Über Denim und Nachhaltigkeit

VICUNHA

Mit über 300 Produkten im Sortiment bietet VICUNHA eine breite Palette an Denim-Stoffen aller Art an. Alle Fotos © Vicunha

Autor: Maximilian Fuchs
VICUNHA ist im Bereich Denim und Flachgewebe eine feste Größe und wird weltweit für innovative und nachhaltige Jeanswear-Lösungen geschätzt. Das 1967 im brasilianischen São Paulo gegründete Unternehmen betreibt Produktionsstätten in Brasilien, Ecuador und Argentinien sowie Niederlassungen in Europa und Asien. Ein zentrales Element der Unternehmensstrategie ist die Nachhaltigkeit – darüber haben wir uns mit German Alejandro Silva, Executive Director Commercial and Marketing bei VICUNHA, unterhalten.

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Da die Konsumenten immer aufmerksamer werden und globale Vorschriften zunehmend verantwortungsvolle Praktiken fordern, ist die Integration von Nachhaltigkeit in den Kern der Unternehmensabläufe entscheidend, um relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben.“  German Alejandro Silva, Executive Director Commercial and Marketing

FASHION TODAY: Wie wirkt sich die neue Strategie der Erzeugung eigener erneuerbarer Energie auf Ihre gesamte Lieferkette aus, einschließlich Ihrer Lieferanten und Kunden?
German Alejandro Silva: „Die Vereinbarung von VICUNHA mit enel zur Eigenproduktion erneuerbarer Energie durch fünf Windparks stellt einen bedeutenden Meilenstein in unserer Dekarbonisierungsstrategie dar. Durch die Versorgung unserer Fabriken in Maracanaú, Pacajus und Natal mit sauberer Windenergie reduzieren wir unseren CO₂-Fußabdruck und setzen einen neuen Maßstab für Nachhaltigkeit in der Textil- und Modebranche. Für unsere Kunden bedeutet dies, dass Denim- und farbige Denim-Produkte mit einem geringeren CO₂-Fußabdruck im Einklang mit der steigenden Nachfrage nach verantwortungsvollerer Mode stehen. Dies hilft Marken, auf zunehmend bewusste Konsumenten zu reagieren, die nachhaltige Alternativen suchen. Wir möchten auch unsere Lieferanten und Partner dazu inspirieren, verantwortungsvollere Praktiken anzunehmen, und so eine innovativere und nachhaltigere globale Textilkette fördern.“

Welche Erkenntnisse wurden aus dem VICUNHA-Water-Footprint-Projekt gewonnen und wie haben diese die Strategien zur Reduzierung des Wasserverbrauchs beeinflusst?
„Im Jahr 2019 waren wir Vorreiter bei der Einführung des VICUNHA-Water-Footprint-Projekts in Zusammenarbeit mit ECOERA – einer Plattform, die Nachhaltigkeit mit der Modebranche verbindet. Mithilfe der Methodik des Water Footprint Network berechneten wir den Wasserverbrauch vom Baumwollanbau bis hin zur Wäsche durch den Endverbraucher. Die Studie zeigte, dass ein Paar Jeans im Laufe seines Lebenszyklus durchschnittlich 5.000 Liter Wasser verbraucht: 82 Prozent im Baumwollanbau, 7 Prozent bei der Herstellung und in der Wäscherei, 8 Prozent beim Waschen zu Hause und 3 Prozent in der industriellen Verarbeitung.
Bei VICUNHA beziehen wir den Großteil unserer Baumwolle aus Brasilien. Im Gegensatz zu vielen anderen Baumwollanbauregionen der Welt basiert der Anbau in Brasilien zu über 90 Prozent auf Regenwasser, ohne Bewässerung oder Nutzung von blauem Wasser aus Seen oder Flüssen.

VSA-Station in Pacajus

Basierend auf den Erkenntnissen aus dem Water-Footprint-Projekt haben wir begonnen, Marken, Designer und Verbraucher zu wasserbewusstem Handeln zu ermutigen – sei es in Ateliers, Wäschereien oder Haushalten. Bei VICUNHA haben wir verschiedene Initiativen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs eingeführt, darunter die Sammlung von Regenwasser: Jährlich fangen wir rund 120 Millionen Liter Regenwasser für die Produktion von Denim und Twill auf. Durch Digitalisierung und neue industrielle Technologien sparen wir seit 2023 zudem jährlich über 35 Millionen Liter Wasser ein. Im Jahr 2024 gingen wir einen weiteren Schritt und eröffneten die VSA Environmental Services, die sich neben unserer Anlage in Pacajus befindet. Diese innovative Station behandelt städtisches Abwasser und ermöglicht die Produktion vor Ort mit 100 Prozent aufbereitetem Wasser, ohne Entnahme aus natürlichen Quellen.“

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Wie tragen Partnerschaften mit Unternehmen wie POLYGIENE zur Entwicklung nachhaltigerer Denim-Produkte bei und welche Innovationen sind in diesem Bereich geplant?
„Unsere Zusammenarbeit mit POLYGIENE bringt fortschrittliche Anti-Geruchs-Technologien in unsere Stoffe, die das Wachstum geruchsverursachender Bakterien hemmen und Gerüche aus der Umwelt neutralisieren. Dadurch bleiben Kleidungsstücke länger frisch, was die Notwendigkeit des häufigen Waschens reduziert. Dies verlängert die Lebensdauer der Kleidungsstücke und vermindert den Verbrauch von Wasser, Energie und Chemikalien.
Für die Zukunft werden wir weiterhin in erstklassige Technologien und Best Practices investieren, um zunehmend innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Unser Fokus bleibt darauf, die Umweltbelastung unserer Produkte zu verringern und bewusstere Praktiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern – vom Feld bis hin zum Endverbraucher.“

Planen Sie weitere Innovationen oder Projekte, die Ihre Nachhaltigkeitsstrategie ergänzen könnten, insbesondere im Bereich Wasserverbrauch und Materialeinsatz?
„Unser Engagement für nachhaltige Innovationen ist kontinuierlich. Nach der Eröffnung der VSA-Station in Pacajus, die eine Produktion mit 100 Prozent aufbereitetem Wasser ermöglicht, planen wir nun eine zweite Station in Maracanaú. Dieses Projekt befindet sich derzeit in der Planungs- und Wirtschaftlichkeitsphase, die Fertigstellung ist bis 2030 vorgesehen.
Auch im Hinblick auf unseren Hauptrohstoff Baumwolle setzen wir auf nachhaltige Praktiken. Jährlich recyceln und wiederverwenden wir 9.000 Tonnen Baumwolle, womit wir zu den führenden Textilunternehmen weltweit im Bereich der Wiederverwendung von Rohstoffen gehören. Darüber hinaus verwenden wir Baumwolle, die durch regenerative Anbaumethoden produziert wird, was nicht nur den Wasserverbrauch senkt, sondern auch die Bodengesundheit verbessert und Ökosysteme schützt.“

Wie beurteilen Sie die Rolle der Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil in der globalen Modebranche?
„Nachhaltigkeit ist zu einem grundlegenden Wettbewerbsvorteil in der Modebranche geworden. Da die Konsumenten immer aufmerksamer werden und globale Vorschriften zunehmend verantwortungsvolle Praktiken fordern, ist die Integration von Nachhaltigkeit in den Kern der Unternehmensabläufe – durch erneuerbare Energien, Wassereinsparungen und verantwortungsbewusste Rohstoffe – entscheidend, um relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dieser proaktive Ansatz stärkt den Markenwert und gewährleistet langfristige Widerstandsfähigkeit in einem sich ständig weiterentwickelnden Markt.“