Paws up!

Pelz und Leder

Coole Outfits? Auch die Queen verzichten auf echten Pelz. ©Adobe Stock
Autor: Maximilian Fuchs

Wir leben einem Zeitalter, das geprägt ist von einer wachsenden Sensibilität gegenüber der Umwelt und den Lebewesen, mit denen wir diesen Planeten teilen. So wundert es nicht, dass auch in der Modeindustrie immer mehr darauf geachtet wird, welche tierischen Produkte zum Einsatz kommen. Eine Bestandsaufnahme.

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Echter Pelz? Muss nicht sein!

Reinecke sollte nichts mehr aufs Fell bekommen. ©Adobe Stock

Die Bedingungen unter denen Tiere für die Pelzzucht gehalten werden, sind in den allermeisten Fällen als schlimm einzustufen und ethisch nicht vertretbar. Trotzdem gilt es in einigen Kreisen immer noch als dekadentes Statussymbol, sich mit dem Fell eines toten Tieres zu schmücken. Dabei gibt es adäquate Alternativen, die es vollkommen obsolet machen, Lebewesen einzusperren und zu erlegen, nur um sich damit zu behängen. So bietet beispielsweise der Spezialist de BALL seit gut 40 Jahren ein breites Sortiment qualitativer Fell-Imitate in naturgetreuer Qualität. Der Kensington Palace twitterte im November, dass das Königshaus seit diesem Jahr auf echten Pelz verzichtet. „Falls Ihre Majestät bei besonders kaltem Wetter eine Veranstaltung besuchen muss, wird seit 2019 falscher Pelz genutzt, um dafür zu sorgen, dass sie es warm hat“, sagt die Schneiderin der Queen. Auch in den USA formiert sich eine Anti-Pelz-Haltung. Nachdem 2018 mit Los Angeles die größte Stadt Kaliforniens die Herstellung und den Verkauf von Pelz verbat, zieht nun der gesamte US-Bundessaat nach. „Viele global bekannte Luxus Brands wie Prada, Gucci, Armani, Burberry oder Chanel verwenden keinen Echtpelz mehr, genauso wie führende Street Fashion Anbieter wie H&M, Zara oder Zalando. Das Fur Free Retailer Programm listet 2019 über 1000 pelzfreie Modeunternehmen. Hinzu kommt die stetig wachsende Zahl von Ländern, die die Pelztierzucht verbieten, mit der Slowakei ist vor wenigen Wochen das 15. europäische Land hinzugekommen“, so Oliver Windhorst von VIERPFOTEN Deutschland.

Tatsächlich ist es am PoS für Verbraucher*innen und auch Händler nicht immer einfach durchzublicken, ob der winterliche Mantel oder Parka wirklich frei von echtem Pelz ist. Dazu erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund: „Wichtig zu wissen ist, dass gemäß EU-Textilkennzeichnungsverordnung Artikel 12 nur Kleidungsstücke gekennzeichnet sind, wenn diese zu mindestens 80 Prozent aus Textilgewebe bestehen. Wird also ein Echtpelzbesatz an der Kapuze oder ähnliches verwendet, muss der Hinweis „enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“ im Etikett angegeben werden (unklar bleibt aber, was genau hier verwendet wurde). Besteht das Kleidungsstück aber hauptsächlich aus nicht-textilen Bestandteilen (z.B. Lederjacke oder Pelzmantel), dann gibt es auch keine Kennzeichnungspflicht. Doch selbst die Produkte, die gekennzeichnet werden müssten, sind es in der Praxis oftmals nicht. Tierschutzverbände weltweit finden bei Testkäufen immer wieder falsch oder gar nicht deklarierte Produkte mit Echtfell. Eigene Recherchen aus den Jahren 2016 bis 2018 zeigten, dass bei über der Hälfte der untersuchten Kleidungsstücke der entsprechende Zusatz gemäß EU-Textilkennzeichnungsverordnung fehlte. Das bedeutet, dass ein Großteil der in den Geschäften vorgefundenen Kleidungsstücke nicht wie vorgeschrieben ausgezeichnet war. Je billiger ein Produkt, desto häufiger fehlte die Kennzeichnung.“

Alternativen zum Leder

Auch die Verarbeitung von Tierhaut spielt seit jeher eine wichtige Rolle. Dabei gibt es neben der Produktion und Verarbeitung klassischer Häute spannende neue Entwicklungen.

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Das italienische Label OneMore bietet coole Outfits mit AppleSkin an. ©OneMore

Zum Beispiel AppleSkin, einem natürlichen und veganen Material, das aus Industrieabfällen der Apfelverarbeitung – holzhaltiger Anteil und Schalen – gewonnen wird, die hauptsächlich aus Südtirol stammen. Die Abfälle werden gesammelt, pulverisiert und in zu einem Gewebe verarbeitet. Als Alternative zur echten Tierhaut vereint sie die Rechte der Lebewesen mit der Umwelt und der Kreislaufwirtschaft. Das innovative Material ist von der Haptik ähnlich zu echtem Leder und gegen Verschleiß und UV-Strahlen beständig. AppleSkin wurde von Frumat, einem Bozner Unternehmen, erfunden und patentiert. OneMore ist das erste Unternehmen, das AppleSkin in der Sportbekleidung einsetzt.