Listen and Learn

#FASHIONTECH Berlin

Speaker aus den Bereichen Design, Industrie und Handel teilten ihr Fachwissen auf der Bühne und in Workshops. (©Premium Group)

Autor: Maximilian Fuchs

Zur siebten Edition der #FASHIONTECH im Januar 2018 hat die Premium Group ihr Konferenzformat weiter geschärft. Die Veranstaltung fand zum ersten Mal im Obergeschoss des „Kraftwerks“ statt. Die Vorträge der hochkarätigen Speaker und auch die Masterclasses, Workshops zur Vertiefung von bestehendem Wissen, waren extrem gut besucht. 4.200 Besucher nutzten die Chance, um sich hier über die Trends und Techniken von morgen zu informieren. Dabei zeigte die #FASHIONTECH erneut, dass sie ihrer Rolle als Content-Hub und Austauschplattform für Design, Industrie und Handel gerecht wird.

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Im Fokus der Konferenz standen die drei Themenbereiche Digital Marketing & Communication, Wearables & Smart Textiles sowie E-Commerce und die Zukunft des Retails. Vor allem die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz sorgen über alle Bereiche hinweg für Dynamik. Was das für den Handel bedeutet, zeigte OUTFITTERY. Der Online-Händler bietet seinen Kunden ein „kuratiertes Shoppingerlebnis“ – heißt also, dass die Kunden mit fertig zusammengestellten Outfits beliefert werden, ein manuelles Aussuchen der Ware durch den Kunden entfällt. Stattdessen wird ein Profil mit Vorlieben und Markenpräferenzen angelegt. Die Zusammenstellung der Looks erfolgt über Stylisten, die komplette Outfits kombinieren und versenden. Dieser Service erfreut sich immer größerer Beliebtheit, vor allem bei Männern. In einem Experiment ließ OUTFITTERY einen Stylisten gegen einen Computer antreten, der mit den Vorlieben von über 500.000 Kunden gespeist wurde. Auch wenn es in dem Testprojekt „nur“ um Socken ging, ist das Ergebnis frappierend. Mit 56 Prozent konnte sich das vom menschlichen Stylisten ausgesuchte Sockendesign knapp gegen die Vorhersage des Algorithmus durchsetzen. Es macht deutlich, welche Stellenposition Big Data einnimmt, und auch die Gründerin von OUTFITTERY, Anna Alex, ist sicher: „Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz wird weiter wachsen“.

Digital First Strategy

Das 1977 in München gegründete Luxuslabel MCM ist heute in Besitz von Sung-Joo Kim, die das Label im Jahr 2005 gekauft hat und als Chairperson & Visionary Officer die Geschicke des Unternehmens leitet. Vor einigen Jahren galt das Label noch als verstaubt und unattraktiv, heute ist MCM wieder zu einer begehrten Luxusmarke avanciert. Kim setzt in der Strategie auf „Digital First“ und prognostiziert: „Wer in drei Jahren nicht digital ist, ist weg vom Fenster“. Klassische Stores sieht sie mehr als Showrooms, es passiert also eine Verschiebung vom Point of Sale zum Point of Experience. Der eigentliche Verkauf soll laut ihrer Vision im Internet erfolgen – deshalb sei es essenziell, dass die Website responsiv gehalten ist (also auf allen Endgeräten darstellbar) und der Kunde mit wenigen Klicks von der Bestellung zum Check-out gelangt.

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Grenzen aufbrechen

Dem Thema der „nahtlosen User Experience“ haben sich die Experten Charles Bernard und Etienne Martin (beide Product Manager, lyst) in ihrem Vortrag gewidmet. lyst ist eine Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus der Vielzahl von Produkten und Angeboten eine Auswahl für ihre Kunden zusammenzustellen – ähnlich, wie man es beispielsweise von trivago bei der Hotelsuche kennt. In einem Projekt hat sich das französische Unternehmen mit der Frage beschäftigt, wie sich die Vorzüge des stationären Handels in die Online-Welt migrieren lassen – und umgekehrt. Zu den Strategieempfehlungen für den Online-Shop zählen die Experten eine Live-Video-Funktion (mit persönlicher Beratung am Bildschirm), „Try before you buy“ (das Versenden und Austesten der Ware, bevor der Kunde die Kreditkarte zücken muss) sowie die ansprechende und personalisierte Verpackung der Ware (mit einer handgeschriebenen Karte, eingepackt in Seidenpapier).

Wichtig für die „nahtlose User Experience“ ist es, dass alle Datensätze (online und offline) synchron sein müssen. Konkret bedeutet dies, dass die Daten, die Kunden im Online-Shop hinterlassen (angesehene Produkte, Markenpräferenzen, Größen und Farben), auch im Offline-Handel abrufbar sein müssen. Wenn der Kunde also das Ladengeschäft betritt, sollten die Verkäufer vor Ort darauf zugreifen können – und umgekehrt. In der Quintessenz heißt das: Marken und Händler sollten die Online- und Offline-Welt nicht getrennt voneinander betrachten, sondern vielmehr beide Welten als einen Kanal behandeln.