen wir für uns im Premium- und Modern-Casual-Bereich. Gerade im Ausland haben wir hier noch sehr große Potenziale.“

Welches sind die stärksten Auslandsmärkte derzeit und wo rangiert die Schweiz?
„Wir haben einen Exportanteil von 13 Prozent. Das ist noch weiter ausbaufähig und wir werden uns auf Österreich, die Schweiz und die Niederlande in den kommenden Jahren konzentrieren. In der Schweiz haben wir gerade erst mit „BBRANDS AND“ eine neue junge und engagierte Agentur gewonnen und haben sowohl in Österreich als auch in der Schweiz in den Markenauftritt investiert.“

Einer der Treiber sind die Knit Shops, die auch in Deutschland gezielt ausgebaut werden. Für dieses Jahr sind weitere 30 Shops im In- und Ausland geplant. Damit käme das Unternehmen auf etwas mehr als 100 Shops. Wo liegt denn in etwa die Marke, die Sie langfristig auf den bestehenden Märkten erreichen wollen?
„Ich sehe allein in Deutschland ein Potenzial von 400 Knit Shops. Sicherlich können wir mit einer erfolgreichen Expansion die Anzahl auf 600 Knit Shops international bringen.“

Wie verteilt sich inzwischen der Umsatz auf Mens- und Womenswear, wie sieht das bei den Knit Shops aus?
„Der Umsatz verteilt sich auf 70 Prozent Menswear und 30 Prozent Womenswear. Unsere 72 Knit Shops teilen sich auf in 45 Menswear Knit Shops und 27 Womenswear Knit Shops.“

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Was haben Sie für Händler, die nicht über ausreichend Fläche verfügen, um einen solchen Shop zu realisieren?
„Auch der Händler ohne Knit Shop bekommt von uns alle Möglichkeiten, um die Marke sauber herauszuarbeiten. Die Kollektion, das Marketing, unsere Events und Give-aways, die Beratung durch unsere Vertreter, Knit Information & Knit Stories, das steht jedem Kunden zur Verfügung – egal welches Ordervolumen. Ich würde mir wünschen, dass die Händler es endlich mal richtig nutzen!“

Der E-Shop wurde im vorvergangenen Jahr neu aufgesetzt. 2016 war die Rede von 15 Prozent Umsatzplus. Wie lief es 2017 und welcher Anteil am Umsatz wird inzwischen darüber finanziert?
„Auch der E-Commerce war 2017 ein nachhaltiger Erfolg. Der Online-Shop verzeichnete eine weitere positive Steigerung um 23 Prozent. Der Umsatzanteil liegt aber noch immer im einstelligen Bereich.“

Soll es nennenswerte Erweiterungen im Sortiment geben?
„Arrondierende Produktgruppen wie Bluse/Hemd, T-Shirt/Polo-Shirt und vor allem Accessoires werden wir weiter ausbauen. Zusätzlich wollen wir in gesonderte Themen hineinarbeiten, wie Athletics, Wellness und Tracht. Damit können wir sowohl das Markenimage als auch die Begehrlichkeit weiter steigern. Grundsätzlich bleiben wir ein Spezialist und unser Kernsegment ist das Stricken.“

Wie würden Sie die Markenvision von MAERZ in einem Satz beschreiben und wie viel ist davon bereits umgesetzt?
„Mein Ziel ist es, die Marke MAERZ Muenchen als internationalen Strickanbieter in den Ländern zu etablieren. Wir sind auf dem Weg und nehmen Fahrt auf. Der Relaunch greift und die Ergebnisse geben uns einen Spielraum, weiter in die Internationalisierung zu investieren.“

Was erwartet die Kunden zu dieser Orderrunde an Innovationen, welche Trends gibt es?
„Wir setzen weiterhin stark auf das Thema Westen. Zusätzlich haben wir im Strickbereich das Thema ‚Winter-Flanelle‘ ausgebaut und gehen auf traditionelle Musterungen wie Fischgrat und Deckenstreifen sowie leichte Überfärber-Qualitäten in Merinowolle. Mit farblich aufeinander abgestimmten Produktgruppen lassen sich die Themen im Mix & Match kombinieren. Im Kontrast dazu steht ein Look mit urbaner Coolness und Funktionalität wie konfektionierte Sweatshirt Styles, Grobstrick mit innovativen Strukturen und neuen Rippenbildern. Die IQ-Wool-Serie bietet in dieser Saison ein größeres Farbangebot und Details aus gekochter Wolle, die den funktionalen Look unterstützen, sowie eine supersofte Weiterentwicklung der Qualität: Cosy-IQ-Wool genannt. Shootingstar sind und bleiben unsere Westen.“

Mit welchen Planzahlen gehen Sie in die bevorstehende Orderrunde, wie sieht es für das Gesamtjahr 2018 aus?
„Auch für das Jahr 2018 haben wir uns viel vorgenommen. Natürlich möchten wir weiter wachsen und die sehr gute Stimmung zum Jahresbeginn stimmt mich optimistisch, dass wir dies auch schaffen.“

Sie arbeiten in einer eigenständigen Einheit, losgelöst von OLYMP. Wären dennoch Sortimentserweiterungen denkbar und wenn ja, welche Produkte bieten sich da an?
Arrondierende Produktgruppen bauen wir aus – Hemd, Bluse, T-Shirts, Poloshirt, Accessoires. Wir haben sogar Socken im Winter und Beach Towels im Sommer im Angebot. Aber im Kern bleiben wir ein Strickspezialist. Wir wollen definitiv kein Kombi-Anbieter werden. Das passt nicht zu MAERZ Muenchen.“

Hintergrund

Im April 2012 wurde Katja Beibl Geschäftsführerin bei dem Münchner Stricker. Die Managerin studierte in Mönchengladbach Bekleidungstechnik und startete ihre Karriere bei ESPRIT. 1999 wechselte sie zu Marc O’Polo. Von 2003 bis 2011 verantwortete sie die komplette Vertriebsleitung für die DACH-Region sowie Spanien und Frankreich. Vor ihrem Wechsel nach München arbeitete sie bei RALPH LAUREN als Sales Director. Der Stricker und OLYMP-Tochter MAERZ Muenchen KG hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 4,4 Prozent auf 28,3 Millionen Euro gesteigert. Einer der Treiber seien die Knit Shops bei Flächenpartnern, wo die Münchner im Herbst/Winter-Geschäft ein zusätzliches Wachstum von 20 Prozent erzielen konnten.