Individuelle Communitys

Kommentar

Nina Peter
Nina Peter ©FT

Autorin: Nina Peter

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Kollektive, Kollaborationen, Communitys … Gerade für die junge Generation sind Coworking-Spaces, Tauschbörsen, Urlaube über airbnb, Carsharing und Finanzierungsplattformen wie Kickstarter normal. Interessengemeinschaften, Gruppen und Netzwerke sind durch die Digitalisierung nicht mehr lokal begrenzt, Gleichgesinnte für die unterschiedlichsten Lebensbereiche lassen sich durch das Internet überall auf der Welt finden. Die Möglichkeiten, Projekte über die eigenen Landesgrenzen hinaus anzustoßen, sich zu einem internationalen Netzwerk zusammenzuschließen und so Potenziale zu schaffen, die die Chancen auf Erfolg maximieren, bieten neuen Raum für Ideen und kreative Lösungsansätze. In einer maximal individualisierten Gesellschaft zu leben, heißt demnach nicht gleich, alle Wege allein zu beschreiten, sondern durchaus, sich Gemeinschaften und Gruppen anzuschließen, die über den lokalen Verbund hinausgehen. Die Bereitschaft dazu ist hoch, ebenso wie die Offenheit für ein weltweites Vernetzen. airbnb ist ein Paradebeispiel für diese Art der Bereitschaft. Der Vorteil der Plattform ist, dass das Angebot groß ist, durch den Anbieter abgesichert wird und dennoch aus einer extrem individuellen und lokalen Auswahl besteht. Diese Mischung trifft den Nerv der Zeit.

Auf modischer Ebene gibt es zahlreiche Ketten, Filialisten und Kaufhäuser, in denen uns die gleichen Marken und die gleichen Sortimente begrüßen – dass das nicht mehr gut funktioniert, nicht mehr spannend genug ist und den Käufer eher in den unüberschaubar großen und durchaus auch anstrengenden Online-Markt treibt, ist deutlich spürbar. Dennoch gibt es sie noch, die Einzelhändler, die ihrem Sortiment eine individuelle und lokale Note geben, die Kollektionen zeigen, die nicht bei jedem Online-Anbieter erhältlich sind, und die mit ihrer modischen Ausrichtung aus der Masse herausstechen. Den Preiskampf gegen die großen Anbieter können sie sicherlich nicht gewinnen, aber diesen Anspruch muss ein Einzelhändler auch nicht haben, denn das passt auch nicht zu einem individuellen Angebot. Bei airbnb bucht man auch nicht die günstige Ferienwohnung im Häuserkomplex einer Urlaubsanlage, während die teurere, dafür besonderere, liebevollere und charakteristischere Wohnung im Ortskern ebenfalls angeboten wird. Der Preis ist also nicht das Kaufargument. Den regionalen Einzelhandel daher zu wahren, mit Verbundgruppen zu stärken und zu unterstützen, um zeitgemäß und konkurrenzfähig zu bleiben, hört sich nach einem guten Rezept an – vor allem dann, wenn das Konzept nicht auf eine sichtbare Gleichschaltung des Angebots abzielt, sondern die Chancen auf Individualität und Lokalität bestehen bleiben.

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