Und raus bist Du

Made in Prison

Deutschlands berühmtester Knast Santa Fu. (Bild: Oess)

Autor: Markus Oess

Santa Fu – wer’s nicht kennt (die Jüngeren unter uns), denkt da eher an Wild West, an Whiskey und rauchende Colts und an Raufbolde, die ihre Streitlust mit einem Stück Blei im Körper bezahlt haben. Ganz verkehrt liegt man da nicht. Wers kennt (die Älteren unter uns), weiß: Santa Fu ist Deutschlands berühmtester Knast und unter dem Namen werden in einem Sozialprojekt seit zehn Jahren eigene Produkte verkauft. Mit großer medialer Aufmerksamkeit gestartet, ist heute nur wenig davon zu hören. Wurde das Pferd totgeritten? Nein, betont Angela Biermann, Leiterin der JVA Glasmoor, bei der das Projekt angesiedelt ist. Im Gegenteil, Biermann will wieder Gas geben.

WERBUNG

Ein Fußballverein, der am regulären Spielbetrieb teilnimmt und ewiges Heimrecht genießt? Gibt es. Die Eintracht Fuhlsbüttel, vollwertiges Mitglied im Hamburger Fußballverband, spielt seit der Saison 1976/77 in Hamburgs unterster Spielklasse (Kreisklasse). Wundern darf das nicht, denn alle Spieler sitzen eine langjährige Haftstrafe ab. La Mannschaft quartiert in Fuhlsbüttel, besser bekannt als Santa Fu. Die Wortkombination, eine amtsdeutsche Abkürzung St. Fu. für „Strafanstalt Fuhlsbüttel“, riecht nach schweren Jungs und Freiheitswillen. Nach Mord, Totschlag, Zuhälterei und spektakulären Ausbrüchen, die weltweit für Schlagzeilen („Santa Fu und raus bist Du“) sorgten. Das war in den 70ern und 80ern.

Mangelware Personal

Heute sind die Gefangenen nicht weniger gefährlich und trotzdem verebbte mit der Zeit der mediale Sturm zu einem mehr oder weniger lauen Lüftchen. Bis zum zurückliegenden Spätsommer, als ein „Weckruf“ eines Wachbeamten in der Presse für einen Aufschrei der Angst und Empörung sorgte. Schlecht bezahlt, chronisch unterbesetzt und desillusioniert waren die griffigen Worte, die den körperlichen und seelischen Zustand des Wachpersonals einfingen. Der Personalmangel gefährde die Sicherheit der Wachbeamten wie auch der Insassen, denn hinter Gittern gelte das Recht des Stärkeren. Und das Wort Resozialisierung brauche man in Fühlsbüttel, so war zu lesen, gar nicht mehr in den Mund zu nehmen. Vor allem Justizsenator Till Steffen von den Grünen geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, schließlich hatte er vor Jahren mit dafür gesorgt, dass heute weniger Beamte nachrücken als in Pension gehen. 2009 läutete der Senat eine Sparrunde ein und auch die Justizbehörden sollten ihren Beitrag leisten. Steffen entschied in seiner ersten Amtszeit, die Ausbildung im Vollzug für zwei Jahre auszusetzen. „Unsere Personalsituation im Justizvollzug ist angespannt. Die Sicherheitslage ist nicht gefährdet, aber die Arbeitsbelastung ist hoch“, räumt eine Sprecherin der hamburgischen Justizbehörde auf Anfrage von FT ein. „Wir arbeiten intensiv daran, dass sich die Situation verbessert und wir wieder mehr Bedienstete auf den Stationen einsetzen können. Wir haben die Ausbildung massiv verstärkt. Im vergangenen Jahr gab es drei Lehrgänge, im Dezember startet der vierte dieses Jahres. Diese Ausbildungsoffensive wird auch in den nächsten Jahren fortgesetzt. Nach und nach können wir so wieder Personal aufbauen und die Arbeitsbelastung für die Einzelnen verringern. Für eine auskömmliche Personalsituation im Hamburger Vollzug müssen wir auch Strukturveränderungen umsetzen.“ Seit Oktober sei durch 20 neue voll ausgebildete Kräfte eine deutliche Entlastung eingetreten. „Da im kommenden Jahr drei weitere Lehrgänge abschließen, haben wir Ende 2017 das Tal durchschritten und mehr Einstellungen als Altersabgänge.

