The Strange – Echo Chamber

Gehört – gekauft

Noch mal eine Spur abwechslungsreicher und tiefer gehend. The Strange ©Mare Milin

Autor: Christoph Anders

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„Echo Chamber“ ist der lang erwartete Nachfolger von The Stranges Debütalbum „Nights of Forgotten Films“ (2004). Eine einzigartige Kollaboration der kroatischen Surf-Rock-Band The Bambi Molesters mit US-Singer-Songwriter Chris Eckman von den Walkabouts. Für die, die es noch nicht wussten: The Bambi Molesters erweiterten die Grenzen des Surf-Rock-Genres und erspielten sich live einen Ruf als eine der besten instrumentalen Rockbands. 2010 veröffentlichten sie mit „As the Dark Wave Swells“ eines ihrer besten Alben auf Glitterhouse Records.

Das neue Album ist noch mal eine Spur abwechslungsreicher und tiefer gehend als Nights of Forgotten Films. „Killing Time“ zum Beispiel klingt wie ein verschollener Country-Soul-Song aus den 1960er-Jahren, „Dime A Dozen“ wie Funk-Rock aus den frühen 1970ern und „Broken Down Blues“ wie ein Blues aus der Feder von Leonard Cohen. Schöne Twang-Gitarren, elegante Bläser, geschmackvolle Keyboards und entzückende Streicher vermitteln das Gefühl, dass Echo Chamber das Echo von Baroque-Pop-Legenden wie Lee Hazlewood, Scott Walker, Van Dyke Parks oder Burt Bacharach ist.

Produziert wurde Echo Chamber von Don Antonio, seines Zeichens Mitglied von Sacri Cuori und bekannt für seine Arbeiten mit Alejandro Escovedo und Dan Stuart (Green On Red), in Zusammenarbeit mit der Produzenten-Legende Phill Brown (The Rolling Stones, Bob Marley, Roxy Music, Talk Talk).

Ein American Poet, der von Seattle nach Ljubljana zog, und eine Surf-Rock-Band aus Zagreb. Weite Wege, doch so nah. Wer The Strange schon einmal zusammen auf der Bühne erlebt hat, weiß, wie schön diese Zusammenarbeit klingen kann.

“No place for you here – Knew it from the start – This is the edge of nowhere – And it’s tearin’ us apart – Fast train to nowhere – Fast train to hell – Fast train to nowhere – Got nothin’ left to tell – Seen it all before – Felt it in our bones – Fast train to nowhere – Will never take us home”

“I don’t know much about Dalibor Pavičić and Chris Eckman – the main authors of the songs from Echo Chamber – but those verses from the song ‘Fast Train to Nowhere’ accurately describe how I feel here in Croatia; on the edge of nowhere where a train for the better future, the one we were waiting for from the time we were born, will never arrive. It’s hard to endure such a condition, but it might be that only from a mood like that a great work like this could be born.” – Aleksandar Dragaš
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Motorpsycho – The Crucible 

Mit das beste, vielschichtigste und stilistisch breiteste Werk ©Terje Visnes

Der Motorpsycho-Purist möge mir uraltem Prog-Rock-Priester mein unmaßgebliches Urteil verzeihen, aber was hier mit schlicht scheinender, nahezu klassischer Hard-Rock-Heftigkeit beginnt, in der heiligen Art-Rock-Epik-Einteilung (drei Stücke, 9, 11 und 21 Minuten lang) gereicht wird und sich durch wahre Klangtäler und -berge zum himmlisch-hymnischen Rauschgipfel erhebt, ist nicht nur eines der großartigsten Motorpsycho-Monumente, sondern auch mit das beste, vielschichtigste und stilistisch breiteste Werk, welches mir in den letzten Jahren im weiten Progressive-Rock-Reich begegnet ist. Das mag an den bekannten, über Jahre gewachsenen, spielerischen und kreativen Fähigkeiten und Eigenheiten der Skandinavier liegen, es sind aber auch die vielfältigen Verwandtschaften und gerade den Kenner beeindruckenden Nähen zum klassischen Art- und Prog-Rock der drei vor Energie und Einfallsreichtum überschäumenden Epen, die das Herz heftiger schlagen lassen. Das reicht von den herzhaften Harmoniewechseln früher und frühester Genesis-Alben über ausgelassen-entfesselte Instrumental-Exkursionen instrumentaler Meisterschaft seliger Yes-Close-to-the-Edge-Tage bis hin zum an die Grenzen getriebenen geordneten Chaos, Markenzeichen klassischer Van-der-Graaf-Generator-Grenzwanderungen. Zwischen ausufernder Spiellust und vokal verzaubernden CSN-Dreistimmwundern, King-Crimson-werten Mellotron-Wällen und zart-akustischen Renaissance-Ruhe-Oasen, ergötzlich endlosen Gitarren-Exkursen und einem alle Fantasie-Ketten sprengenden Schlagwerk wird hier ein oft über die Grenzen metallener Härte hinaus wütender, treibend-tosender, schrankenschreddernder Schallsturm entfesselt, der bei jeder neuen Begegnung mitreißender wirkt, in der magischen Mitte zwischen energischer Emotion und artistischer Ausformung seine furiose Kraft entfaltet und wieder einmal vergessen lässt, dass auch dieses majestätische Monument Werk eines Trios ist. Wobei auch die Co-Produzenten Andrew Scheps und Deathprod und nicht zuletzt Susanna als verzaubernd wirkender Gesangsgast das ihrige zur Schaffung eines bleibenden Mammut-Meisterwerks beitragen. Für mich eines der reifsten, faszinierendsten Motorpsycho-Meisterstücke.
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Zum Reinhören ein Mittschnitt vom 27. Juli 2018 während des Burg Herzberg Festivals: