„Lieblingsstücke, unabhängig von Modeströmungen“

seldom

Ein Pullover, der 2011 gut war, kann auch noch 2025 gut sein.©seldom
Autorin: Nina Peter

seldom ist ein Nischenanbieter, der sich ausschließlich mit Strick beschäftigt – ein Familienbetrieb in der zweiten Generation, der seit 1984 im Westerwald produziert und einzigartige, seltene Pullover mit der innovativen Seamless-Technologie kreiert. Diese Technik ist das Alleinstellungsmerkmal, welches überhaupt noch eine Strickmanufaktur am Standort Deutschland lukrativ macht. Laut Geschäftsführer Rolf Meissner kosten die Maschinen überall auf der Welt das Gleiche (auch in China), der Lohnkostenanteil ist mit seiner Technologie pro Teil jedoch bedeutend geringer als bei herkömmlicher, auch regulär gestrickter Produktion.

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„Innovation ist der Motor unseres Tuns“

Wir tüfteln!” Geschäftsführer Rolf Meissner ©seldom

Diese findet direkt an der Maschine statt – „Wir tüfteln! Strickbindungen, unterschiedliche Festigkeiten, Versuche mit Verfilzungen beim Waschen, ungewöhnliche Farbkombinationen oder Garnkombinationen (zum Beispiel Leinen/Baumwolle mit 100 Prozent Merinowolle). Das Prinzip unseres Tuns in den letzten Jahren ist aber auch, dass wir nur circa 40 Prozent der Kollektion neu entwickeln, im Winter im Wesentlichen nur ein Garn einsetzen, welches wir seit 15 Jahren kennen und welches wir zusammen mit dem Spinner für unsere Belange weiterentwickeln. Wir versuchen, die bestehenden Modelle permanent subtil weiterzuentwickeln. Bei unserem Standard-Herren-V-Pullover, den wir seit 2011 herstellen, sind wir mittlerweile bei Version Nummer zwölf. Die Änderungen in diesem Fall betreffen Passform, Stricktechnik und Garn.“

Die Perfektion eines Modells erreicht Meissner erst über einen längeren Zeitraum (und ganz sicher nicht in nur einer Saison). Er ist der Überzeugung, dass besonders im Herrenbereich ein Pullover, der 2011 gut war, das auch noch 2025 sein kann. „So haben wir beispielsweise neben dem V-Pullover auch den Troyer oder den Links/Links-Pullover entwickelt, welche über saisonale Schwankungen hinweg eine eigene Klasse haben. Neue Entwicklungen und damit neue Impulse zu setzen, ist der Antrieb unseres Handelns und sicher auch der Teil, welcher besonderen Spaß macht.

2018 sicherlich mit Abstand der größte Stricklieferant für MANUFACTUM

seldom beliefert den Einzelhandel erst seit 2014 mit zwei jährlichen Kollektionen und zählt inzwischen 60 Händler in Deutschland. Qualität und Langlebigkeit machen die Kundenzufriedenheit der Marke aus und rechtfertigen ihre „kleine“Marktposition. „Wir beliefern unter anderen MANUFACTUMseit 2011 mit den Seamless-Pullovern und 2018 sind wir sicher mit Abstand ihr größter Stricklieferant. Das wäre sicher nicht der Fall, wenn die Endverbraucher oder auch MANUFACTUM nicht mit unserem Produkt zufrieden wären. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation, das heißt vielleicht ein, zwei Einzelhändler, welche pro Jahr wegfallen, aber auch fünf bis zehn, die jedes Jahr dazukommen.“

„Wir leben auf dem Land, kaufen im Biobauernhof ein“

seldom ist GOTS-zertifiziert und made in Germany (80 Prozent der Produktion, der Rest ist made in Ungarn, in einem Betrieb, welcher von der Fairway Foundation kontrolliert wird). „Für uns als Familienbetrieb ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen intrinsisch. Deshalb war es vor drei Jahren für uns selbstverständlich, dass wir, als wir eine gewisse Größe erreicht hatten, den italienischen Spinner überzeugten, für uns von australischer Wolle zu argentinischer Wolle zu wechseln, welche GOTS-zertifiziert ist. Der italienische Spinner verkauft dieses Garn weltweit exklusiv an seldom. Aus meiner Sicht allerdings nur, weil sich kein anderer Abnehmer findet, welcher so viel Geld für 19,5 My Merinogarn bezahlt.“ Diese Entscheidung fußt auf einer Grundhaltung, denn für 80 Prozent der Einzelhändler von seldom ist dieser Garneinsatz nicht von Bedeutung oder sie kennen den Unterschied nicht. Das Unternehmen selbst hat aber damit den letzten Baustein einer nachhaltig ökologischen Produktion geschaffen.

Der Preis hat einen beständigen Wert

seldom steht für nachhaltigen Luxus, bei dem der Endverbraucher nachvollziehen kann, woher der Preis kommt. „Sie werden außer ganz wenigen Einzelstücken keine seldom-Pullover im Ausverkauf finden, denn durch unsere Technologie können wir kleine Serien produzieren, sogar nur 10 bis 15 Teile pro Modell und Farbe, manchmal auch Einzelstücke. Das wissen auch unsere Einzelhändler und bestellen noch im Dezember (!!) Winterpullover nach, weil diese Pullover auch in der nächsten Saison verkauft werden können.“

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www.seldom-germany.de

Seamless-Technologie

Bei einem seldom-Pullover müssen dank der Seamless-Technologie (nahtlos) neben der Ausrüstung (Waschen) und dem Enddämpfen nur zwei Maschen mit der Hand vernäht werden plus Label und Pflegeetikett (das Anketteln von Kragen entfällt). Der Betrieb hat sie darüber hinaus so entwickelt, dass Pullover zweifarbig plattiert gestrickt werden können und sie dadurch beidseitig tragbar sind. Alle Modelle werden aus einem besonderen Streichgarn gestrickt (Herkunft Biella), welches je nach Maschinenteilung ein- bis sechsfädig verstrickt wird. Meistens setzt sich eine Pulloverfarbe aus zwei Garnfarben zusammen, welche durch die Verfilzung beim Waschen ein spezielles, charakteristisches und einzigartiges Farbspiel ergeben. seldom bietet pro Pullover bis zu 15 Farbkombinationen an, welche saisonal durch neue Farben ergänzt werden (andere Farben fallen dafür weg).

Dem Handwerk kommt im Unternehmen eine große Bedeutung zu. Allein die Technologie so zu entwickeln, dass das Seamless-Stricken und die Plattiertechnik kombiniert werden können, hat ein Dreivierteljahr gedauert. Inzwischen wird nach diesem Prinzip auf 15 Maschinen gestrickt, mit denen gekonnt umgegangen werden muss – von der Programmierung bis zur Feineinstellung. Eine besondere Bedeutung kommt auch dem Endbügeln zu, welches bei Seamless-Pullovern sehr wichtig ist.

Die Art der Produktion ist nachhaltig, denn bei dieser Technik wird kein Wegwerfabfall erzeugt.