Vor dem Neustart

Resozialisierung auf dem Abstellgleis? Kaum vorstellbar, werden doch auch unter der Marke Santa Fu im Knast veredelte beziehungsweise zumindest zum Teil hergestellte Produkte verkauft. Zehn Jahre ist es nun her, da haben Gefangene auf eigene Initiative und als freiwilliges Projekt eine „kreative Zelle“, so wurde die Gruppe intern genannt, gebildet, um unter dem Absender Santa Fu Produkte zu entwickeln und in die Vermarktung zu geben. Dies geschah mit dem Anspruch der Anstaltsleitung, neue Wege und Arbeitswelten für die Häftlinge zu eröffnen und so Impulse zu setzen.

Die Gefangenen hatten zusammen mit zwei externen Partnern die Artikel entwickelt, die dann auch deren Realisierung übernahmen. Produkte der ersten Stunde sind unter anderem das Tattoo-Memory, das Pflegeset „Bleib sauber“ mit Seife, Rasierpinsel, Rasierseife und Zahncreme oder das Notizbuch, das mit Knast-Matratzenstoff bespannt wird. Die Produktion und Veredelung wie auch den Versand übernahm allerdings nicht Santa Fu selbst, sondern von Beginn an eine „Enklave“ auf schleswig-holsteinischem Boden, die JVA Glasmoor im freien Vollzug. Die Zelle kam damals im Haus 4 der JVA Fuhlsbüttel zusammen, das von Angela Biermann geleitet wurde. Heute ist sie die Chefin der JVA Glasmoor.

 

Leben nach dem Gefängnis

Angela Biermann war von Anfang an beim Projekt Santa Fu dabei. Heute leitet sie die Vollzugsanstalt Glasmoor.

Um in den offenen Vollzug gelangen zu können, muss der Gefangene in der Persönlichkeit gefestigt sein und er wird im Vorfeld auf Eignung untersucht. Ziel der Sache ist die Resozialisierung mit festem Wohnsitz und möglichst mit einem Arbeitsplatz zum Zeitpunkt der Entlassung. Dazu werden die Gefangenen aus- und weitergebildet und in den anstaltsinternen Abteilungen beziehungsweise Werkstätten wie Tischlerei oder Garten- und Landschaftsbau eingesetzt. Oder eben für Santa Fu. Angela Biermann, die die Geburt von Santa Fu hautnah miterlebt hat, leitet seit 2009 die JVA Glasmoor. FT sprach mit der Diplom-Psychologin über Wiedergutmachung, Jahreskalender und Modernisierung.

FT: Schwere Jungs, die Fußball spielen, Tattoo-Memory auf muskelbepackten Oberarmen – geht es bei der Marke Santa Fu nicht auch um ein Stück Knastromantik und um Gänsehaut, wenn ich ein T-Shirt trage, das Mörderhände angefasst haben?

Angela Biermann: „Nein, wenn Menschen eingesperrt werden, hat das nichts mit Romantik zu tun. Schon gar nicht mit den Gründen, weswegen sie verurteilt wurden. Aber es soll helfen, das Geschehene mit einigem Abstand zu verarbeiten und an der Gesellschaft wieder etwas gutzumachen. Da hilft auch ein Stück Selbstironie. Bei der kreativen Zelle haben keine zehn Leute mitgemacht. Nicht jeder wollte da rein. Das haben die Gefangenen in ihrer Freizeit gemacht. Und auch nicht jeder Verbraucher will sich unbedingt gruseln. Santa Fu ist ein Sozialprojekt.“

FT: Warum haben die Verantwortlichen 2006 das Projekt auf den Weg gebracht?
„Wir sind immer daran interessiert, Menschen sinnvoll zu beschäftigen und auf das Leben nach dem Gefängnis vorzubereiten. Neue Arbeitsplätze mit einem festen Bezug in die Welt draußen sind hierfür ein wichtiger Anknüpfungspunkt. „

