Streetwear mit Nachhaltigkeitsanspruch

FTbasic

Philipp Reuter, Gründer und Geschäftsführer von dirts. Alle Fotos ©dirts
Autor: Maximilian Fuchs

Interview mit Philipp Reuter, Gründer und Geschäftsführer von dirts

In unserer Serie „FTbasic“ laden wir kleine und mittelständische Händler ein, um über das Geschäft mit der Mode in der aktuellen Situation zu sprechen. Dieses Mal haben wir mit Philipp Reuter, Geschäftsführer des Streetwear-Labels dirts, gesprochen, über den Mut zur Veränderung, Upcycling und das richtige Tempo zum Wachstum einer Marke.

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FT: Philipp, was macht die DNA von dirts aus – was unterscheidet eure Mode von den anderen Marken?
Philipp Reuter: „Ich habe dirts vor circa acht Jahren gegründet mit dem Ansatz, dass ich für mich selbst ein T-Shirt haben wollte, das wirklich passt und in dem ich mich wohlfühle. Ein Basic-Shirt, das im Schnitt etwas länger ist, aus hochwertigen Materialien gefertigt und einfach gut sitzt.

Ein Blick in den Showroom von dirts in Aschaffenburg

Da ich draußen in den Läden keines finden konnte, das meinen Ansprüchen genügte, habe ich mich kurzerhand entschlossen, selbst eines zu entwerfen. Recht schnell habe ich dann gemerkt, dass viele andere das gleiche Problem haben und der Bedarf bei den Leuten vorhanden ist. Somit habe ich als totaler Quereinsteiger begonnen, mich mit dem Business auseinanderzusetzen, und sukzessive eine erste kleine Kollektion aufgebaut. Ich habe dann angefangen, mit meinem eigenen Gesicht für die Marke und unsere Styles über Social Media zu werben. Das kam gut an und ist bis heute so – den Leuten gefällt, dass es eine persönliche Marke mit authentischem Kern ist.

Das Team hinter dirts ist klein und sehr familiär. Wir haben heute vier Leute in Anstellung, doch es geht bei uns weit über Kollegialität hinaus, da wir alle miteinander befreundet sind. Sitz unseres Unternehmens ist in Aschaffenburg, meiner Heimatstadt. Der lokale Bezug ist uns bei dirts sehr wichtig, auch wenn wir unsere Produkte online in ganz Europa verkaufen. Ein weiterer Punkt, der uns vielleicht von anderen Marken unterscheidet, ist die Transparenz – wir lassen unsere Community teilhaben an der Entstehung unserer Textilien. Von der Produktion bis zur Logistik zeigen wir offen, wie unsere Produkte entstehen. Daneben setzen wir durchgängig auf beste Qualität im Produkt und verwenden ausschließlich Biobaumwolle, sind GOTS-zertifiziert und produzieren nachhaltig in Portugal.“

Erzähl uns bitte etwas über die neue Upcycling-Kollektion.

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Nachhaltigkeit spielt bei dirts eine große Rolle. Alle Produkte sind GOTS-zertifiziert und werden in Portugal hergestellt.

„Die Idee zur Upcycling-Kollektion ist mit der Zeit entstanden. Auch wenn wir unsere Produkte in überschaubaren Mengen produzieren, kommt es doch mal vor, dass sich Artikel nicht vollständig absetzen lassen – entweder weil es doch zu viele Teile in einer bestimmten Größe gab oder eine Farbe nicht so gut ankam. Ich bin generell kein Freund davon, Sachen im Sale rauszuhauen oder an Großhändler abzugeben, weil man nie so genau weiß, was mit den Sachen passiert beziehungsweise wo sie schlussendlich verscherbelt werden. Trotzdem müssen wir natürlich schauen, wie wir unser Lager zwischendurch wieder etwas leerer bekommen, da wir auch nicht so übermäßig viel Platz haben. Und so entstand die Idee zur Upcycling-Kollektion, indem wir beispielsweise aus einem Triple XL Hoodie einen Crop Hoodie für Frauen machen. Seit circa drei Jahren haben wir hier bei uns eine Designerin im Team, die mehr für Ladies macht – Expertise, die uns in der DOB nach vorne bringt, da dirts ja zu Anfang ein reines Menswear-Label war. Mir war es wichtig, dass wir auch hier in Aschaffenburg etwas herstellen, und so haben wir uns alte Nähmaschinen besorgt, die nun bei uns im Showroom stehen und die neben ihrem coolen Designfaktor eben auch die Möglichkeit mitbringen, vor Ort was zu machen. Und es funktioniert; die Leute lieben diese Unikate mit ihrer besonderen Geschichte.“

Wie sieht es aus mit der Retourenquote; habt ihr genauso zu kämpfen wie die meisten Online-Shops oder sind eure Kundinnen und Kunden anders?
„Wir haben eine Retourenquote von maximal 10 Prozent, worüber wir sehr happy sind. Ich denke, es liegt zum einen daran, dass wir den Großteil des Absatzes über unseren eigenen Shop generieren und wir während des gesamten Bestellprozesses die verschiedenen Größen und Passformen darstellen, sodass die Kundin oder der Kunde noch vor der Bestellung weiß, was sie respektive ihn erwartet. Wir weisen auch bei Rückfragen zur Größe darauf hin, dass das dirts-Team gerne via Facebook, Instagram oder E-Mail weiterhilft und berät. So können Unklarheiten oft geklärt werden, noch bevor das Teil in den Versand geht. Falls wir Bestellungen sehen, in denen alles doppelt beziehungsweise in mehreren Größen bestellt wird, schreiben wir auch nochmals eine E-Mail und sprechen mit der Kundin oder dem Kunden. Natürlich bringt das eine Menge Zusatzaufwand mit sich, aber es rentiert sich am Ende des Tages.“

Plant ihr, neben dem Online- und Showroom-Verkauf in Zukunft auch andere Händler mit dirts zu beliefern?
„Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Auf der einen Seite würden wir gerne auch stationär mehr vertreten sein, weil es neben dem Abverkauf auch mehr Sichtbarkeit für die Marke bringt. Aber aktuell fehlt uns dazu die Manpower im Vertrieb. Wenn Händler gezielt auf uns zukommen und wollen unsere Ware mit ins Sortiment aufnehmen, sind wir offen. Das Thema etwas großflächiger anzugehen, ist aktuell nicht geplant, ist aber im Hinterkopf und ein Plan für die Zukunft.“