Galeria Kaufhof: Kreditversicherung ist praktisch weg

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Kreditversicherer EULER HERMES hat seine Deckungszusagen gegenüber Lieferanten um 80 Prozent reduziert

„Unsere Lieferanten können beruhigt sein. Bei HBC pflegen wir eine starke Partnerschaft mit unseren Lieferanten und werden unser starkes Wachstum durch die Expansion von Hudson’s Bay in die Niederlande sowie Saks OFF 5TH in Deutschland und Holland fortsetzen. Uns steht eine globale 2,25 Milliarden US-Dollar Kreditlinie zur Verfügung, die die Kreditlinien der Kreditversicherer bei unseren Lieferanten in Europa ergänzt. Von Zeit zu Zeit überprüfen die Kreditversicherer ihre Risikolage und passen diese an die Marktgegebenheiten an.“

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Mit diesen Worten reagiert die Muttergesellschaft Hudson’s Bay Company (HBC) gegenüber FT auf einen Bericht des Nachrichten-Magazins ‚der Spiegel’ wonach die Kaufhof-Geschäftszahlen dazu geführt haben, dass der Kreditversicherer EULER HERMES seine Deckungszusagen gegenüber Lieferanten um 80 Prozent reduziert hat. Der Spiegel beruft sich dabei auf die dann üblichen Lieferantenschreiben des Kreditversicherers.

„Eine solches Vorgehen eines Kreditversicherers ist stets kein gutes Omen, da dieser offenbar erhebliche Zweifel an der uneingeschränkten Bonität von Galeria Kaufhof bekommen hat“, sagt Alexander Langhorst, Analyst bei GSC Research, Düsseldorf. „Die mit großen Erwartungen und Ankündigungen (‚bigger, better, more exiting’) verbundene Übernahme von Galeria Kaufhof durch die kanadische Hudsons Bay Company scheint nunmehr gut 2 Jahre nach Abschluss doch ins Stottern zu geraten. Wie aus Marktkreisen zu vernehmen ist, hat Galeria Kaufhof erstmals seit langem wieder rote Zahlen geschrieben und kämpft auch mit einem Personalkarussell in der Führungsebene und scheint auch mit den neuen Eigentümern etwas das Gefühl für die Wünsche der Kundschaft verloren zu haben. Ein solches Vorgehen kann schnell zu erheblichen Engpässen bei der Warenversorgung führen, da Lieferanten ohne Kreditversicherung oft nur gegen Vorkasse liefern. Gerade mit Blick auf das zweite Halbjahr und das im Handel entscheidende Weihnachtsgeschäft ist dies eine denkbar ungünstige Nachricht. Lieferanten und Geschäftspartner sollten hier die weitere Entwicklung beobachten und abwarten, ob Hudsons Bay – immerhin auch Eigentümer der Luxuskaufhäsuer Saks Fifth Avenue – hier doch noch unterstützend eingreift“, betont Langhorst.

Glauben an Bonität weitgehend verloren

Ein Sprecher von Galeria Kaufhof ist gegenüber FT dagegen sichtlich bemüht, die Lieferanten zu beruhigen: „Wir pflegen eine starke Partnerschaft mit unseren Lieferanten und arbeiten kontinuierlich daran, wie wir gemeinsam ihre und unsere Marken erfolgreich und innovativ für unsere Kunden voranbringen können. Wir setzen uns für den Erfolg unserer Lieferanten ein und eröffnen ihnen mit dem rasanten Ausbau unseres Europageschäfts zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten.“

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Der Spiegel zitiert aus dem Schreiben, wonach die Entscheidung auf der Bewertung der vorliegenden Geschäftszahlen basiere und die Ergebnisse der Analysen keine anders lautende Entscheidung zuließen. „Die Entscheidung bedeutet, dass EULER HERMES den Glauben an die Bonität von Galeria Kaufhof offenbar weitgehend verloren hat“,  heißt es in dem Bericht. Galeria Kaufhof führt 97 Filialen in Deutschland sowie 16 Kaufhäuser in Belgien unter dem Namen Galeria Inno. Im Oktober 2015 übernahm der kanadische Konzern Hudson’s Bay Company (HBC) die Warenhauskette für 2,8 Milliarden Euro.

„Die versprochenen Investitionen blieben aus. Stattdessen hat die Muttergesellschaft HBC der deutschen Tochter horrende Mieterhöhungen für die Kaufhof-Immobilien aufgezwungen, im vergangenen Geschäftsjahr schrieb Kaufhof erstmals seit Langem rote Zahlen“, heißt es weiter im Spiegel. EULER HERMES selbst gibt grundsätzlich keine Stellungnahme zu Einzelwerten ab, wie eine Sprecherin gegenüber FT betont. „Wir dementieren diesen Brief aber auch nicht.