
Autor: Markus OessDas 2020 gegründete Label fakts. positioniert sich im Premiumsegment mit klarem Fokus auf Hemden, einem ausgewogenen Verhältnis von NOS-Programmen und Ordergeschäft sowie flexiblen Lieferketten. Die Gründer André Kraus und Lukas Kappler wollen die Präsenz im Ausland ausbauen und vor allem den deutschen Wholesale-Markt gezielt stärken.
Das Hemdenlabel fakts. aus Meerbusch wurde 2020 von André Kraus, Lukas Kappler und Sebastian Knaut gegründet. Heute führen Kraus und Kappler die Marke allein, nachdem Knaut als Geschäftsführer und Gesellschafter ausgeschieden ist. André Kraus ist seit 1998 als Unternehmer aktiv und führte über 20 Jahre erfolgreich die Krawatten- und Schalfirma pn’a. Lukas Kappler war zuvor bei Jacques Britt tätig und hat dort maßgeblich den Vertrieb mitgestaltet. Beide bringen langjährige Branchenerfahrung, internationale Kontakte und ein klares Verständnis für die Anforderungen des Handels in die Arbeit bei fakts. ein.
Mit der Gründung von fakts. sollte eine Lücke im Markt besetzt werden, die mit der Einstellung von Jacques Britt hinterlassen wurde: ein modernes Dress-Shirt mit lässiger Attitüde, innovativen Stoffen und hohem Tragekomfort. „Die Idee war, ein Hemd zu schaffen, das im Business überzeugt und am Abend am Strand genauso funktioniert“, sagt Kraus. Unter dem Leitgedanken „focus on essentials“ verfolgt fakts. das Ziel, seine Hemden nachhaltig im Premiumsegment zu etablieren.
Die Kollektion ist so konzipiert, dass Business- und Casual-Elemente gleichwertig vertreten sind. Kraus betont, dass sich der Hemdenmarkt deutlich verändert habe: Die klare Trennung zwischen Business und Freizeit verschwimme zunehmend, nicht zuletzt als Folge der Corona-Pandemie. „Business kann heute auch soft gewaschen, entspannt und modisch sein“, erklärt er. Im Sommer setzt fakts. verstärkt auf Leinen, im Winter auf Flanelle. Ganzjährig ergänzen Techno-Qualitäten mit hoher Performance und stabilen Abverkäufen das Sortiment. Das NOS-Programm bildet das stabile Fundament und wurde 2024 neu aufgelegt. Neu hinzugekommen sind Techno-Artikel mit schnellem Umschlag.
Die Hemden liegen preislich zwischen 99 Euro im Schwerpunkt und 139 Euro in der Spitze. Der NOS-Bereich – darunter Two Ply und Non Iron – wird in einer kleinen Fertigung in Asien produziert. Ergänzend lässt fakts. in Bulgarien fertigen, unter anderem mit Originalstoffen von CANCLINI und anderen Webereien. Die Materialauswahl soll Qualität und Langlebigkeit sichern, zugleich aber schnelle Reaktionsmöglichkeiten auf Marktanforderungen bieten. Damit positioniert sich fakts. in der ersten Preislage im Premiumsegment. Kappler fasst den USP so zusammen: hochwertige Stoffe, exklusive Designs, bewusster Materialeinsatz und schnelle, flexible Lieferketten. „Wer einen Spezialisten sucht, der sich ausschließlich auf das Thema Hemd konzentriert, ist bei uns genau richtig“, sagt Kappler. Die Marke reagiert auf den Trend zur Casualisierung, der den Markt prägt, und sieht hier weiteres Wachstumspotenzial.
Die Gründung und der Markteintritt erfolgten mitten in der Covid-19-Pandemie. Kappler beschreibt die Situation so: „Nur zwei Monate nach dem ersten Reinverkauf schlossen die Händler ihre Türen.“ Dennoch habe das Produkt überzeugen und fakts. Jahr für Jahr wachsen können. Ein wichtiger Meilenstein war 2024 der Relaunch des NOS-Programms.
Neben dem Kerngeschäft mit Hemden hat das Unternehmen inzwischen zusätzliche Geschäftsfelder aufgebaut. Dazu gehören die Entwicklung einer hochwertigen Bluse sowie die Möglichkeit, Private-Label-Produktionen im Premiumsegment anzubieten – auch in kleinen Mengen aus Asien.
Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Markt für fakts. Im Export erzielt die Marke starke Umsätze vor allem in Belgien, der Schweiz und Irland. Während im Ausland mit Agenturen gearbeitet wird, ist man in Deutschland historisch bedingt noch auf der Suche nach Partnern. „Bis zu drei Stützpunkte könnten es werden“, sagt Kappler. Ziel ist es, das deutsche Wholesale-Geschäft konsequent auszubauen.
Kappler unterstreicht die Bedeutung des direkten Kontakts zum Handel: „Ich bin eng am Point of Sale – sowohl digital als auch im persönlichen Austausch mit unseren Handelspartnern. So können wir schnell reagieren und gezielt unterstützen.“ fakts. arbeitet vollständig digitalisiert und hat Zugriff auf alle Abverkaufszahlen. Dadurch kann das Unternehmen kurzfristig nachsteuern und sein Lager flexibel für Re-Orders anpassen.
Hemden, sonst nichts
In der aktuellen Kollektion laufen Traveller-Shirts wie die Techno-Artikel ebenso stark wie feine Stretch-Jerseys in italienischen, gedeckten Farben. Streifen sind gefragt, markante Drucke bleiben ein wichtiges Highlight. Leinen – als Chambray oder gestreift – in kürzeren Silhouetten performt ebenfalls gut. Farbige, geschmackvoll ausgewählte Knöpfe setzen Akzente.
Die Orderzahlen entwickeln sich laut Kappler positiv, der Trend geht klar in Richtung Casualisierung. Das Minimalziel für die kommenden drei Jahre ist, die Position als führendes Hemdenlabel im gehobenen Fachhandel zu behaupten und international stärker aufzutreten. Ergänzende Produktgruppen sind in Planung – offen in der Gestaltung, aber stets mit hohem Qualitätsanspruch.
Für Kraus ist das Hemd trotz veränderter Modetrends unverzichtbar: „Ganz klar: Das Hemd ist nicht out. Es hat heute eine andere Bedeutung, ist aber nicht uncool. Es hat nur einen neuen Stellenwert im Kleiderschrank – und mit Casualisierung und elastischen Qualitäten passt es perfekt in die moderne Garderobe.“