LOOKSLIKE AVIDO: Mehr als nur Mode

Junger Gründer mit Visionen: David Avido Ochieng ©lookslikeavido

Autorin: Silke Lambers
Der afrikanische Designer David Avido Ochieng nimmt uns mit auf eine Reise in seine Welt, in der Kreativität in alle Richtungen fließt. Seine Mode ist nur das Ausdrucksmittel einer farbenfrohen Weltanschauung, die nicht nur erschaffen, sondern auch zurückgeben will.

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Avido sprudelt. Seine Mode sprudelt in bunten Farben, seine Ideen sprudeln aus ihm heraus und seine Lebensfreude sprudelt über. Wir haben Avido online zu einem Interview getroffen, in dem er uns erklärt hat, wie er seine Aufgabe als kenianischer Modedesigner definiert. „Ich möchte zeigen, dass große Dinge auch von unerwarteten Orten kommen können, erklärt Avido und erzählt die ungewöhnliche Geschichte seines Wegs aus einem der ärmsten Viertel von Nairobi zu seinem eigenen Business als Modedesigner, Aktivist und NGO-Gründer.

Afrikanische Drucke treffen auf coolen Streetstyle ©lookslikeavido

David Avido Ochieng wurde vor 26 Jahren in Kibera, einem Slum in Nairobi, geboren. Als Erstgeborener einer Familie mit alleinerziehender Mutter musste er früh Verantwortung übernehmen und aus Geldmangel die Schule abbrechen. Stattdessen arbeitete er in perspektivlosen Jobs, um die Familie notdürftig finanziell zu unterstützen. Er beschreibt, dass er in dieser Zeit viel über sich und darüber, wie er etwas verändern könnte, nachgedacht hat. Aus diesem Bewusstsein heraus begann die Geschichte von LOOKSLIKE AVIDO. 2017 entdeckte Avido seine Liebe zur Mode, als er Bühnenoutfits für seine Tanzcrew nähte. Die nötigen Grundlagen erwarb er am BURUBURU INSTITUTE OF FINE ARTS und entwickelte so die soliden Fähigkeiten, die es ihm ermöglichten, als Designer zu wachsen. Von da an begann er, sich und seine Botschaft in handgefertigten Stücken aus Kibera auszudrücken.

Kitenge-Drucke werden perfekt in Szene gesetzt. ©lookslikeavido

In seiner Mode kombiniert der Designer seine afrikanische Herkunft mit Einflüssen aus der Musik und Eindrücken aus seiner Umwelt. „Ich lasse mich von den Dingen inspirieren, die ich auf der Straße sehe. Oder von den Materialien. Zum Beispiel Samt. Ich liebe die Weichheit und Geschmeidigkeit, die luxuriösen Eigenschaften und die leuchtenden Farben. In meiner Mode verbinde ich diese Eigenschaften mit starken, afrikanischen Drucken, sagt der Designer, der inzwischen von seinem eigenen Atelier in Nairobi aus arbeitet. Neben seinen Kollektionen kreiert er auch Maßanfertigungen und Bühnenoutfits für Musiker. „Sie inspirieren mich, indem sie mir ihre Story und ihre Lebensgeschichte erzählen. Mit diesen Inspirationen im Kopf gehe ich dann ins Atelier und setzte sie in Mode um.“

 

 

AVIDO Foundation

Während der Pandemie spendete LOOKSLIKE AVIDO 27.000 Masken an Bedürftige ©lookslikeavido

Aber Avido geht es nicht nur darum, neue Modetrends zu schaffen, er sieht sein Business auch als Möglichkeit, an seine Gemeinde und Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Die Art von Glück, die es in mir auslöst, anderen zu helfen, ist unbezahlbar. Mein Unternehmen ist emotional getrieben. Ich möchte Zufriedenheit in den Menschen schaffen, selber ein besserer Mensch sein und andere unterstützen.“ Zu seinen Zielen gehöre es, seine Kultur und die afrikanischen Traditionen zu bewahren und gleichzeitig seine Fähigkeiten mit anderen zu teilen. In seinem Atelier arbeitet ein Team von zehn Leuten an den Kreationen des Designers. Zusätzlich zum Tagesgeschäft hat dieser eine NGO gegründet, die AVIDO Foundation. Hier stellen der Designer und bei ihm beschäftigte Schneider ihre Zeit zur Verfügung, um alleinerziehenden und jungen Müttern sowie der Gehörlosengemeinschaft in Kibera eine Ausbildung im Nähen und Schneidern zu ermöglichen. Außerdem fertigt die NGO Schuluniformen und zahlt das Schulgeld für Schüler aus Kibera, deren Familien finanziell nicht in der Lage sind, ihre Kinder bei der Ausbildung zu unterstützen.

