Sicherheit gefragt

Kommentar

Autorin: Cordelia Albert

Die Straßen sind wieder deutlich leerer geworden. Jeder merkt das selbst: In Supermärkten ist weniger los, in Bahnhöfen auch, vor allem aber in den Innenstädten. Das hat natürlich Konsequenzen für die Geschäfte dort. Der Handelsverband Deutschland (HDE) führte eine Trendumfrage unter mehr als 500 Handelsunternehmen durch. Ergebnis: Die beteiligten Innenstadthändler verzeichneten in der ersten Novemberwoche Umsatzausfälle von mehr als einem Drittel. „Bei den Kundenzahlen sehen die Unternehmen im Durchschnitt einen Rückgang von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Am schlimmsten trifft es dabei die Bekleidungs- und die Schuhhändler“, heißt es. „Die Zahlen machen klar, dass der Einzelhandel, obwohl er weiterhin öffnen darf, vielerorts in einer sehr schwierigen Lage ist. Die Bundesregierung hat mit ihrem Lockdown light eine Situation geschaffen, in der der innerstädtische Einzelhandel bei offenen Ladentüren finanziell ausgehungert wird“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

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Aber liegt das nur am Lockdown light? Ja, Restaurants sind geschlossen, Veranstaltungen finden nicht statt, Bummeln in der Stadt ist unattraktiv geworden. Doch ist es nicht auch so, dass viele Kunden einfach aus Sorge vor den steigenden Corona-Zahlen die Innenstädte meiden, weil sie Angst vor Gedränge haben und davor, dass die Mitmenschen einfach nicht genug Abstand halten? Laut einem Bericht im Deutschen Ärzteblatt vom Oktober 2020 gaben in einer Umfrage rund 43 Prozent der Menschen in Deutschland an, „sehr große“ oder „eher große Angst“ vor Corona zu haben. Im Juli waren es noch 40 Prozent und jetzt, nach dauerhaft steigenden Infektionszahlen, werden es deutlich mehr sein.

Natürlich, die allermeisten Händler haben ihre Hausaufgaben gemacht, sie haben Schutzmaßnahmen getroffen. Doch es gibt eben auch Geschäfte, in denen das nicht der Fall ist. In denen fühlt sich der Kunde einfach nicht wohl, weil das Hygienekonzept erkennbare Mängel hat oder nicht eingehalten wird, weil zu viele Kunden im Laden sind, weil gedrängelt und kein Abstand eingehalten wird. Das an sich reicht schon – wir sprechen erst gar nicht von den überfüllten Nahverkehrsmitteln zur Anreise in die Stadt –, dass der Kunde generell zum Schutz der eigenen Gesundheit lieber zu Hause bleibt.

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Auf diese Problematik muss sich der Handel einstellen. Denn bis ein Impfstoff überall ausreichend zum Einsatz kommen kann, wird es noch dauern. Deshalb sind kreative und sichere Lösungen gefragt. Einige Händler bieten zum Beispiel kontaktlose Bringdienste mit einer Auswahl an Bekleidung an oder zusätzliche, limitierte Öffnungszeiten, in denen wenige angemeldete Kunden in Ruhe das Sortiment sichten können. Die Angst der Menschen sollte man nicht unterschätzen.