X’ed! Social Media und die Modebranche

Kommentar

Andreas Grüter ©Peter Zembol

Autor: Andreas Grüter
Am 21. März gab das Tettnanger Outdoorlabel VAUDE seinen Rückzug von der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) bekannt. Gleichzeitig erklärte das Unternehmen, auf sämtliche bezahlte Werbung in allen sozialen Netzwerken zu verzichten. Begründet wurden diese Schritte mit zunehmenden Falschinformationen, diskriminierenden und rechtspopulistischen Inhalten und dem generell immer aggressiver werdenden Kommunikationsstil auf X. Eine grundsätzlich nachvollziehbare Entscheidung, die jedoch auch einige Fragen aufwirft.

WERBUNG

X – im Land der bösen Buben

Schon in der Zeit, als X noch Twitter hieß, wurde die Plattform ob ihrer weitestgehend fehlenden Moderation heftig kritisiert. Hier ging es vor allem im politischen Diskurs oftmals wesentlich deftiger zur Sache als auf Facebook und Co. – fragwürdige Tiefschläge inklusive – und hier kochten Verschwörungstheoretiker jeglicher Couleur schon früh auf einer Länge von 140 Zeichen ihr wenig schmackhaftes Süppchen. Was man anfangs vielleicht mit gutem Willen noch als die 365-Online-Verlängerung eines ordentlich aus den Fugen geratenen politischen Aschermittwochs betrachten konnte, hat sich mit der Übernahme durch den rechtslibertären Elon Musk zu einem Save Space für Rassisten, Misogynisten, religiöse Fundamentalisten und so weiter und so fort entwickelt.

Dass ein Unternehmen wie VAUDE hier auf Abstand geht und seinen Kanal schließt, ist zwar sowohl aus politischer und moralischer wie auch aus rein geschäftlicher Sicht absolut nachvollziehbar. Doch trägt es nicht zur Problemlösung bei, sondern überlässt jenen unwidersprochen das Feld, denen man widersprechen muss. Denn es stellt sich zumindest die Frage: Kann oder sollte man als Unternehmen nicht nur symbolisch Zeichen setzen, sondern auch in die aktive Auseinandersetzung gehen? Die Antwort darauf muss ich an dieser Stelle schuldig bleiben.

Unser Geld bekommt ihr nicht …

Eindeutiger verhält es sich bei der Einstellung der Werbemaßnahmen auf allen anderen Social-Media-Plattformen durch VAUDE. Schließlich hat es sich schon häufig erwiesen, dass durch monetären Druck durchaus Veränderungen zu erwirken sind. Auf allzu schnelle Kurswechsel durch abgesprungene Werbepartner sollte man bei den großen Tech-Tankern dennoch nicht hoffen.