Fluch oder Segen?

Kommentar

Tays Jennifer Köper-Kelemen

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
Der Druck am Markt ist hoch, Preiswettbewerb herrscht vor. Statt zu konkurrieren, sind Modeunternehmen immer bereitwilliger zum Kooperieren, um so Win-win-Situationen zu schaffen. Im Fokus stehen dabei sowohl weitere Modehersteller als auch Star-Designer, Musiker, Influencer. Die Liste ist lang. Doch nicht immer sind ebensolche Projekte von Erfolg gekrönt. Die Entwicklung von Partnerschaften ist schlichtweg nicht durch und durch vorhersehbar.

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Prominentestes Beispiel aktuell: der Skandal um den US-amerikanischen Rapper Kanye West, auch bekannt als Ye, der bei diversen Modeunternehmen als Designer kreativ tätig war. Er machte durch antisemitische Äußerungen von sich reden, in der Folge trennten sich die Modehäuser BALENCIAGA und GAP von West, auf öffentlichen Druck schließlich auch adidas. Laut Presseberichten rechnet der Sportartikelhersteller aufgrund der geplatzten Zusammenarbeit allein bis zum Jahresende mit einem Minus von 200 Millionen Euro Nettogewinn. Kooperation als Allheilmittel? Anstelle einer Stärkung des Markenimages und Steigerung von Umsätzen kann also quasi über Nacht auch eine Schwächung oder schwere Schädigung der Marke erfolgen. Kollaps statt Collab.

Überhaupt stellt sich die Frage: Macht die anhaltende Flut an Kooperationen das Modell für Endverbraucher und Unternehmen eigentlich noch attraktiv? Es gilt für Modehersteller nach wie vor, dass die Arbeits- und Kostenteilung in Produktion sowie Marketing durchaus Vorteile mit sich bringt. Doch kann der gewünschte Effekt ausbleiben, wenn der Markt mit Kooperationen derart übersättigt ist, dass Endverbraucher keinen Reiz mehr daran finden – ganz abgesehen von möglichen Risiken um verbal entgleisende Kooperationspartner. Nichtsdestotrotz scheint gerade im digitalen Zeitalter der Weg hin zur Kooperation förderlicher und gewinnbringender als hartes Konkurrenzdenken und Ellenbogen-Mentalität. Das Mindset und die Flexibilität von Menschen haben sich grundlegend verändert. Letztendlich wäre es wohl auch schade um so manch eine Verbindung, die aus der Masse deutlich hervorsticht und überrascht, gekonnt für Aha-Momente sorgt und hohen Innovationsgeist demonstriert. Ob Wahl von Kooperationspartnern oder Wahl von Kooperationsinhalten – in diesen Tagen bleibt für Marken augenscheinlich mehr denn je zu beherzigen: Drum prüfe, wer sich bindet!

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