
Florenz
Als am ersten Messetag Wolken aufzogen, konnte das durchaus als aktuelles Stimmungsbild in der Branche gesehen werden. Aber nach einem reinigenden Regen kam am frühen Nachmittag die Sonne wieder zum Vorschein und es flammte das bekannte Pitti-Summer-Feeling auf. Der Eindruck, dass weniger Einkäufer – gerade auch aus Deutschland – anreisen würden, wich einer verhalten optimistischen Erwartung auf den Ständen, dass es doch besser kommen könnte als zunächst befürchtet. Am Rande sorgte die angeblich verordnete Absage der Einkäufer von P&C West für Fragezeichen. Immerhin trat deren erste Führungsriege dann doch an. Da passt es ins Bild, dass die Kollektionen von Realpolitik gekennzeichnet waren: wenig Extravaganz und der Wille, negativen Marktentwicklungen modische Antworten entgegenzustellen. Das Thema Value for Money spielt in Italien eine immer größere Rolle. Auch die hochwertigen Fachhändler suchen nach einträglichen Margen. Selbst im Luxus ist die Preisspirale nach oben endlich. Und auch diesmal setzte die Pitti mit Sonderprojekten und Fashionshows besondere Highlights.
Es gilt weiterhin: Männermode bedient den Urban Mover. Gepflegte Lässigkeit und „Easy Function“ sind große Headlines. Das heißt: Leichtigkeit ist in den Stoffentwicklungen und Konstruktionen oberste Priorität. Jackets und Hosen werden definitiv weiter. Das Hybrid Tailoring bringt hochwertigsten Anzugsstoffen Lässigkeit bei. Gezippte Shirtjacken und Overshirts sind das neue Jacket. Die Nachfrage in diesem Segment steigt – das wird von quasi allen Herstellern erkannt. Strickhemden und -polos bleiben sehr relevant. Crochet-Optiken bringen expressive Strukturen. Das Farbbild ist hell und zeigt viele subtile Neutraltöne. Statt Farben machen Strukturen Musik. Als zweiter Farbschwerpunkt sind Savanna- und leichte Grüntöne stark. Das Material zu dieser Farbstory ist Leinen. Von fein bis tough hat diese Naturfaser Hochkonjunktur. Dazu passt Veloursleder und Nappa in sommerlicher Leichtigkeit. Maritime Preppiness gibt Streifenbildern neue Impulse. Im Hemd gelten die Streifen als die neuen Musterfavoriten.