Die neue Lust aufs Freie

Outdoor

42 Prozent der sporttreibenden Deutschen zieht es ins Freie. ©pixabay

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen

Raus aus der Bude, auf gehts ins Outdoor-Vergnügen! Sportliche Aktivitäten im Freien erfahren aktuell einen neuen Hype. Doch was steckt hinter der wiederentdeckten Lust an Natur und Bewegung? Ein kurzer Blick auf Zahlen und gesellschaftliche Entwicklungen.

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Laut jüngstem „State of Trade“-Report der EOG, European Outdoor Group, sind die europäischen Outdoor-Umsätze zu Einkaufspreisen im vergangenen Jahr um 7,2 Prozent auf 5,86 Milliarden Euro gestiegen. Die Hauptmärkte stellten Deutschland, Frankreich und UK mit 2,95 Milliarden Euro Umsatz. Ersterer verbuchte ein Plus in Höhe von 3 Prozent. Das Statistische Bundesamt vermeldet indes für das laufende Jahr, dass deutschlandweit über den E-Commerce im Segment Sport und Outdoor ein Umsatz von etwa 2,13 Milliarden Euro erzielt wurde, ein Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Fokus stehen insbesondere die Altersgruppen der 25- bis 34-Jährigen sowie der 45- bis 54-Jährigen. Im Jahr 2017 betrug der Anteil dieser Nutzer 27,9 Prozent sowie 24,4 Prozent. In den Zahlen macht sich eines deutlich bemerkbar: Das Outdoor-Segment erfreut sich bei Menschen jungen und mittleren Alters an Beliebtheit. Dabei prognostizieren Experten, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleiben wird. Entsprechend handelt es sich bei der aktuell anhaltenden Begeisterung für Natur und Bewegung wohl um weit mehr als einen einfachen Trend, vielmehr um eine nachhaltige Entwicklung. Welche Motive stecken dahinter?

Selbstfindung und Achtsamkeit

Eines von vielen Beispielen aus den sozialen Medien: Maximilian Münch, alias Muenchmax, inszeniert sich auf Instagram als einsamer Wanderer in nahezu unberührten Landschaften. Ob im Zelt an der Nordsee oder mit Rucksack in Schottland – der deutsche Instagrammer begeistert mittlerweile 556.000 Follower mit seinen Aufnahmen von wilder, rauer Natur, die oftmals eine gewisse Dark-Attitüde mit sich führen. Seine Bildauffassung geht Hand in Hand mit einem neuen Lebensgefühl, das sich auf gesellschaftlicher Ebene widerspiegelt. Es definiert sich über Selbstfindung, Achtsamkeit und Rücksichtnahme auf Natur und Umwelt. Der Faktor Sport rückt als leistungsorientierte körperliche Betätigung in den Hintergrund, vielmehr spielen Wohlfühlen sowie Einklang von Körper und Seele eine Rolle. Das Ursprüngliche gewinnt an Bedeutung, es geht zurück zu den Wurzeln.

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Optimierungswahn auf dem Rückzug

Das Zukunftsinstitut stellte im Rahmen einer Studie 2016 bereits heraus, dass sich der ewige Optimierungswahn auf dem Rückzug befindet. Aktivität werde als menschliches Grundbedürfnis neu wahrgenommen. So wollten laut Erhebung der Institution auch immer wener Menschen an Hantelbänke und Beinpressen gefesselt sein, 42 Prozent der sporttreibenden Deutschen trieb es ins Freie. Outdoor-Sportarten wie Klettern oder Wandern bieten naturgemäß eine ideale Möglichkeit, um Gesundheit zu fördern und Freiheit zu leben, wann und wo es gerade gefällt. Das passt mit Blick auf junge Erwachsene heute auf die bereits viel umschriebene und viel diskutierte Lebenseinstellung der Millennials. Denn das Optimum um jeden Preis – sei es im Sinne von beruflicher Karriere oder sonstigem erreichbaren Status – ist bei dieser Generation nicht mehr das Maß aller Dinge. Stattdessen geht es wesentlich um die richtige Balance im Leben. Alan Rownan, Analyst bei Euromonitor International, fasst im Rahmen einer Untersuchung zusammen: „Millennials ziehen das Erlebnis dem Konsum vor.“ Entsprechend rechnet man den neuen Luxus nicht in Euro, sondern in Zeit. Und diese wird bestenfalls mit Familie und Freunden geteilt oder bei Aktivitäten im Freien verbracht, um vom digitalen Alltag abzuschalten.