Über den Erwartungen

EK Fashion

Die EK versteht sich heute als Schnittstelle und Dienstleisterin in beiden Richtungen, also Handel und Industrie. Thomas Schwab, Head of Sales & Marketing D-A-CH im Geschäftsfeld EK Fashion ©FT

Autor: Markus Oess
Es schaue gut aus, sagt Thomas Schwab, Head of Sales & Marketing D-A-CH, EK Fashion, gegenüber FT über die Entwicklung seines Verantwortungsbereiches. Das Geschäftsfeld legt zu. Mit neuen Marketingkonzepten und eigenen Flächensystemen soll der angeschlossene Handel weiter gestärkt werden. Wir haben mit Schwab über das zurückliegende und über das vor uns liegende Jahr gesprochen.

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In einem gesamtwirtschaftlich und politisch herausfordernden Jahr 2023 musste die europäische Verbundgruppe EK Retail nach einem Umsatzwachstum von 9,3 Prozent im Vorjahr einen Umsatzrückgang in Höhe von voraussichtlich 8,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro hinnehmen, schreibt aber immer noch Gewinne. Die einzelnen Geschäftsfelder der Bielefelder entwickelten sich unterschiedlich. Die EK Fashion konnte zulegen. „Wir sind stärker durch 2023 gekommen als erwartet und konnten den Umsatz gut steigern. Das gilt für uns als Verbundgruppe im Geschäftsfeld EK Fashion, aber genauso für unsere Mitgliedshäuser“, sagt Thomas Schwab, Head of Sales & Marketing D-A-CH, EK Fashion, gegenüber FT. Über alle Länder, also inklusive Niederlande, liegt der Umsatz des Geschäftsfelds Fashion 3 Prozent über Budget und 4,4 Prozent über Vorjahr. In der D-A-CH-Region liegt das Wachstum sogar im zweistelligen Bereich. Auch der PoS hat sich überdurchschnittlich entwickelt. „Der Handel hatte eine regelrechte Aufholjagd gestartet. Like for like lag das Plus insgesamt bei 7 Prozent, bei der HAKA sogar bei 9 Prozent. Die DOB konnte um 8 Prozent zulegen. Wäsche, die bei uns traditionell einen sehr großen Umsatzanteil ausmacht, gewann 4 Prozent. Kindermoden hingegen verloren leicht um 2 Prozent, deutlicher war das Minus mit 11 Prozent bei den Schuhen“, bilanziert Schwab. Die Händler stünden robust im Markt und seien krisenerprobt. Die Rückbesinnung der Konsumenten auf den stationären Handel komme ihnen zugute.

„Der Zusammenschluss mit der niederländischen Euretco 2015 und dem Modering in Österreich 2022 hat uns in der Mode international mehr Profil und Kompetenz verschafft“

Ein Blick auf die HAKA. „Das Hemd ist zurück: 19 Prozent Zuwachs. Sakkos legen um 14 Prozent zu, Jacken um 13 Prozent. Die Zahlen sind auch Resultat eines durchgehenden Trading-ups und Ausdruck einer klaren Sortiments- und Lieferantenausrichtung. Im Verhältnis stiegen die Stückzahlen um circa 2 Prozent“, rechnet der Manager vor. Die positive Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit werde auch von der Markenindustrie honoriert. Schwab verweist dabei auf weitere 30 Marken, darunter FYNCH-HATTON, RAGMAN und FRANK WALDER, die gewonnen wurden. „Dass wir als Mehrbranchenverbund stabil durchkommen, ist inzwischen bekannt. Aber gerade der Zusammenschluss mit der niederländischen Euretco 2015 und dem Modering in Österreich 2022 hat uns in der Mode auch international mehr Profil und Kompetenz verschafft“, sagt Schwab. Aktuell zählt die Verbundgruppe in EK Fashion 1.600 Türen und rund 1.000 Händler.

Die EK will stärker in Richtung Lifestyle und hat hier mit Faces/VAUND und dem eigenen nachhaltigen Flächenkonzept Green Change auch auf der Fläche Konzepte aufgelegt. „Übrigens haben wir bei Kutsam im vergangenen Jahr auch in Österreich die erste nachhaltige PoS-Fläche gestartet. Die intensivierte Internationalisierung stärkt uns natürlich“, merkt Schwab an. Die Frequenz ist bekanntlich auf der Fläche noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Ziel müsse es sein, die Verweildauer und den Durchschnittsbon zu erhöhen. „Und das schaffen wir nur mit attraktiven Einkaufswelten, zu denen die Konsumenten immer wieder gerne zurückkehren.

