Cotonea: steigt aus Textil-Bündnis aus

©Cotonea

Kein Gehör für kleine Unternehmen

„Der Dokumentationsaufwand ist für kleinere Unternehmen nicht zu leisten“, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter von Cotonea, Roland Stelzer. Er steigt mit seinem Unternehmen aus dem Bündnis für nachhaltige Textilien, das Bundesentwicklungsminister Gerd Müller 2014 nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch ins Leben rief, aus. „Allein damit kann man eine Halbtagskraft beschäftigen. Wir haben keine eigene Compliance-Abteilung wie die Großen.“ Zunächst habe das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zugesagt, kleinen Unternehmen und Verbänden diesen Aufwand wenigstens teilweise zu erstatten. Geschehen sei nichts, heißt es in einer Mitteilung von Cotonea.

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Anfangs seien gerade kleinere Textilhersteller hofiert worden, um von deren Transparenz und Erfahrung zu profitieren. Das Fazit von Cotonea nach vier Jahren Mitgliedschaft: „Die im Leitfaden ‚Wir sind auf dem Weg’ formulierten ökologischen und sozialen Standards erfüllt Cotonea schon lange zu 100 Prozent. Diese Roadmap eignet sich für große Unternehmen, für Cotonea ist die jährliche Dokumentation erreichter Verbesserungen schlicht überflüssig.“  Stelzer ärgert aber auch, dass bei jeder Entscheidung die Forderungen der kleinen Textilhersteller unter den Tisch fielen. „Ich sehe nicht ein, dass nur die großen Unternehmen entscheidungsrelevant sind. Das führt dazu, dass wirklich nachhaltige Vorschläge, die vielleicht mehr Aufwand und Kosten erfordern, nicht aufgegriffen werden.“

Nach Angaben des Unternehmens sind von den 20 kleinen Herstellern, die anfangs dabei waren, noch vier übriggeblieben. „Auch wir ziehen uns nach jetzt vier Jahren, in denen wir uns gemeinsam mit den anderen kleinen Unternehmen sehr stark engagiert haben, aus dem Textilbündnis zurück“, sagt Stelzer. „Aber wir tun das nicht, ohne diese Missstände öffentlich zu machen.“ Mit nur noch drei kleinen Mitgliedsunternehmen sind die Großen nun unter sich und müssen sich mit ‚unorthodoxen’ Vorschlägen nicht mehr beschäftigen.“

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