
Autor: Markus OessDie Istanbul Fashion Connection (IFCO) hat ihre August-Ausgabe mit stabiler Resonanz abgeschlossen. Mit 18.814 Besuchern aus 114 Ländern lag der internationale Anteil bei 43 Prozent. Das ist ein Plus von 29 Prozent gegenüber August 2024. Damit bestätigt die Messe ihre internationale Bedeutung. Neben Ordergeschäft und B2B-Meetings standen auch die Trend Area SS27 BE:COMING und TheCore Istanbul im Blick.
Die achte Ausgabe der IFCO fand vom 20. bis 22. August 2025 im Istanbul Expo Center statt. 270 Aussteller präsentierten auf 25.000 Quadratmetern Kollektionen aus Damen-, Herren- und Kindermode, Denim, Accessoires, Homewear und Lederwaren. Insgesamt kamen 18.814 Besucher aus 114 Ländern, der internationale Anteil lag bei 43 Prozent – ein Plus von 29 Prozent gegenüber August 2024. „In nur vier Jahren ist IFCO zu einer echten Erfolgsgeschichte der internationalen Modebranche geworden. Der Anstieg der internationalen Besucherzahlen um 29 Prozent im Vergleich zu August 2024 unterstreicht die weltweite Bedeutung unserer Plattform“, sagt Mustafa Pasahan, Vizepräsident von İHKİB. Seit dem Start 2022 haben sich auf der Messe insgesamt fast 3.000 Aussteller präsentiert. Rund 195.000 Fachbesucher aus 165 Ländern Europas, des Nahen Ostens, Nordafrikas, Zentralasiens und weiteren Regionen kamen.
Die Veranstalter betonten den globalen Charakter: Besucherinnen und Besucher kamen aus Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie dem Nahen Osten. Delegationen wurden unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Spanien, Griechenland, den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Ägypten, Marokko, Tunesien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, Kuwait, Jordanien, dem Libanon, Russland, Kasachstan, Usbekistan, China, Japan, Südkorea, Indien, Bangladesch, Pakistan und Australien registriert. Nach Angaben der Veranstalter fanden mehrere Tausend B2B-Meetings statt.
Unterdessen durchlebt die türkische Textilindustrie eine Schwächephase. Auch die türkische Bekleidungs- und Textilindustrie kann sich den globalen Krisen und damit veränderten Konsumpräferenzen nicht entziehen. Im vergangenen Jahr sanken die türkischen Bekleidungs- und Textilexporte um 4,8 Prozent auf 27,4 Milliarden US-Dollar (23,6 Milliarden Euro). Aufgelaufen bis Juli 2025, sind die Exporte in die EU um 6,8 Prozent auf 6,03 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Tatsache ist aber auch, dass 62,1 Prozent der Bekleidungsexporte – rund 6 Milliarden US-Dollar – in die EU gehen. Deutschland bleibt mit einem Volumen von 1,62 Milliarden US-Dollar (minus 3,8 Prozent) innerhalb der EU wichtigstes Exportland. Umgekehrt rangierte die Türkei nach China und Bangladesch im vergangenen Jahr mit einem Gesamtvolumen von 10,4 Milliarden Euro (minus 6,5 Prozent) auf Platz drei der wichtigsten Lieferländer in die Gemeinschaft. Damit ist klar: Trotz der aktuellen Bremsspuren bleiben die europäisch-türkischen Beziehungen für die Bekleidungsbranche von zentraler Bedeutung.
Zwar machen gestiegene Kosten, Inflation und politische Unsicherheiten den Bekleidungsfirmen im Land das Leben schwer, aber es scheint, dass die Industrie eine gewisse Resilienz aufgebaut hat, um die Krisen zu meistern. Ernste Mienen ja, aber auch eine gewisse Gelassenheit ist auf den Ständen zu spüren. Bei Emre Denim Tekstil San. İç ve Dış Tic. Ltd. Şti., die rund die Hälfte des Umsatzes mit der eigenen Brand MOM Jeans erwirtschaftet, sagt man, dass weltweit die Probleme die gleichen sind, sieht man vielleicht von der anhaltenden Inflation ab. Aber Emre könne fast so schnell liefern wie die chinesische Konkurrenz und dafür seien die Lieferzeiten durch die räumliche Nähe zur EU kürzer. So könne das Unternehmen eine Order von 10.000 Jeans binnen sieben Tagen liefern. Auch die EKs seien zum Beispiel bei den Jeanshosen für knapp 8,9 US-Dollar und den -jacken für rund 15 US-Dollar durchaus wettbewerbsfähig. Sorge bereite indes, dass inzwischen auch Abnahmeländer wie der Kosovo Know-how eingekauft hätten und begännen, selbst zu produzieren. Emre liefert auch in Länder wie den Irak, Iran oder Ägypten. Auch auf den Ständen der gängigen, exportorientierten Menswear-Marken wie D’S damat und KiḡILI geht es entspannter zu, als es die Branchenzahlen vermuten ließen. So schlecht liefen die Geschäfte auch im Export nicht, man müsse differenzieren. Und es gehe auch darum, hier in Istanbul gegenüber einem internationalen Publikum Flagge zu zeigen. „Die IFCO wächst kontinuierlich weiter. Auch künftig werden wir definitiv teilnehmen“, sagt etwa der JɅKɅMEN-Vorsitzende Celil Ayan.
