Menswear – alles Super 100 oder was?

MUNICH FABRIC START

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Autor: Winfried Rollmann

Menswear ist seit Jahren in einem rasanten Veränderungsprozess. Die Garderobe der Contemporary Men hat eigentlich nicht mehr viel gemein mit den sartorialen Vorbildern aus Italien oder dem britischen Gentleman. Sie nimmt sich einen Freiheitsgrad an Modernität, die unverfroren Sporteinflüsse, Street-Kultur, Denim-Fantasie und selbst eine Prise Formality miteinander fusioniert. Männer und Marken mit starkem Fashion-Charakter loten diesen Freiheitsgrad immer weiter aus.

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Ein Großteil der Branche hat Müh,die aktuellen Veränderungsprozesse zu verstehen, ihnen zu folgen, sie zu integrieren und Erfolge daraus zu generieren. Es ist eine Reise ins Unbekannte, für die es noch sehr wenig GPS-Daten gibt. Was wir mit ziemlicher Sicherheit wissen: Fast nichts bleibt beim Alten. Männer erwarten heute zu Recht stilistische Antworten für ihr modernes Leben.

  1. Die Garderobe muss der Sneakerlässigkeit und Funktionalität folgen, aber dennoch smart sein.
  2. Männer erwarten authentische Materialien mit „Seele“, wenn möglich nachhaltig.
  3. In Zeiten von Instagram muss ihr Look visuell, individuell überzeugen, anonymes Einerlei ist ein „No-Go“.
  4. Last, but not least muss das Dressing beim Pricing eine clevere Antwort parat haben, die in die Zeit passt.

Das sind die Anforderungen, auf die unsere Branche auch im Sourcing Lösungen finden muss. Was macht die HAKA? Sie fährt zur Ideabiella und arbeitet sich durch Berge sartorialer Exzellenz, die die Moderne nur bedingt abbilden und für den normalsterblichen Einkäufer preislich eigentlich weitab von Gut und Böse sind. Er hat wahrscheinlich das „Déjà-vu“-Erlebnis des kleinen Jungen, der sich am Weihnachtsschaufenster des Luxus-Spielwarengeschäfts die Nase platt drückt, aber um die Unerreichbarkeit seiner Wünsche weiß. Hinzu kommt: Der moderne Mann hat mit der ultimativen Qualität extremster Feinheiten und raffiniertester Rarität immer weniger am Hut. Der Authentic- oder Cool-Faktor ist ihm eindeutig wichtiger.

Es geht nicht darum, die erwiesene Expertise und ästhetische Souveränität italienischer und britischer Stoffprofis anzuzweifeln, aber wir sind verpflichtet, sie mit den Anforderungen der Märkte ins Verhältnis zu setzen. Wo finde ich diese Marktnähe? Wer problematisiert das? Einfache Rezepte dazu gibt es leider nicht, aber wer sich anschaut, wie die MUNICH FABRIC START auf die Herausforderungen der Zeit reagiert, kommt der Sache schon ein wenig näher. Der transversale Ansatz, wie eine Fusion von sportgetriebenem Tech-Einfluss und Handwerk aussehen kann, gehört zur strategischen Ausrichtung der Herbst/Winter-Session der MFS im September. „Die starke und intensive Integration von Technologie und Development innerhalb der Produktsegmente gehört zu den vorrangigen Kompetenzthemen der MFS.“ (MFS-Strategiepapier)


MUNICH FABRIC START

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  • Internationale Textil- und Sourcing-Messe
  • Basic- bis Couture-Stoffe und Additionals für alle Bereiche
  • Mehr als 1.800 Kollektionen von über 1.000 Anbietern
  • Bluezone mit über 100 Brands in Denim und Sportswear
  • Resourcemit spezifischen Sustainability-Anbietern
  • Keyhouse mit Innovation Lab, Seminaren und Lectures
  • Vom 4. bis 6. September 2018, 09:30–18:30 Uhr
  • MOC Munich Order Center, Lilienthalallee 40, München
  • munichfabricstart.com

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Für die HAKA und Sportswearist es höchste Zeit, aus ihrer Schublade zu kommen. Eigentlich wären Arbeitsgruppen von HAKA-Produktprofis und Modellmachern mit Sneakerprofis eine kreative Notwendigkeit.
Wer Streetwear mit Formals verschmelzen will, kommt um Denim und Sportswear nicht herum. Hier zeigt die Bluezone der Munich Fabric Start mit mehr als 100 kompetenten Ausstellern starke Ansatzpunkte. Im Saison-Manifest „Perpetuum Blue“ wird klar auf den Zeitgeistfaktor der Paralleluniversen von High Fashion versus No Fashion oder Individualist versus Pluralist …verwiesen. Einfache lineare Antworten gibt es nicht mehr. Die Diversität der heutigen Welt hat eine hohe Komplexität. Wir müssen versuchen, sie authentisch darzustellen und zu übersetzen. Denim, Hoodie oder Jogg-Pant gehören genauso dazu wie Blazer oder smarter Wollcoat.
In verschiedenen Konferenzen und Round Tablesgehen ausgewiesene Experten aktuellen Fragen, wie zum Beispielder Digitalisierung der Wertschöpfungskette oder Future Fabrics, auf den Grund.
Auch wenn Nachhaltigkeit oft noch kein beworbenes Fashion-Argument ist, werden Männer der Millennials und GenZ immer selbstverständlicher erwarten, dass ihnen Marken einen verantwortungsvollen Textilkonsum ohne Reue und Mogelpackung garantieren. Im Segment Resource hebt die MFS Nachhaltigkeit auf die nächste Evolutionsstufe, indem sie authentische Marken mit Lieferanten und entsprechenden Interessengruppen zusammenbringt. In München ist zudem die Anbindung an authentische, gewachsene Produkte, die Heimatgefühl vermitteln, lebbar. Ob Walk oder Loden, trachtige Jacquards oder Liberty Prints liefern sie ein probates Gegenmittel gegen seelenlosen Modernismus.
Die deutschen Textilien sind weltweit verrufen,dem textilen Preisdumping Vorschub zu leisten, weil sie sich bemühen, die von den Märkten geforderten klar definierten Preislagen in den Mengensegmenten zu erfüllen. Es gibt Messen, die gezielt mit exklusiver Kreation vor allem Avantgarde- und Luxusnischen des Markts bedienen. Es ist eine Entscheidung, sich vom Kraftstrom des Mengenmarkts zu verabschieden.
Die entscheidenden Player des Modemarkts sind heute mehr denn je gezwungen, mit einem weltweiten Sourcing marktgerechte Angebote abzugeben. Türkei und Asien sind dabei weiter stark im Fokus.

Die angesprochenen Veränderungen sind extrem herausfordernd für die HAKA und fordern Kreativität und Mut auf allen Ebenen. Nur den Messen, die mit Neugier und Enthusiasmus diese Herausforderung angehen und in einem fortwährenden Prozess der Optimierung bleiben, gehört die Zukunft.