
Autorin: Angela CavalcaMit der Übernahme von VERSACE hat die PRADA-Gruppe einen bedeutenden Schritt in Richtung eines italienischen Luxuskonzerns gemacht.
Am 1. Oktober genehmigte die Europäische Kommission die Übernahme von VERSACE durch die PRADA-Gruppe, nachdem festgestellt wurde, dass der Zusammenschluss keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken aufwirft. Die Transaktion im Wert von 1,25 Milliarden Euro wurde am 10. April bekannt gegeben. Vorausgegangen waren wochenlange Verhandlungen zwischen PRADA und Capri Holdings, dem amerikanischen Unternehmen, das die Eigentümerin der Marke VERSACE, die Gi.Vi Holding, kontrollierte.
„Unser Ziel ist es, das Vermächtnis von VERSACE fortzuführen, seine kühne und zeitlose Ästhetik zu feiern und neu zu interpretieren“, sagte Patrizio Bertelli, Präsident und geschäftsführender Direktor der PRADA-Gruppe, über die Akquisition. „Wir bieten eine solide Plattform, die im Laufe der Jahre durch kontinuierliche industrielle und vertriebliche Investitionen gestärkt wurde. Unsere Organisation ist bereit und gut aufgestellt, um eine neue Seite in der Geschichte von VERSACE zu schreiben.“
Die Geschichte von VERSACE startete 1978 in Mailand, als Gianni Versace mit seinem Bruder Santo und Claudio Luti das Label gründete und zu den führenden internationalen Luxusmodehäusern aufschloss. Innerhalb der PRADA-Gruppe soll VERSACE seine kreative DNA und kulturelle Authentizität bewahren, gleichzeitig jedoch von der Stärke der Konzernplattform der PRADA-Gruppe profitieren. Einschließlich des industriellen Know-hows sowie der im Einzelhandel und in den operativen Prozessen entwickelten Kompetenzen.
Die Übernahme ist ein wichtiger Schritt zur Schaffung eines italienischen Luxusgiganten, der es mit französischen Branchenriesen wie LVMH und KERING aufnehmen kann. Die an der Börse in Hongkong notierte PRADA-Gruppe, zu der auch die Marken MIU MIU, Church’s, CAR SHOE, Marchesi 1824 und LUNA ROSSA gehören, schloss das Jahr 2024 mit einem Nettoumsatz von 5,4 Milliarden Euro ab – ein Plus von 17 Prozent zu konstanten Wechselkursen im Vergleich zu 2023. Trotz der allgemeinen Verlangsamung des Sektors gehört das von Patrizio Bertelli und Miuccia Prada gegründete Unternehmen zu den wenigen, die weiterhin Wachstum verzeichnen.
Der neue Kurs der Kreativdirektion von VERSACE begann schon Anfang dieses Jahres. Donatella Versace trat Anfang März als Kreativchefin zurück, nach dem Tod ihres Bruders hatte sie die Maison über 30 Jahre lang weitergepflegt. Künftig wird sie als Chief Brand Ambassador fungieren und sich in dieser neuen Rolle philanthropischen und karitativen Initiativen widmen. Kreativdirektor Dario Vitale, der viele Jahre im Designstudio von MIU MIU tätig war, startete gleichzeitig die neue stilistische Phase. Sein Debüt feierte er auf der Mailänder Modewoche im September mit der ersten VERSACE-Co-ed-Kollektion Frühjahr/Sommer 2026. Vitale hatte sich von Gianni Versaces Schaffen der 1970er- und 1980er-Jahre mit Drucken, Farben und Formen inspirieren lassen und interpretierte sie aus einer zeitgenössischen Perspektive neu.