Rana Plaza – Mahnmal und Appel

Kommentar

Maximilian Fuchs ©Vitali Diller

Autor: Maximilian Fuchs
Es ist nun über zwölf Jahre her seit dem Einsturz von Rana Plaza, einer Textilfabrik in Bangladesch. Das Unglück in Savar hat die Welt erschüttert und gezeigt, wozu Gier und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen führen.

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Am 24. April 2013 verloren 1.135 Menschen ihr Leben, mehrere Tausend wurden verletzt. Der Aufschrei und die Wut waren groß, die Menschen rebellierten gegen ein ausbeuterisches System und die Modebranche lag im Fokus der Berichterstattung. Tatsächlich zeigte sich schnell Bewegung: Unmittelbar nach dem Unglück entstand mit dem „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“ ein rechtlich bindendes Abkommen zwischen Gewerkschaften und Unternehmen. Es schreibt Sicherheitsinspektionen, Schulungen und Reparaturen vor, was nachweislich viele Fabriken sicherer gemacht hat. Zumindest lokal in den Gebieten, in denen der Accord greift.

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Auch hierzulande wurde intensiv über die unternehmerische Verantwortung diskutiert. Viele deutsche Marken, darunter HUGO BOSS, adidas oder PUMA, haben sich internationalen Initiativen angeschlossen, etwa dem „Bangladesh Accord“ oder der FAIR WEAR Foundation. Sie investieren in Audits, Trainingsprogramme und mitunter auch in langfristige Partnerschaften mit Lieferanten, um bessere Arbeitsbedingungen vor Ort zu fördern. Doch guter Wille reicht in der Regel nicht, um wirklich nachhaltige Veränderung zu schaffen. So wurden die im Rahmen des „Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte“ ausgearbeiteten Forderungen im Jahr 2016 in juristische Form gegossen und sind dann (zumindest in Teilen) im Jahr 2023 in das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz geflossen. Dieses Gesetz, das „deutsche Firmen dazu verpflichtet, Risiken in ihren Lieferketten zu identifizieren, zu minimieren und darüber zu berichten“, sorgt seit seiner Ankündigung für Protest seitens der Wirtschaft. Es gibt ernsthafte Bestrebungen (die es sogar in den Koalitionsvertrag geschafft haben), das Gesetz zur Sorgfaltspflicht der Lieferketten wieder abzuschaffen und durch ein EU-Regelwerk auszutauschen. Ende offen … Was bleibt, sind weiterhin Probleme wie Lohndumping, mangelnde Gewerkschaftsfreiheit und prekäre Beschäftigung. Der Erfolg des Lieferkettengesetzes hängt von seiner Durchsetzung ab und am Ende deckt es ja ohnehin nur große Firmen ab. Also solche, die in der Regel mehr als 1.000 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von 450 Millionen Euro erwirtschaften.

Rana Plaza ist ein Mahnmal und Appell zugleich, dass Sicherheit für Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Transparenz und Nachhaltigkeit in der Produktion verpflichtend werden müssen, nicht nur auf freiwilliger Basis.