Während die Womenswear mit über 200 Marken den größten Bereich darstellte, waren im Segment Menswear rund 100 Marken vertreten, dazu kamen über 80 Anbieter von Kindermode, 60 Aussteller aus dem Segment Schuhe und Lederwaren, rund 50 Marken für Denim sowie zahlreiche Anbieter für Lingerie, Eveningwear und Accessoires. Der Bereich Kidswear konnte laut Veranstalter erneut wachsen, getragen von einer steigenden Nachfrage nach funktionalen und zugleich modischen Kindermodellen.
TheCore Istanbul präsentierte sich als Plattform für Kreativität und Design. 24 Designer nutzten teils zum wiederholten Mal die Gelegenheit, um ihre Kollektionen einem internationalen Publikum vorzustellen. Mit dabei waren diesmal unter anderem Arzu Kaprol, Mehtap Elaidi, Hatice Gökçe, Meltem Özbek und Özlem Süer. Daneben stellte eine neue Generation kreativer Talente wie Belma Özdemir, Emre Erdemoğlu, Gökhan Yavaş und Mert Erkan aus. Ziel des Formats ist es, aufstrebende Designerinnen und Designer mit potenziellen Handelspartnern zusammenzubringen und so die kreative Szene Istanbuls international sichtbarer zu machen. Mit Erfolg, wie es beispielsweise bei Özlem Süer hieß, einige Buyer hätten auch geordert.
Ein weiterer Anlaufpunkt war die Trend Area der Istanbul Moda Academy (İMA), die unter dem Motto SS27 BE:COMING stand. Die Ausstellung zeigte vier zentrale Themen, die laut İMA die Mode der kommenden Saison prägen sollen. „Intumotion“ thematisierte das Zusammenspiel von Körper und Technologie. Bewegungsfreiheit, funktionale Materialien und digitale Einflüsse bestimmten die gezeigten Ansätze. „Etherlook“ stellte Leichtigkeit und Transparenz in den Vordergrund, mit hellen Farben, fließenden Stoffen und einem Fokus auf Reduktion. „Fantasmic“ setzte auf expressive Farben, mutige Formen und surreale Anklänge, inspiriert von virtuellen Welten und Fantasieästhetiken. „Subcore“ schließlich rückte Subkulturen in den Mittelpunkt, mit deutlichen Referenzen zu Streetwear, Underground-Ästhetik und hybriden Looks, die unterschiedliche Stilrichtungen verschmelzen. Die Kuratorinnen und Kuratoren betonten, dass die Themen nicht nur als ästhetische Leitlinien, sondern auch als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen zu verstehen seien. „BE:COMING steht für die Transformation unserer Zeit – zwischen Technologie, Nachhaltigkeit, Ausdruck und Identität“, so die İMA.
Neben der Trend Area und TheCore Istanbul bildeten Ordergeschäft und direkte Geschäftsabschlüsse den Kern der Messe. Die Aussteller berichteten von zahlreichen Kontakten und konkreten Vereinbarungen. Die Veranstalter verwiesen darauf, dass die IFCO trotz geopolitischer Unsicherheiten und schwankender Märkte ein stabiles Ordervolumen sichern konnte. Das zeigten die mehr als 400 B2B-Meetings, die 30 türkische Unternehmen mit 76 internationalen Einkaufsgruppen zusammenbrachten.
Messe-Bilder
Nach Angaben der Veranstalter unterstrich die Messe die Position Istanbuls als Schnittstelle zwischen Europa und Asien und verwies in diesem Zusammenhang auf die Präsenz der Einkäufer von Firmen wie ASOS (UK), zalando (Deutschland), LPP (Polen), TWINSET (Italien), OTTOLINGER (Deutschland), Kazar Group (Polen), WITTCHEN (Polen), GIɅCOMO CONTI (Polen), DochkiSynochki (Russland) und SSENSE (UK). Überdies kamen auch Vertreter von globalen Handelskonzernen und Modeunternehmen wie Al-Yasra Fashion Co. (KSA), LANDMARK GROUP (Dubai), NAMSHI (Dubai), ARIAT International (USA), EVERLANE (USA), JOHN ELLIOTT (USA) und COACH (USA).
Im Rahmenprogramm fanden Panels, Trendtalks und Diskussionsrunden zu Themen wie Nachhaltigkeit, digitale Transformation und internationale Märkte statt. Experten aus Handel, Industrie und Verbänden diskutierten über die Anforderungen an Lieferketten, über neue Technologien und über die Rolle von Nearshoring. Auch für die kommenden Jahre planen die Organisatoren, die internationale Reichweite der IFCO weiter auszubauen. Delegationen aus Nordamerika und Asien sollen gezielt verstärkt werden, ebenso Kooperationen mit internationalen Handelsverbänden.
„Die türkische Modeindustrie hat in den vergangenen Jahren trotz globaler und konjunktureller Herausforderungen ihre strategische Bedeutung unter Beweis gestellt. Mit einem Anteil von 3,2 Prozent an den weltweiten Bekleidungsexporten und als drittgrößter Lieferant der EU bleibt sie ein Motor für Wachstum und Innovation. Heute setzen wir mit hoher Produktqualität, starkem Design, Digitalisierung und konsequenten Nachhaltigkeitsmaßnahmen – von Recycling über CO₂-Reduktion bis soziale Compliance – neue Standards. IFCO markiert dabei einen wichtigen Meilenstein: Es zeigt, wie wir die Transformation nutzen, um Istanbul als einen der führenden internationalen Fashion Hubs der Zukunft zu etablieren“, sagt Mustafa Gültepe, Präsident TiM und İHKİB. Dabei ist klar, der Weg nach ganz oben ist keine steil ansteigende Gerade. Die nächste Ausgabe ist für Februar 2026 angesetzt, erneut im Istanbul Expo Center.