FT: Dann ist Santa Fu auf den Weißen Ring zugegangen?
„Es war von Anfang an klar, dass bei dem Projekt der Weiße Ring mit im Boot sein musste. Schließlich geht es auch um ein kleines Stück Wiedergutmachung, wenn das überhaupt möglich ist. Die Organisation kümmert sich um die Opfer von Kriminalität, dafür erhält sie auch Gelder aus den Gewinnen.“

FT: Bei Start war es noch eine Public-private-Partnership mit zwei Privatfirmen?
„Ja, diese kümmerten sich bis Ende des vergangenen Jahres um die Umsetzung der Produktideen und um die Werbung. Seit Anfang des Jahres machen wir alles allein. Leider ist das Produktprogramm etwas in die Jahre gekommen. Wir werden jedes einzelne Produkt auf den Prüfstand stellen müssen und wollen auch Neuentwicklungen aufnehmen. Da die Entscheidung noch recht frisch ist, den gesamten Ablauf von Glasmoor aus zu steuern, stehen wir hier noch am Anfang.“

FT: Das meiste wird aber extern gefertigt und die Veredelung erfolgt dann hier in Glasmoor …
„Genau. Wir stempeln zum Beispiel die Kapuzenshirts oder die Kochschürzen. Jede Sendung wird aufwendig verpackt und von hier aus auch verschickt.“

FT: Wie viele Gefangene arbeiten an dem Projekt mit?
„Die Gefangenenarbeitsplätze werden regelmäßig durchgewechselt. Derzeit ist der Bereich mit einer Gefangenen besetzt. Läuft alles nach Plan, werden hier drei bis fünf Gefangene eingesetzt.“

FT: Können die Gefangenen über ihren Einsatz mitbestimmen?
„Wir teilen die Gefangenen nach ihren Fähigkeiten und Interessen zur Arbeit ein. Praktisch geht es aber nicht ohne Einvernehmen. Die Stempelung der Textilien erfolgt tatsächlich händisch, nicht maschinell. Die Gefangenen müssen ein gewisses Geschick mitbringen.“

FT: Was war das bislang erfolgreichste Produkt?
„‚Alarm’, eine Art ‚Mensch ärgere dich nicht’ in umgekehrter Richtung mit einigen Abwandlungen, läuft richtig gut. Textilien wie Kapuzen- und T-Shirts verkaufen sich noch ganz gut. Aber Bestseller ist das Kochbuch. Ein Künstler, der lange Jahre in Santa Fu einsaß, hat es mit Aquarellfarbe illustriert. Auch das Tage- und Nächtebuch, ein Notizbuch, wird gern gekauft und ist als Geschenk stets willkommen.“

WERBUNG

FT: Was hat der Künstler verbrochen?
„Ich verstehe Ihre Neugierde, aber das darf ich Ihnen nicht sagen.“

FT: Gab es auch richtige Flops?
„Oh ja, unser Jahreskalender. Es wurden Zahlen von 1 bis 12 in der Nahaufnahme fotografiert, die in Santa Fu, also drüben in Fuhlsbüttel, angebracht waren. Die Idee mag gut gewesen sein, allein die Zahlen in der Nahaufnahme waren alles andere als ein optischer Leckerbissen. Obendrein kam der Kalender viel zu spät in die Distribution, um die Auflage anständig zu vermarkten. Der Kalender floppte komplett und wir konnten die Exemplare nicht einmal verschenken, sondern haben sie schlicht entsorgt.“

FT: Wie ist der Vertrieb organisiert?
„Wir beliefern rund 50 Handelspartner vor allem hier aus der Region, aber auch bundesweit. Diese ordern bei uns und werden regelmäßig über den Paketdienst beliefert. Wir stellen allerdings das komplette Projekt auf neue Füße und das gilt auch für den Online-Shop, den wir aus diesem Grund nur auf Sparflamme halten. Auch eine Direktbestellung von Einzelpersonen in der Anstalt ist möglich.“

