Düsseldorf Fashion Week: Termingeschäfte

Rheinbrücke Düsseldorf ©LHD/Ingo Lammert

Verhaltener Optimismus

Eines ist klar. Das Corona-Virus hat die Firmen zu einer gewissen Demut verholfen. Die Erwartungen an die kommende Order und die Ansprüche an den Markt sind in den vergangenen zwei Jahren spürbar gesunken. Andererseits wecken leere Lager im Handel auch Hoffnungen, dass, kehren wir zu so etwas wie Normalität und ein Leben ohne weitere Beschränkungen zurück, die Nachfrage wieder spürbar steigt. Zwar herrscht im Handel laut BTE-Umfrage leiser Optimismus auf bessere Zeiten, doch gibt es bei der Order ein zweigeteiltes Bild. 29 Prozent der Befragten gehen mit höheren, 39 Prozent aber mit gleichbleibenden und 32 Prozent mit niedrigeren Mengenplanungen in die Orderrunde für Herbst/Winter 2022. Und das, obwohl über 90 Prozent der Umfrageteilnehmer derzeit mit Verzögerungen und Ausfällen bei der Versorgung mit aktueller Ware ausgehen, fast die Hälfte davon sogar bei über 10 Prozent der Ware. Lediglich 7 Prozent erwarten keine Verzögerungen oder Ausfälle. Gleichzeitig drückte der maue Absatz der Wintermonate auf der Fläche auf die Stimmung. Der BTE spricht sogar von einem verlorenen Jahr 2021.

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Dennoch herrschte bei winterlich trüben Wetter auf der Düsseldorf Fashion Week die Zuversicht, die Order spürbar über Vorjahr abzuschließen. Großer Publikumsverkehr war in den Showrooms pandemiebedingt nicht auszumachen. Manche Einkäufer durften auch gar nicht in die NRW-Landeshauptstadt anreisen. Dafür wurde national auf regionaler Ebene, aber auch international mit Terminen gearbeitet. Immerhin fiel die Resonanz unterm Strich dann doch stärker aus als im zurückliegenden Sommer. Alles in allem dürfte das Niveau vor der Pandemie, allerdings erst im kommenden Jahr wieder erreicht werden, von Sonderkonjunkturen einzelner Marken abgesehen, die jetzt schon deutliche Zuwächse verzeichnen, wie etwa Baldessarini. Marken-Chef Florian Wortmann, betont gegenüber FT im neuen Showroom der Ahlers AG, dass der Handel den Markenrelaunch und die modische Neuausrichtung mitgehe, was sich in den ersten Zahlen der laufenden Order spürbar zeige. Selbst aus China gebe es die erste Aufträge, obwohl es ursprünglich anders geplant war. Seine Chefin, Dr. Stella Ahlers, zeigte sich sehr angetan vom neuen Showroom und sieht die Marken der Ahlers AG hinsichtlich der kommenden Orders gut gerüstet. Baldessarini sei auf Kurs. Die Markenfokussierung von Pioneer, die mit der Fahne als Key Visual neue Kommunikationswege gehe, tue dem Absatz gut. Gleiches gelte für die Rückbesinnung auf die französischen Ursprünge und ihrem Schöpfer bei Pierre Cardin. Marken-Chef Karl-Friedrich will in diesem Jahr den Umsatz zweistellig steigern, um dann im kommenden Jahr wieder zu normalen Ergebnissen zurückkehren zu können. Auch die Lieferfähigkeit der Marke will er weiter verbessern. Dr. Ahlers kündigt an, die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Konzerns in der Kommunikation zu bündeln, um die strategische Ausrichtung der Ahlers AG deutlicher zu machen.

Eterna-Chef Henning Gerbaulet sagt, dass zumindest die Platzhirsche wie Ramelow oder CJ Schmidt und Zinser ihre Einkäufer losgeschickt hätten. Gerbaulet rechnet mit einer positiven Order, auch wenn die Zahlen von 2019 noch nicht erreicht werden können. „Es gibt einfach einen großen Nachholbedarf“, sagt Gerbaulet. Die Händler orderten durchgängig mehr als zur Vergleichssaison. In den zurückliegenden Monaten sei er von der großen Nachfrage überrascht gewesen. Zwar habe sein Unternehmen dank der eigenen Produktion besser reagieren können als andere, aber auch Eterna konnte angesichts der Lieferengpässe und weltweiten Logistikproblemen nicht alles liefern. Neu ist bei den Passauern die Kollektion Even, in der die Kapsel We Care aufgeht. Nachhaltige Hemden und Overshirts die auf eine weitere Platzierung im Handel abzielen. Die Hemden bewegen sich zwischen 57 Euro und 79 Euro, Sweat liegt bei 59 Euro und 69 Euro. Das Programm umfasst 30 Teile plus Farben und soll monatlich ausgebaut werden. Zahlen gibt das Unternehmen in Kürze bekannt. Allerdings ist klar, dass gegenüber 2020 die Maskenproduktion weggefallen war, was sich entsprechend auswirken wird.

Auch bei Création Gross und Digel ergibt sich das gleiche Bild in der Halle 29. Es kamen Absagen. Aber die große Zahl der Termine wurde auch wahrgenommen. Der nationale Vertriebschef von Création Gross, Philipp Pinger, und sein Chef Ralph Böhm, der in dieser Orderrunde nochmals nach Düsseldorf angereist war, bevor es dann endgültig in den Ruhestand geht, berichten beide von einer überraschend positiven Stimmung – trotz Pandemie und Lieferproblemen. Zusätzlichen Schwung erhofft sich Julius Brinkmann vom 75. Firmenjubiläum für bugatti. Die Zeit sei reif für Veränderungen und die neu aufgestellte Kollektion, die sichtbar modernisiert wurde, komme mit den Linnen Essential und Flexity gut an, sagt Brinkmann. Auch vertriebseisig hat das Unternehmen in eine neue App investiert. Mitte des Jahres soll außerdem ein neuer B2B-Webshop freigeschaltet werden. Die Erwartungen für diese Saison zeichnen das generelle Branchenbild nach. Nach dem zweiten Corona-Jahr soll es jetzt zügig herausgehen aus der Pandemie.