Der junge Designer hat sich so eine Marke aufgebaut, die das Prädikat „nachhaltig“ nicht nur deshalb verdient, weil sie Reststoffe upcycelt, ihre Waren klimaneutral verschickt und Gewinne reinvestiert, sondern vor allem, weil die Gemeinschaft hier ganz weit oben auf der Agenda steht. Das zeigt sich auch in der Entscheidung, während der Pandemie die Produktion auf Gesichtsmasken umzustellen. Das Label konnte so 27.000 Masken kostenlos an Menschen aus Kibera verteilen, die sich sonst keine Maske leisten konnten.

Für den Vertrieb von LOOKSLIKE AVIDO in Deutschland verantwortlich ist der Kölner Ruven Börger, der Avido im Jahr 2017 in Nairobi kennenlernte. Begeistert von der Mode und dem Engagement Avidos, stieg er bei der Marke mit ein und organisierte 2019 eine Roadshow, um die Marke in Deutschland bekannt zu machen. Auf der Fashion Week in Berlin merkten die beiden dann, dass die knalligen afrikanischen Drucke zwar gut ankamen, aber als Allover-Outfit für den deutschen Geschmack doch oft zu bunt waren. Die Lösung fand man in einem Online-Konfigurator auf der Website, der es dem Kunden erlaubt, zwischen neutralem Schwarz und afrikanischen Drucken zu wählen und seine Bomberjacke individuell zusammenzustellen. Customizing interkulturell.

Website: https://www.lookslikeavido.com/

Instagram: @lookslikeavido

 

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Drei weitere afrikanische Menswear-Designer, die man kennen sollte

Mogö macht moderne Menswear im Senegal. ©tongorostudio

Mogö

Mogö ist die Menswear-Linie von Designerin Sarah Diouf aus dem Senegal, die sich mit ihrem Label TONGORO bereits seit 2016 international einen Namen in der Womenswear macht. Ihre Mode wird zu 100 Prozent in Afrika entworfen und gefertigt. Diouf arbeitet für die Produktion mit lokalen Schneidern und hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig die Ökonomie in Westafrika anzukurbeln. Die Menswear von Mogö verbindet traditionelle afrikanische Muster mit einem modernen, westlichen Stil.

Website: www.tongoro.com

Instagram: @tongorostudio

 

STUDIO 189

STUDIO 189 wurde 2013 von Rosario Dawson und Abrima Erwiah in Ghana gegründet. Die Marke produziert mit lokalen Kunsthandwerkern in einer Fertigungsstätte in Accra, dabei setzen die Designer auf traditionelle Techniken wie natürliche Indigo-Färbungen, Hand-Batik oder Kente-Weberei. 2018 gewann STUDIO 189 den Award der CFDA + Lexus Fashion* Initiative for Sustainability. Neben der kreativen Arbeit fokussiert sich STUDIO 189 darauf, neue Arbeitsstellen zu schaffen, (Schul-)Bildung zu unterstützen und mit internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten, darunter United Nations ITC Ethical Fashion Initiative, NYU Stern School of Business oder Marken wie LEXUS, FENDI, Nike oder OPENING CEREMONY. Aktuell betreibt STUDIO 189 einen Laden in Accra und vertreibt seine Mode online.

Website: studiooneeightynine.com

Instagram: @studiooneeightynine

 

Handgefertigte Sneaker aus Äthiopien von ENZI ©enzifootwear

ENZI

2014 gründeten Azariah Mengistu und Jawad Braye die Schuhmarke ENZI, die handgefertigte Sneaker aus Äthiopien anbietet: Die beiden Macher arbeiten dabei streng nach Fairtrade-Standards. Die Unisex-Modelle werden in der hauseigenen Manufaktur in Addis Abeba aus äthiopischem Leder von Hand gefertigt. Den Machern ist es dabei besonders wichtig, dass Ostafrika sich als Standort für hochwertige Qualitätsprodukte einen Namen macht.

Website: enzi.com

Instagram: @enzifootwear