„KI ist ein Werkzeug!“

Flächenmanagement

„Über das Zusammenspiel von Daten und KI können wir Produkte und ihren Verkauf auf der Fläche genau analysieren." Mauricio Warchaftig ©chainbalance

Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen
 Es herrscht ein regelrechter Hype um KI vor. Doch Modeunternehmen sollten dem Trend nicht unreflektiert folgen. FASHION TODAY hat mit Mauricio Warchaftig, CSO von chainbalance, über Chancen für das Flächenmanagement und Voraussetzungen für sinnvolle Anwendungen gesprochen.

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Das Unternehmen chainbalance hilft Modemarken, Prozesse im Flächenmanagement und Produktionsmengen zu optimieren. FASHION TODAY hat bei Mauricio Warchaftig, CSO von chainbalance, nachgehakt, welche Rolle KI in diesem Zusammenhang spielt. Was sind Chancen, worauf müssen Modeunternehmen achtgeben? Warchaftig verantwortet bei chainbalance die Bereiche Business Development, Vertrieb und Account Management. Er ist bereits seit über 15 Jahren in der Fashionbranche tätig, arbeitete im Einzel- und Großhandel, so für die Firmen PRIMARK, PVH und GALERIA Kaufhof.

FT: Herr Warchaftig, chainbalance optimiert Prozesse im Flächenmanagement. Mit welchen Daten arbeiten Sie aktuell?
Mauricio Warchaftig: „Wir sammeln über die Zusammenarbeit mit unseren Partnern Daten aus dem Verkauf. Sie stellen die Grundlagen für unsere Prognosen und die daraus resultierenden Entscheidungen dar. Welche Verkäufe haben stattgefunden? Welches Produkt ist wann, wo und zu welcher Menge gefragt? Zusätzlich werden Informationen zum Produkt gesammelt, um mit dem Produktverhalten pro PoS unter dem Einfluss externer Faktoren unsere Algorithmen zu trainieren. Diese stellen die Basis für die täglichen Entscheidungen für die Nachversorgung dar. Beispielsweise: Welche Bestände müssen am PoS aufgestockt oder reduziert werden? Eine besondere Herausforderung sind dabei die Komplexität der Daten der Fashion-Industrie sowie fehlende Datensätze, besonders bezüglich des Wholesales. Ich glaube, dass besonders Data Cleansing eine wichtigere Rolle in unserer Industrie einnehmen wird.“

„Jedes Unternehmen sollte diese Entwicklung ernst nehmen und offen dem gegenübertreten, KI im Unternehmen zu testen. Und natürlich auch, Fehler zuzulassen.“

Inwiefern spielt KI für Ihre Lösungen eine Rolle?
„Wir denken, dass zurzeit ein Einsatz von KI mit Augenmaß Sinn macht. Jeder Fall muss individuell, umsichtig und detailliert betrachtet werden. Es braucht schlichtweg ein gutes Set an Parametern, um zuverlässige Prognosen zu treffen. Eine pauschale Anwendung von KI allein reicht für ein optimales Flächenmanagement nicht aus. chainbalance setzt auf mehrere Parameter, Logiken und Algorithmen, da die Datengrundlage über Verkäufe zu einzelnen Produkten an nur einer Fläche zu gering ist. Wir verkaufen nicht jeden Tag 20-mal dasselbe Produkt. Fashion ist ein langsam drehendes Business beispielsweise im Vergleich zur Lebensmittelindustrie. Trotz alledem setzen wir die KI bei mehreren Lösungen ein, bei denen wir zum einen Daten stärker aggregieren können, zum Beispiel für Produktionsmengenprognosen und zum anderen auch, um auf deutlich mehr Datenpunkte zurückgreifen zu können. Ein Beispiel hierfür wäre der Smart-Store-to-Store-Transfer. Es ist ein sehr spannendes Thema und wir setzen in 2024 einen speziellen Fokus, um den Einsatz von KI weiterhin zu optimieren. Der Anteil an KI-generierten Informationen bei unseren Forecast-Entscheidungen liegt derzeit bei 5 bis 10 Prozent.“

Was bieten Sie Kunden im Kontext mit KI konkret an?
„Über das Zusammenspiel von Daten und KI können wir Produkte und ihren Verkauf auf der Fläche genau analysieren. Damit erkennen wir Potenziale, um somit einen smarten Store-to-Store-Transfer anzubieten. Dies bedeutet, dass wir Unternehmen optimale Filialtransfers für den Verkauf von bestimmten Produkten vorschlagen, um einen höheren Umsatz mit weniger Reduzierungsanteiligkeit zu erzielen. Überdies sind wir in der Lage, in diesem Zusammenhang anfallende Emissionen zu berechnen, um nachhaltigeres Handeln zu fördern. Dank KI können wir tausend Evolutionen und Szenarien für die Umverteilung von Produkten durchspielen, um den bestmöglichen Transfer, mit den geringsten Kosten und den geringsten CO2-Emissionen mit höchstem Umsatzpotenzial, zu ermitteln. Ich hatte früher nie genügend Zeit, um diesen Umfang zu analysieren und daraus Entscheidungen zu treffen.“

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Was können Sie Modeunternehmen zum Einsatz von KI generell raten?
„KI ist ein sehr spannendes Thema, das viel Potenzial birgt. Besonders wenn alle nach Effizienz und weiterer Automatisierung suchen, stellt KI ein attraktives Werkzeug dar. Allerdings muss klar abgesteckt sein, welches Ziel erreicht werden soll. Und welche Mittel zum Einsatz kommen sollen, um dieses zu erreichen. KI ist ein Werkzeug und kein Ziel. Dadurch können verschiedene Prozesse, welche früher sehr manuell waren, noch mehr automatisiert werden. Am Ende muss der Endkonsument im Blick stehen, der glücklich gemacht werden soll. KI bedarf einer Fülle an Daten und Informationen, nur so kann man grundlegend verstehen, wie Prozesse funktionieren und Prognosen getroffen werden. Jedes Unternehmen sollte diese Entwicklung ernst nehmen und offen dem gegenübertreten, KI im Unternehmen zu testen. Und natürlich auch, Fehler zuzulassen. KI ist eine große Chance, um Prozesse zu automatisieren und Kosten einzusparen. In Bezug auf Mitarbeiter geht es nicht darum, diese zu ersetzen, sondern effektiv in ihrer Arbeit zu unterstützen. Digitalisierung ist hierbei das Stichwort und auch KI wird dies unterstützen.“

www.chainbalance.com