Der gemalte Buchstabe

Chaki Signs

Analog ist besser, findet Frank Chaki.
Autor: Andreas Grüter

Analog ist besser, findet Frank Chaki. Der Düsseldorfer Werbetechniker hat vor einigen Jahren die Computertastatur zur Seite geschoben und verschönert seitdem als Sign Painter Schilder und Schaufenster wieder ganz traditionell mit Pinsel und Farbe. Wie es dazu kam, hat er Fashion Today bei einem Besuch in seiner Werkstatt erzählt.

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Frank Chaki, Sign Painter

FT: Frank, du hast die moderne Welt der durchdigitalisierten Werbetechnik gegen das gute alte Schildermaler-Handwerk eingetauscht. Wie kommt man auf so eine Idee?
Frank Chaki: „Ich habe 2013 auf einer Reise durch die USA das Buch ‚Sign Painters‘ in die Finger bekommen, in dem die Autorin Faythe Levine die aktuelle Schildermaler-Szene porträtiert, und war sofort begeistert, wie facettenreich und lebendig die Kunstform auch heute noch ist. In meiner Lehre als Schilder- und Lichtreklame-Hersteller habe ich ja noch gelernt, Schriften mit dem Episkop zu zeichnen, und es hat mir sofort in den Fingern gejuckt, mal wieder zu Pinsel und Farbe statt zu Computer und Plotter zu greifen. Ich war zu der Zeit eh unzufrieden mit meinem Job, suchte nach etwas Neuem, was sich echt anfühlt, und so kam dann eins zum anderen. Den letzten Anstoß gab mir dann ein Wochenend-Workshop bei Mike Meyer, einer Ikone der Szene. Danach habe ich zunächst parallel zu meinem regulären Job als Sign Painter gearbeitet und mich schließlich Anfang 2019 komplett selbstständig gemacht.“

Deine Arbeiten gehen aber längst über die Klassiker ‚Schild‘ und ‚Schaufenster‘ hinaus …
„Ja, ich bemale und beschrifte mittlerweile auch Motorradtanks, Helme, Lederjacken, Oldtimer und alles andere, was meiner Meinung nach einen guten Schriftzug vertragen könnte.“

Wobei deine Artworks sich immer an der schmalen Grenze zwischen Kunst und Handwerk bewegen. Nicht zuletzt hast du deine Arbeiten ja auch auf verschiedenen Einzel– und Gruppenausstellungen präsentiert.
„Stimmt, und das macht auch immer ziemlich viel Spaß.“

Wie sieht es denn mit der Konkurrenz aus? Gibt es viele professionelle Schildermaler in Deutschland?
„Meines Wissens gibt es lediglich in Köln und Berlin noch Sign Painter, die sich dem Handwerk mit Leib und Seele verschrieben haben. Hinzu kommen einige Leute, die das Ganze lediglich nebenbei betreiben.“

Hat sich der ganze Heritage-Trend auf deine Arbeit ausgewirkt? Gab es mehr Anfragen?
„Eigentlich nicht. Ich denke, es gibt in Deutschland nach wie vor zu wenig Leute, die wissen, dass dieses Handwerk überhaupt noch existent ist. In anderen Ländern ist die Szene wesentlich größer und es ist selbstverständlicher, seine Schaufenster und Schilder wieder von Hand bemalen zu lassen. Interessant auch, aus welch unterschiedlichen Bereichen die Maler dabei kommen. Da hast du studierte Grafikdesigner ebenso wie langjährige Graffitiwriter – und jeder hat seinen eigenen Stil, seine persönliche, unique Handschrift.“

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Wie sieht dein Kundenstamm aus? Eher Szene oder auch der kleine Laden von nebenan?
„Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe sowohl Schaufenster von Modeläden und Tattoo-Studios als auch von Bioläden, Bistros und Cafés beschriftet und mag es auch, möglichst breit aufgestellt zu arbeiten. Viele meiner Kunden kommen aber natürlich aus Subkulturen wie der Custom-Car-, der Tattoo- oder der Motorradszene, wo das Sign Painting immer schon einen hohen Stellwert besaß.“

Welche Projekte stehen für dich in nächster Zeit an?
„Ich habe in der Werkstatt zwei Türen eines alten, als Hot Rod umgebauten Käfers stehen, die bemalt und beschriftet werden sollen. Ein spannendes Projekt.“
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