Die Zukunft ist digital anders

EK/servicegroup

Peter Bierhake © EK/sericegroup

Autor: Markus Oess

In der Öffnung in mehrere Branchen hinein sieht die EK/servicegroup einen Gegenentwurf zum Einerlei der internationalen Filialunternehmen. Abwechslung ist das Stichwort – und das gilt auch für die Sortimente, in denen neue Marken ebenso ihren Platz haben wie die nach dem Zusammenschluss neu formierten Eigenmarken der Verbundgruppe. Wie Sütegro-Chef Peter Bierhake seine Mitgliedshäuser wettbewerbsfähig halten will und wie er die digitale Zukunft des stationären Handels sieht.

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 „Unsere Händler haben in den zurückliegenden vier Wochen sehr ordentlich nach einem schwierigen Jahresstart verkauft. Dank des guten Wetters lagen die Umsätze im April zweistellig im Plus. Das sorgt natürlich für eine gute Stimmung zum Start in die vor uns liegende Orderrunde. Wir glauben, dass wir unterm Strich mit einem leichten Plus aus dem ersten Halbjahr gehen“, zieht Peter Bierhake, Chef der Sütegro, Fashion-Tochter der Multi-Verbundgruppe EK/serivcegroup, Bielefeld, für seine Anschlusshäuser gegenüber FT Bilanz.

Auch mit der Entwicklung auf Ebene der Verbundgruppe kann Bierhake durchaus gut leben, wie er sagt: „Mit Fashion liegt die EK knapp 2 Prozent im Plus. Damit sind wir angesichts der schwierigen Marktbedingungen sehr zufrieden. Uns ist es gelungen, unsere Anschlusshäuser dank starker Leistungen enger an uns zu binden. Natürlich hat auch der Zusammenschluss mit der EURETCO viel dazu beigetragen. In der EK stehen Deutschland und die Niederlande für einen Fashionumsatz von rund 500 Millionen Euro.“

Auch mit der Fashion stellen die Bielefelder ihre Aktivitäten in einen größeren internationalen Kontext. Neben den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen sie ihre Aktivitäten auch in Frankreich, Benelux und Osteuropa ausbauen. „Wir haben inzwischen aus diesen Ländern auch gute Kontakte zu größeren Multibranchen-Händlern, die aus genau diesem Grund mit uns zusammenarbeiten wollen“, berichtet Bierhake. „Wir wachsen auf der einen Seite durch neue Mitglieder, die sich als Multibranchen-Händler aufstellen, und begleiten aber auch unsere Mitglieder auf diesem Weg, den wir als gute Alternative zur Fixierung auf eine Branche sehen, Chancen und Risiken auf mehrere Märkte zu verteilen.“

Speziell in der Fashion bleibt für den Sütegro-Chef die größte Herausforderung, die Frequenz und den Durchschnittsbon zu steigern. Zwar seien die Wachstumsraten des Online-Handels gerade auch im Bereich Fashion nicht mehr so hoch wie noch vor kurzer Zeit, aber er wachse weiterhin. „Wir brauchen zum einen spannende, auch überraschende Sortimente in den Läden, damit die Kunden tatsächlich kommen und vor allem das Geschäft auch nicht gleich wieder verlassen, sondern bleiben und stöbern. Wir müssen aber gleichzeitig auch technologisch auf der Höhe der Zeit sein, um das Signal auszusenden, dass wir nicht stehen bleiben. Dort sehen wir große Zukunftschancen für den stationären Handel. Nicht mit einem eigenen Online-Shop, sondern in der Kommunikation und mit dem Service im Laden selbst. Unsere Aufgabe ist es, unsere Händler dabei bestmöglich zu unterstützen“, folgert Bierhake.

Die Verbundgruppe hat in der Mode zwei wichtige Projekte angeschoben. So arbeiten die Bielefelder intensiv an einem europäischen Data Warehouse. „Wir werden in sehr naher Zukunft europaweit auf Artikel-Ebene lokale Abverkaufszahlen auswerten können, um die Wertschöpfung optimal aussteuern zu können. Davon profitieren nicht nur die Händler selbst, sondern auch die Industrie, der wir den Datenpool ebenfalls zugänglich machen. Wir haben uns personell verstärkt und zwei Key Accounts eingestellt, die die Händler vor Ort beraten. Wir werden verstärkt auf die Beratung vor Ort anhand solcher Datenanalysen setzen“, sagt Bierhake.

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Außerdem fährt der Verbund in den Niederlanden mit zehn Händlern einen Test, die eine App einsetzen, welche auf die eigenen Lagerbestände und die der Industrie zugreifen kann. Das gehe in Richtung elektronische Regalverlängerung. „Ich gehe davon aus, dass wir dann im kommenden Jahr das System in den Rollout bringen werden“, schätzt Bierhake.

Die Eigenmarken wurden bereits internationalisiert und allen Händlern zugänglich gemacht. In Shape, BORN WITH APPETITE und St. Barth sind seit der letzten Herbst/Winter-Saison in den Niederlanden und Deutschland gleichermaßen verfügbar. „Über alle Warengruppen hinweg haben wir damit zwischen 2 und 3,5 Prozent zugelegt. Im nächsten Schritt werden wir auch das Produktmanagement selbst internationalisieren und nach Hoevelaken verlagern, aber immer paritätisch von Deutschen und Niederländern besetzt“, kündigt Bierhake an. Die Neuausrichtung soll das Eigenmarkenangebot stärken. Bierhake rechnet mit einem Zuwachs im zweistelligen Bereich in der kommenden Frühjahr/Sommer-Saison. „Das ist das, was wir von unseren Händlern gespiegelt bekommen. Und hier schließt sich der Kreis. Wir brauchen Sortimente, die Kaufwünsche auslösen und die Sie in Ihrer Gesamtheit bei keinem anderen Anbieter bekommen. Unsere Eigenmarken erfüllen genau das und sie bieten auskömmliche Margen. Wir werden gezielt nach Holland einladen und in Hoevelaken allen Händlern auf der Style & Dress und Man&zo (30. bis 31. Juli) unsere Eigenmarken, aber auch spannende, auf dem deutschen Markt noch unbekanntere Marken vorstellen.“

Ebenso steht in Amsterdam auch die Modefabriek vom 8. bis 9. Juli auf der Liste. Gerade, wenn Händler frische Brands suchten, würden sie hier fündig. „In Berlin sind wir natürlich auch und laden wieder zu unserem Händler-Event ein. Wir bitten am 3. Juli ab 19 Uhr in den Spreespeicher in Berlin. Wir rechnen mit rund 300 Gästen. Diesmal hat die Veranstaltung auch für Nichtmitglieder geöffnet und wir werden die Industrie stärker einbinden. Wir sehen Berlin als wichtigen Modestandort und wollen unser Händlertreffen zu einem festen offenen Event etablieren.“