FT: Wie kommen Sie an Händler?
„Das ist auch ein Feld, das wir erst wieder beackern müssen, um neue Händler zu finden. In den Anfängen war die mediale Resonanz so groß, dass wir keine großartige Händlerwerbung machen mussten. Jetzt ist das Thema Werbung und Publicity etwas eingerostet. Wir hoffen, dass uns Gespräche wie diese helfen.“

FT: Wie sehen für diese Artikel die Konditionen aus?
„Wir kalkulieren in aller Regel mit einem Aufschlag von um die 2,0. So liegt zum Beispiel der EK für ein T-Shirt bei 12 Euro, der VK bei 29,90 Euro. Beim Trikot des Fuhlsbüttler Fußballvereins (Nike, Langarm) liegt der EK bei 40 Euro, der VK bei 79,90 Euro und bei der Kochschürze sind es 10 Euro beziehungsweise 19,90 Euro.“

FT: Wie fällt die wirtschaftliche Bilanz aus?
„In den Anfängen hatten wir jedes Jahr sehr hohe Umsätze, die wir nun erneut anstreben.“

FT: Wo sehen Sie die Kapazitätsgrenzen?
„Selbst wenn fünf Gefangene eingesetzt werden, bleibt die Produktionsmenge ziemlich überschaubar, da ja jedes Produkt einzeln hergestellt, veredelt oder verpackt wird – also viele Unikate unter den Produkten sind. Ich wäre glücklich, wenn wir wieder an die alten Erfolge anknüpfen und vielleicht ein paar Prozentpunkte draufpacken könnten.“

FT: Zwischendurch war die mediale Aufmerksamkeit durchaus groß. Heute macht Santa Fu auch durch Personalmangel und Sicherheitsprobleme von sich reden. Im Sommer haben sich Mitarbeiter öffentlich beklagt, dass das Wachpersonal chronisch unterbesetzt sei und mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen habe. Macht sich die Unterbesetzung im Vollzug auch hier bemerkbar?
„Hier ist weniger der Sicherheitsaspekt als vielmehr der Betreuungsbedarf ein Thema. Aber auch wir können derzeit nicht alle frei werdenden Stellen wiederbesetzen. Die Behörde hat durch verstärkte Ausbildung reagiert. Im Moment warten wir alle im Vollzug, bis die erste Ausbildungswelle durch ist und wir auf neues Personal zugreifen können.“

FT: Heißt das, dass auch das Projekt auf der Kippe steht?
„Nein, wir haben dafür keine zusätzlichen Stellen in unserem Personalschlüssel. Das Projekt muss mit dem vorhandenen Team laufen. Auch wenn uns an dem Projekt wirklich viel liegt, stehen andere Dinge in der Priorität weiter oben. Aber es gibt keine Anzeichen, dass aus Personalmangel das Santa-Fu-Projekt gefährdet wäre. Im Gegenteil, es hat gerade in diesem Jahr durch die Übernahme nach Glasmoor neue Fahrt aufgenommen.“

Zur Person: Resozialisierungsprojekt
Angela Biermann ist seit 2009 Anstaltsleiterin der JVA Glasmoor. Die Diplom-Psychologin betont, der offene Vollzug in Glasmoor bereite die Gefangenen intensiv auf das Leben nach der Haftzeit vor und schaffe Übergänge, insbesondere durch Arbeit/Qualifizierung und Hilfe bei der Lösung individuell vorhandener Problemlagen. „Resozialisierung ist eine Kernaufgabe des offenen Vollzugs. Ich begleite das Projekt Santa Fu seit den Anfängen im geschlossenen Vollzug der JVA Fuhlsbüttel mit der Produktentwicklung durch Gefangene in der ,Kreativen Zelle‘ und der Zusammenarbeit mit vollzugsexternen Kooperationspartnern. Wichtig ist mir besonders auch die Kooperation mit dem Weißen Ring e.V.“

 

