Die Jugendkultur ist tot. Sie lebe hoch!

Kommentar

Tays Jennifer Köper-Kelemen

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen

„Jugendkultur? Gibt es doch gar nicht mehr!“ Diese Aussage wird heutzutage häufig gehört und oftmals allzu leichtfertig abgenickt. Natürlich, es gibt keine demonstrierenden jungen Frauen in Miniröcken mehr auf der Straße, keine Gruppen von adrett gekleideten jungen Männern auf Motorrollern oder langhaarigen Karohemdträgern, die sich in irgendeiner Hinterhofgarage Seattle-Sounds anhören. Und natürlich, es wirkt so oft so schrecklich oberflächlich, wenn Jugendliche den Blick nur noch auf das Smartphone gerichtet zu haben scheinen, sich selbst knipsend durch die Straßen laufen, nur um auf Insta ein möglichst attraktives Bild von sich hochladen zu können.

WERBUNG

Nichtsdestotrotz darf man nicht verkennen, dass die Gesellschaft heute eine andere ist als noch vor zwei, drei oder mehr Jahrzehnten. Wir sind in unseren Ansichten und Strukturen offener geworden, junge Menschen haben gefühlt mehr denn je Möglichkeiten, sich auszuleben. Und es ist schlichtweg eben diese Vielzahl von Möglichkeiten, die dafür sorgt, dass der Fokus von Jugendlichen nicht mehr auf einige wenige große Strömungen konzentriert ist, sondern weit gestreut. Individualität wird in der heutigen Zeit großgeschrieben. So wundert es eigentlich nicht, dass auch der junge Mensch, jeder Einzelne für sich, sein individuelles Interesse verfolgt.

WERBUNG

Um Jugendkultur ausfindig zu machen, muss man heute wohl einfach nur den Blick etwas mehr schärfen. Nicht zuletzt birgt auch der Hype um Instagram einen tieferen Sinn. Im Grunde ist es doch in hohem Maße Identitätsfindung, die hier stattfindet. Der eigene Körper steht zur Debatte. Am Dogma, dass nur schlanke Menschen schön seien, wird bereits kräftig gerüttelt. Ebenso erfährt der Glaubenssatz „jung und sexy“ Hinterfragung. Nicht wenige junge Menschen lümmeln offenbar lieber cozy auf der Couch, als sich in einem wilden Tanzklub die Nacht um die Ohren zu schlagen. Oder strahlen mit ihrer Kleidung lieber Gelassenheit und Reife als freche Sexyness aus. Die Zeiten ändern sich einfach, damit auch die Art und Weise, wie Jugendkultur ausgelebt wird. Junge Menschen haben deshalb nicht zwingend damit aufgehört, an sich und der Gesellschaft zu arbeiten.