Ware Mode

Aktuell sieht die Verbundgruppe im Handel viel Optimierungsarbeit. Es geht darum, die Sortimentsspannung zu erhöhen, die Liquidität zu steigern und gleichzeitig die Kapitalbindung herunterzufahren. Hier unterstützt die EK die Anschlusshäuser proaktiv in der Beratung, aber auch mit Kooperationen. Um die Nachfolgeproblematik und den generellen Personalmangel besser in den Griff zu bekommen, wird in Bielefeld die eigene Fashion Academy ausgebaut. Dort bildet die EK den Managementnachwuchs praxisnah weiter und bereitet aber auch potenzielle Kaufleute auf ihre Zukunft vor. „Wir benötigen mehr Spezialisten als Generalisten. Im Management, in der Produktentwicklung und im Handel selbst“, denkt Schwab.

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Auch im Marketing gibt es in Bielefeld eigene Denkansätze. Die EK versteht sich heute als Schnittstelle und Dienstleisterin in beiden Richtungen, also Handel und Industrie. „Wir haben zum Beispiel mit TRIUMPH und der Werbeagentur NOW gemeinsam eine 360-Grad-Kampgne entwickelt, die der Idee des Eventgedankens folgt. Das PoS-Paket beinhaltet Abendevents, Modenschauen oder ein Frühstück, inklusive Vorlagen zu Mailings, Social Media Posts, Plakaten und so weiter. Unsere Händler können aus einem modularen Baukasten genau die Elemente herausgreifen, die sie benötigen. TRIUMPH unterstützt dabei unsere Händler bei der Umsetzung. März/April 2024 geht es los. Solche Angebote wollen wir künftig vermehrt anbieten“, kündigt Schwab an.

Menswear made by EK

Auch bei den Eigenmarken verlaufe die Entwicklung durchweg positiv. Die Resonanz der Händler sei gut. „Wir stellen neben der EK LIVE in Bielefeld die Kollektionen in Mannheim und Salzburg sowie auf der MODEFABRIEK in Amsterdam vor. Das heißt, wir haben die Taktung noch einmal hochgefahren, um mit unseren Eigenmarken noch näher am Handel zu sein. Was die Modetendenz für Herbst/Winter 2024 angeht, sehen wir ganz klar, dass das Bild auf der Fläche über alle Warengruppen ruhiger, aber nicht langweiliger wird“, meint Schwab. „Unsere EK-Fashion-Eigenmarken entwickeln sich kontinuierlich nach oben. Im vergangenen Jahr verzeichneten wir hier ein mittleres einstelliges Wachstum und das mit guten Abverkaufsquoten. Für dieses Jahr und für die anstehende Winterorder rechnen wir mit einem ähnlichen Wachstum. Das Eigenmarkengeschäft werden wir weiter ausbauen und bieten für die Erst-Order allen neuen Interessenten attraktive Konditionen.“ Modisch setzen die Bielefelder stärker auf transsaisonale Angebote, um den veränderten Wetterverläufen Rechnung zu tragen. Die Flächenbestückung soll sich noch stärker am konkreten Bedarf ausrichten. Dabei nutzt die EK neben der Sortimentsanpassung unter anderem Dienstleister wie FASHION CLOUD für die Warenbestückung oder cloudstock für Marktplätze. Trotz der globalen Krisen, Krieg und Inflation sowie des Fachkräftemangels schauen die Bielefelder optimistisch nach vorn.

Klares Statement: So steht EK zur AfD

„Wir sind als ein Zusammenschluss von 4.000 europäischen Unternehmern unpolitisch auf der Basis der demokratischen Prinzipien Mitbestimmung und Mitgestaltung. Dabei akzeptieren wir unterschiedliche Meinungen, solange diese auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und sich damit im Rahmen unserer freiheitlich demokratischen Werteordnung bewegen. Zu diesen Werten zählen Toleranz und Respekt und keine Vorurteile und undifferenzierten Feindbilder. Das rechtspopulistische Angebot einfacher und oft autoritärer Lösungen findet in diesen Zeiten nicht nur in Deutschland fruchtbaren Boden. Autokratien sind weltweit im Vormarsch, umso dringlicher ist der Schulterschluss aller demokratischen Kräfte. Unsere Welt, auch die des Handels und insbesondere die der Mode, ist bunt und das soll sie bleiben.“