Alltag im offenen Vollzug

Im August 1922 wurde der Gefängnisverwaltung Hamburg das Glasmoor zur Bewirtschaftung überlassen, nachdem bereits seit 1917 Gefangene für das Kriegsversorgungsamt durch den Torfabbau die Hamburger Brennstoffversorgung sicherstellten. Heute ist Glasmoor auf 209 Gefangene ausgelegt, davon sind ganze 19 Plätze einer eigenen Frauenabteilung zugewiesen. Die JVA ist voll belegt und die Wartezeit auf einen Platz kann bis zu sechs Wochen dauern. In Glasmoor sitzen einige ihre Ersatzfreiheitsstrafe ab, aber auch Schwerverbrecher versuchen, im offenen Vollzug wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Gemessen an den Bedingungen in Fuhlsbüttel ist der Alltag in Glasmoor spürbar liberaler. So gibt es hier keinen Einschluss. Aber nur wenige Gefangene leben dort in Einzelunterbringung. Die große Mehrheit muss sich mit mehreren Personen einen Schlafsaal (bis zu acht Betten) teilen. Auch aus diesem Grund wird auf Nachtruhe geachtet. Es gibt auch Eingangskontrollen, um das Einschleusen verbotener Geräte wie Handys (aus Datenschutz verboten) oder Substanzen (Drogen) zu verhindern, was aber nicht immer gelingt. Jeder Gefangene hat ein Schließfach, in dem er Wertsachen für den täglichen Bedarf, wie etwa den Geldbeutel, verschließen kann. Sein Handy muss er an der Pforte abgeben. Im kommenden Jahr soll nun die Kapazität auf 231 Plätze ausgebaut werden, dann werden mehr Einzelhafträume geschaffen und die Mehrfachunterbringung zurückgebaut. „Geplant ist, den Standort Glasmoor um ein Hafthaus zu erweitern und die bestehenden Häuser zu modernisieren“, erläutert eine Sprecherin der Justizbehörde Hamburg. Dafür wurden Mittel in Höhe von 16,9 Millionen Euro von der Bürgerschaft bewilligt. Nach Berücksichtigung der Grundsätze des kostenstabilen Bauens und einer Fortschreibung der Planung haben sich im vergangenen Jahr Mehrkosten von rund 16,7 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung ergeben.

Abschied in die Arbeitswelt

Von Anfang an werden Vollzugslockerungen gewährt. Unter anderem tageweise Ausgänge, Freistellung von der Haft für mehrere Tage und Freigang bis rund um die Uhr (um den Gefangenen den nötigen Freiraum zu geben, sich wieder einzugliedern; etwa um einer geregelten Arbeit auch im Schichtbetrieb nachgehen zu können). Gut 60 Prozent der Gefangenen sind Freigänger, die außerhalb der Anstalt einer Ausbildung oder Arbeit nachgehen. Dennoch werden individuelle Kernzeiten festgelegt, zu denen der Gefangene anwesend sein muss. Die Wiedereingliederung im offenen Vollzug wird engmaschig betreut. Um die Begleitung der Gefangenen draußen kümmern sich zwei Sozialarbeiter als Abteilungsleiter, eine Sozialpädagogin im Übungsmanagement und ein Sozialpädagoge, der als Arbeitsinspektor Fragen rund um die Arbeit der Gefangenen draußen vor Ort regelt. Arbeitgeber verpflichten sich, die JVA über Unregelmäßigkeiten direkt zu informieren.

Für ihre Arbeit in der JVA werden die Häftlinge auch entlohnt. Ein Teil des Geldes wird auf der Zahlstelle, welche die Gelder der Gefangenen verwaltet, als Überbrückungsgeld angespart. In der Regel bewegt sich das bei rund 1.500 Euro. Auch das Geld, das im Freigang bei Dritten verdient wird, soll auf die Zahlstelle der JVA auf das dort geführte Konto der Gefangenen überwiesen werden. So soll unter anderem sichergestellt werden, dass Schulden getilgt werden, denn viele der Häftlinge sind überschuldet. Meist bleibt ihnen ein Hausgeld von circa 100 bis 120 Euro, wenn sie keine Freigänger sind, sondern in der JVA arbeiten, von dem sie dann Kaffee oder Zigaretten kaufen. Die Freigänger werden übrigens auch an den Haftkosten beteiligt, abgestuft nach Einkommenslage. Auch Essen, Art der Unterkunft und persönliche Situation werden bei der Berechnung der Haftkosten berücksichtigt.